Rosenherz-berbKopie
getötet.»
«Dann
hat es jemand in Ihrem Auftrag getan. Das Geld kam von Ihrem Konto.»
Lichtenberg
drehte seinen Kopf zur Seite. «Ich wusste nicht einmal etwas davon.
Vielleicht habe ich zu viel Wert darauf gelegt, unangenehme Dinge
nicht zur Kenntnis zu nehmen ... Aber wie ich schon sagte: Die Kleine
ist eine pfiffige Person. Sie ist schon recht lange auf dem Klo,
finden Sie nicht?»
Marthaler
starrte Lichtenberg an. Und endlich begriff er. Mit einem Satz sprang
er auf.
«Albanelli,
Sie bleiben hier! Achten Sie auf Lichtenberg!»
Während
er auf das Haus zurannte, hörte er hinter sich den keuchenden Husten
des kranken Mannes.
«Wo
ist das Klo?», schrie er Corinna Draisbach an, die in der
Eingangshalle stand und ihn mit regloser Miene ansah. Sie antwortete
mit einer Handbewegung.
Marthaler
öffnete die Tür zur Toilette, sah, dass sie leer war, und machte
wieder kehrt.
«Haben
Sie Ortmann gesehen? Wissen Sie, wo Anna Buchwald ist?»
Die
blonde Frau schüttelte den Kopf. Sie hob die Schultern und ließ
sie mit gespieltem Bedauern wieder sinken.
Marthaler
stürmte aus dem Haus, lief die wenigen Treppenstufen hinunter
und stand Augenblicke später auf der Straße.
Er
sah, dass Annas Wagen verschwunden war. Ebenso fehlte der große
Porsche, den sie eine Stunde zuvor noch bewundert hatte.
Er
zog sein Handy aus der Tasche und tippte Charlottes Nummer. Sie
meldete sich sofort.
«Charlotte,
stell keine Fragen! Du musst eine Fahndung rausgeben! Gesucht wird
nach einem dunkelgrünen Mazda MX-5, Hamburger Nummer, die Halterin
heißt Anna Buchwald. Außerdem soll nach Dr. Hubert Ortmann
gefahndet werden. Er ist mit einem metallicschwarzen Porsche Cayenne
unterwegs. Kennzeichen weiß ich nicht. Der Wagen dürfte entweder
auf seinen oder auf den Namen Philipp Lichtenberg zugelassen
sein. Beide Autos sind wahrscheinlich noch im Landkreis Fulda
unterwegs. Mobilisier alle verfügbaren Kräfte! Benachrichtige auch
die Kollegen der Autobahnpolizei! Es ist äußerste Vorsicht geboten.
Es kann sein, dass Ortmann bewaffnet ist. Er hat nichts zu
verlieren!»
«Robert,
wo bist du?», wollte Charlotte von Wangenheim wissen.
«In
Danzwiesen bei Lichtenberg. Ich denke, ihr solltet herkommen.»
Marthaler
beendete das Gespräch, bevor Charlotte noch weitere Fragen stellen
konnte.
Er
ließ die Arme sinken und schaute in die Ferne. Unter ihm lag die
weite, hügelige Landschaft der östlichen Rhön. Die Luft war klar.
Weit hinten konnte man zwei Segelflieger sehen, die langsam und
lautlos über die Felder glitten.
Marthaler
atmete durch. Dann ging er zurück ins Haus. Er lief durch den Garten
und setzte sich auf den Stuhl neben der Liege.
«Ortmann
ist weg?»
«Ja.
Und Sie haben es dazu kommen lassen!», sagte Marthaler.
«Das
war ich ihm schuldig. Ich habe ihm viel zu verdanken. Wenn er schlau
ist, werden wir ihn nicht wiedersehen.»
Marthaler
merkte, dass mit Lichtenberg eine Veränderung vorgegangen war. Es
war, als ob ihn Ortmanns Abwesenheit erleichterte, ihn zugleich aber
noch ein wenig hilfloser machte.
«Ortmann
konnte über Ihre Konten verfügen?»
Lichtenberg
schlug die Augen auf. Er stemmte sich mit beiden Händen ab, setzte
sich auf und sah Marthaler aufmerksam an.
«Ja.
Ich hatte das Kapital, aber ich war nie ein Geschäftsmann. Es
war Ortmann, der die Unternehmensgruppe aufgebaut hat. Er hatte
ein geradezu triebhaftes Verhältnis zum Geld. Wenn er vor einem Bild
stand, hat er immer zuerst gefragt: Was ist es wert? Ich
brauchte mich um die Firmen nie zu kümmern. Alles lief wie von
selbst. Ich weiß nicht einmal, womit wir das ganze Geld verdienen.
Ortmann hatte seit den siebziger Jahren volle Prokura. Er hat den
Laden geschmissen.»
«Also
hat er auch das Schweigegeld an Hannelore Wilke gezahlt. Und er hat
die Überweisungen im April 1989 plötzlich eingestellt!»
«Ein
folgenschwerer Patzer, würde ich sagen.»
«Dann
hat er die Frau getötet, um Sie zu decken.»
Lichtenberg
sah Marthaler an: «Sie haben es noch immer nicht begriffen, Herr
Hauptkommissar. Wenn er es denn war, dann hat er es getan, um sich zu
schützen.»
«Was
soll das heißen: um sich zu
schützen? Verdammt, Lichtenberg, so reden Sie endlich!»
Der
Kranke atmete aus. Durch seinen Körper ging ein leichtes Zittern,
als würde er trotz der wärmenden Sonne frieren. «Ja», sagte er
endlich. «Ja, das werde ich jetzt wohl machen.»
«Einen
Moment noch!», sagte Marthaler, dann wandte er sich an Albinelli:
«Versuchen Sie, Anna zu
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