Rosenherz-berbKopie
Hauptbahnhof.»
«Das
würde sich decken mit der Aussage eines Kellners, der damals gesehen
haben wollte, dass am Hauptbahnhof ein südländisch aussehender Mann
in ihr Auto gestiegen ist. Die
Beschreibung
dieses Kellners ist dann in das Phantombild eingegangen.»
«Ja»,
sagte Lichtenberg, «und über dieses Bild hat Ortmann immer
sehr gelacht. Er fand, der gesuchte Mann habe mehr Ähnlichkeit mit
dem Schlagersänger Abi Ofarim als mit ihm. Egal ... Ortmann rief uns
dann von ihrer Wohnung aus an. Er hatte ihr dreihundert Mark
versprochen. Sie war bereit, uns zu dritt zu empfangen. Stickler
und ich sind ebenfalls in die Kirchnerstraße gefahren ... Tja, so
war das.»
Lichtenbergs
Mund bebte. Marthaler hatte den Eindruck, als wolle er seine
Erzählung hier beenden. «Herr Lichtenberg! Machen Sie weiter!»
«Wir
sind zu ihr hochgegangen. Sie bestand darauf, das Geld im Voraus zu
bekommen. Sie sah wunderschön aus. Ich mochte die Atmosphäre in
dieser Wohnung. Es roch nach Parfüm aus ihren Kleidern. Alles wirkte
so ein bisschen plüschig und verrucht. Ich muss noch heute,
wenn ich das Wort höre, jedes Mal an Karins Wohnung
denken. Ich habe ihr die drei Scheine gegeben, und sie hat sie sofort
in einer kleinen Holzkassette im Küchenschrank verstaut. Dann hat
Ortmann ihr gesagt, was wir wollen.»
«Und
was wollten Sie?»
«Wir
wollten, dass sie bestimmt.
Wir wollten von ihr lernen. Sie sollte mit uns machen, was sie
will. Und ich glaube, ihr gefiel die Idee. Sie hat uns aufgefordert,
uns auszuziehen und vor ihr zu knien. Ich weiß noch, dass ich
wahnsinnig nervös war. Stickler hat gleich einen Rückzieher
gemacht. Er hat sich nackt auf einen Sessel gesetzt und zugeschaut.
Er war noch nie mit einer Frau zusammen gewesen, und wir haben
vermutet, dass er eher auf Jungen stand, was sich später auch
bestätigt hat. Karin ging zu einer Truhe, in der sie ihre
Utensilien aufbewahrte. Sie holte einen Tischtennisschläger
heraus und versohlte Ortmann und mir abwechselnd den Hintern.
Nicht sehr fest. Wir haben gelacht. Ich fand es eher komisch als
erregend. Aber Ortmann fing irgendwann an zu schnaufen. Man merkte,
er war in seinem Element. Na ja, und dann ...»
Lichtenberg
hielt inne. Er schüttelte den Kopf, als wolle er die Erinnerung
loswerden. «Was war dann?»
«Sie
hat etwas von uns verlangt, wovon ich bis dahin noch nie gehört
hatte.»
Wieder
machte Lichtenberg eine Pause. «Nämlich?»
Lichtenberg
sah Marthaler an, hielt aber dessen Blick nicht stand.
«Sie
wollte, dass wir sie ... würgen», sagte er leise.
Marthaler
dachte nach. Auch das stimmte mit den Informationen überein,
die er aus der Akte kannte. Im Bericht des Gerichtsmediziners war
davon die Rede, dass am Hals des Leichnams deutliche Würgemale zu
erkennen gewesen waren.
«Ehrlich
gesagt war ich ziemlich schockiert», fuhr Lichtenberg fort.
«Ich wusste damals noch nicht, dass es sich um eine Vorliebe
handelt, die gar nicht so selten vorkommt.»
«Ja»,
sagte Marthaler. «Die Verringerung der Sauerstoffzufuhr löst
bei manchen Menschen Erregungszustände aus.»
«Aber
es war genau meine Ahnungslosigkeit, die Karin Spaß zu machen
schien: Dass ich ein bisschen schüchtern und linkisch war, dass ich
mich geziert habe. hat sie Ortmann
und mich genannt.»
Marthaler
merkte, dass Lichtenberg sich scheute, weiterzuerzählen, dass
man ihn aber jetzt auch nicht drängen durfte.
«Schließlich
haben wir gemacht, was sie wollte. Sie hatte sich auf ihrem
Himmelbett ausgestreckt. Sie lag auf dem Rücken und hatte die
Beine gespreizt. Ihren Kopf ließ sie nach hinten über die Bettkante
hängen, sodass ihr Hals freilag. Ortmann war zwischen ihren Beinen.»
«Und Sie?», fragte Marthaler.
Lichtenberg
schluckte. «Ich ... ich stand neben dem Bett ... über ihrem Kopf.
Ich war nicht erregt, aber das schien ihr egal zu sein. Ich habe
gezappelt vor Aufregung. Sie nahm meine Hände und legte sie um ihren
Hals. Ich fand das alles nur schrecklich, aber ich wollte mir auch
keine Blöße geben. Das Ganze glich einem Kampf. Und ich habe
mitgemacht. Sie hat uns ermuntert und immer wieder angefeuert.
Ortmann und ich haben sie abwechselnd gewürgt. Dabei ist es
passiert...»
«Was
ist dabei passiert?»
«Auf
einmal hat Karin sich nicht mehr bewegt. Sie hat keinen Ton mehr von
sich gegeben. Wir dachten, sie ist ... tot.»
Marthaler
sah Lichtenberg an und wartete.
«Ich
bin vollkommen panisch geworden. Stickler ging es nicht
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