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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erreichen! Sie müssen Sie vor Ortmann
warnen!»
    Albanelli
wählte Annas Nummer. Gleich darauf hörten sie ihr Handy klingeln.
Es steckte in ihrem Rucksack, der neben ihnen unter dem Tisch stand.
    Marthaler
fluchte, dann sah er Lichtenberg an. «Also, los! Erzählen Sie, was
am 3. August 1966 und in der darauffolgenden Nacht passiert ist!
Erzählen Sie der Reihe nach! Und lassen Sie nichts aus!»
    Philipp
Lichtenberg schloss seine Augen wieder. Er schwieg lange. Dann begann
er zu sprechen.
    «Der
3. August war mein zweiundzwanzigster Geburtstag. Meine Eltern waren
im Urlaub, und ich wollte am Nachmittag eine größere
Gartenparty feiern. Gegen Mittag bin ich in die Kirchnerstraße
gefahren, um auch Karin noch eine Einladung vorbeizubringen. Als
ich vor dem Haus stand, kam ein Bote vom Kranzler, um
ihr Frühstück zu bringen.»
    «Das
stimmt», sagte Albinelli. «Sie ließ sich oft Kuchen oder belegte
Brötchen bringen. Manchmal vom Kranzler, manchmal
auch vom Café
Schneider.»
    «Sie
hatte eine Vorliebe für Männer, die deutlich jünger waren als
sie», fuhr Lichtenberg fort. «Ich hatte es ein wenig eilig und hab
dem Jungen die Einladung in die Hand gedrückt und ihn gebeten, sie
ihr zu übergeben. Dass sie den Jungen dann gleich mitbringt zur
Party, war zwar nicht vereinbart, aber so war sie.»
    Marthaler
erinnerte sich, in den Akten eine Aussage des Cafe-Boten gelesen zu
haben. Der Junge war während seiner Vernehmung so aufgeregt
gewesen, dass er zugegeben hatte, den Mercedes-Benz von Karin
Rosenherz gefahren zu haben, obwohl er nicht im Besitz eines
Führerscheins gewesen war. Für die Tatzeit konnte er ein Alibi
nachweisen.
    «Es
waren dreißig, vierzig Leute da. Eine Beat-Band hat gespielt. Alle
haben getanzt und getrunken. Wir hatten damit gerechnet, dass
Karin im Minirock und mit Lackstiefeln aufkreuzen würde, aber sie
hat das Gegenteil getan. Sie kam in einem knielangen,
hochgeschlossenen Kleid, vollkommen züchtig, wie ein Mauerblümchen.
Aber genau das hat die Männer angeheizt.»
    «Wie
das?», fragte Marthaler.
    «Weil
es im Kontrast stand zu dem, was wir über sie wussten. Es wurde
gemunkelt, dass sie sich von manchen Freiern schlagen ließ und dass
sie selbst auch gerne schlug. Wir hatten ja von so etwas keine
Ahnung, wir waren viel harmloser, als wir taten. Aber natürlich, die
Vorstellung hat uns neugierig gemacht. Und jetzt stand sie da so rum,
hat gelacht, hat nur Wasser getrunken, und alle lagen ihr zu Füßen.
Sie hat es wirklich verstanden, die Phantasie zu beflügeln.»
    Marthaler
hatte den Eindruck, als seien Lichtenbergs Züge weicher geworden.
Die Erinnerung an Karin Rosenherz schien ihn sanfter zu stimmen.
    «Jedenfalls
hat man den Eindruck, dass Sie heute noch ins Schwärmen geraten,
wenn Sie an Karin Rosenherz denken», sagte Marthaler. «Und dass Sie
sich an diesen Tag ziemlich gut erinnern.»
    Lichtenberg
öffnete die Augen und schaute Marthaler fast versonnen an. «Ja»,
sagte er. «Ich habe sie sehr gemocht. Ich habe sie bewundert.»
    «Bitte!
Erzählen Sie weiter!»
    «Gegen
zwanzig Uhr kam sie zu mir, um sich zu verabschieden. Ich wollte
sie überreden, über Nacht zu bleiben, aber sie hat abgelehnt. Sie
habe schließlich einen Beruf und dürfe ihre Kunden nicht
enttäuschen, hat sie gesagt. Zum Abschied hat sie mich ins
Ohrläppchen gebissen.»
    «Sie
haben ausgesagt, Karin Rosenherz um zwanzig Uhr zum letzten Mal
gesehen zu haben. Aber hier sitzt ein Mann, der behauptet, Ihnen in
der Nacht im Hausflur der Kirchnerstraße begegnet zu sein»,
sagte Marthaler und zeigte auf Albanelli.
    «Warten
Sie», erwiderte Lichtenberg. «Seien Sie ein wenig geduldiger.
Karin ist gegangen; wir haben weitergefeiert. Als um kurz vor
Mitternacht zum zweiten Mal die Polizei auftauchte, weil sich
irgendwelche Nachbarn wegen der Musik beschwert hatten, habe ich
die Gäste gebeten zu gehen. Danach waren wir nur noch zu dritt:
Ortmann, Stickler und ich. Ortmann hat gedrängelt. Er war scharf auf
sie. Eine Woche vorher war er schon mal bei ihr gewesen. Er
meinte, wir könnten in die Kirchnerstraße fahren und als ganz
normale Freier bei Karin auftauchen. Wir haben ein paarmal versucht,
sie telefonisch zu erreichen, aber sie hat nicht abgenommen. Ortmann
sagte, dass er weiß, wo sie sich normalerweise rumtreibt. Er
hat sich ein Taxi gerufen und ist in die Stadt gefahren. Gegen
halb zwei hatte er sie gefunden.»
    «Erinnern
Sie sich, wo er ihr begegnet ist?»
    «Ich
glaube, am

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