Rosenherz-berbKopie
zu
sehen war, den Fausto Albanelli am Hauseingang getroffen haben
wollte.
«Ist
er das?»
«Und
ob er das ist. Wo haben Sie das her?» «Egal! Erzählen Sie weiter!»
«Wir
haben ihn uns nochmal vorgeknöpft, aber an seinem Alibi war nicht zu
rütteln. Er sagte aus, er habe Karin Rosenherz überreden
wollen, die Nacht in der Villa Lichtenberg zu verbringen. Als die
Rosenherz abgelehnt hat, habe man sich zwei andere Mädchen
bestellt.»
«So
hat er das gesagt?»
«Ja.»
«Mit
Mädchen hat er Prostituierte gemeint?»
Köhler
hob die Brauen, ohne auf die Frage einzugehen: «Wir haben die beiden
aufgesucht und befragt. Beide haben die Aussage des Mannes
bestätigt. Damit hatten wir die Freunde von Philipp Lichtenberg und
die beiden Mädchen, die bestätigt haben, dass er die Villa seiner
Eltern nicht verlassen hat. Vier Zeugen gegen Albinelli.»
«Erinnern
Sie sich noch daran, wie diese Zeugen hießen?»
«Natürlich»,
sagte Köhler. Marthaler ließ sich die Namen nennen und schrieb sie
in sein Notizbuch.
«Und
Sie haben den Aussagen der vier geglaubt? Sie haben nicht auf
einer Gegenüberstellung mit Albanelli bestanden?»
«Genau
das wollte ich! Aber ich bin zurückgepfiffen worden. Ich bekam
einen Anruf aus dem Justizministerium. Die
Lichtenbergs
waren eine angesehene Familie, mit der es sich niemand verderben
wollte. Ich wurde ausgebremst.»
«Und
Sie haben sich ausbremsen lassen.»
«So
lief das damals, Herr Hauptkommissar. So lief es im Fall Nitribitt,
und so lief es bei der Rosenherz. Und wenn Sie ehrlich sind, müssen
Sie zugeben: Es läuft noch heute so.»
Marthaler
hob die Hände, sagte aber nichts. Er wusste, dass Köhler recht
hatte, wollte ihn aber nicht zu einer neuen Tirade verführen.
«Außerdem
war die interne Fahndung mit dem Phantombild bereits angelaufen.
Kurz darauf erschien es in allen Zeitungen, und die Anzahl der
Spuren wuchs ins Unermessliche. Wir hätten volle Kraft zurückrudern
müssen. Wir hätten uns komplett lächerlich gemacht.»
Marthaler
schwieg. Er trank den letzten Schluck seines Mineralwassers und
stellte das Glas auf den Tisch. Dann stand er auf.
«Das
war ein großer Fehler», sagte er leise.
Der
Alte schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Erschrocken
schaute der Wirt zu ihnen herüber. «Verdammt, Marthaler, Sie haben
keine Ahnung», schrie Köhler. «Sie wissen nicht, wie es damals
...»
Marthaler
brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. «Ich meine nicht
Sie», sagte er. «Ich meine denjenigen, der die Protokolle
dieser Ermittlungen aus den Akten genommen hat. Dieser Jemand
hat einen großen Fehler gemacht. Er hat meinen Verdacht geweckt.
Hätte ich dieselben Informationen wie Sie gehabt, wäre ich
womöglich zu denselben Schlüssen gekommen und hätte das Ganze auf
sich beruhen lassen. Das ist jetzt nicht mehr möglich. Durch dieses
Loch in der Akte weht dem Tater ein ziemlich kalter Wind ins
Gesicht.»
Marthaler
hatte den Hörer abgenommen und sich gemeldet, ohne seinen Namen
zu sagen.
«Was
heißt hier Hallo?», fragte die Stimme am anderen Ende. «Konrad
Morell hier. Mit wem spreche ich, bitte?»
Marthalers
Verwunderung hätte nicht größer sein können. Er hatte die
Nummer der Offenbacher Kripo gewählt und um einen Rückruf gebeten.
Offensichtlich hatte die Sekretärin zwar seine Nummer, nicht aber
seinen Namen notiert.
«Morchel»,
rief er jetzt in den Hörer. «Ich glaub's nicht. Kurzes, dickes
Morchel! Was machst du denn in Offenbach?»
Marthaler
hörte, wie sein Gesprächspartner schnaufte. Anscheinend hatte
ihn Morell noch immer nicht erkannt.
Sie
hatten sich vor Jahren auf einem Fortbildungsseminar kennengelernt,
hatten sich sofort gemocht und waren für die nächsten zwei Wochen
unzertrennlich gewesen. Konrad Morell war klein, korpulent und litt
unter zu hohem Blutdruck. Er stammte aus dem Odenwald und hatte
lange für die Kripo in Darmstadt gearbeitet. Ein einziges Mal hatten
sie in den vergangenen Jahren für kurze Zeit zusammen im selben Fall
ermittelt, sich später aber wieder aus den Augen verloren. Umso mehr
freute sich Marthaler, ihn nun am Apparat zu haben.
«Gütiger
Gott, Marthaler, du bist erkannt! Aber wenn du nicht willst, dass ich
sofort auflege, vergiss bitte diesen verdammten Spitznamen.
Niemand hier in Offenbach kennt ihn, und ich werde alles dafür tun,
dass das so bleibt. Nenn mich Konrad, nenn mich, wenn es denn sein
muss, Konny, aber nenn mich nie wieder ... Dingsbums.»
«Egal,
wie du genannt werden
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