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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Du lässt mich wecken, schickst mir einen Wagen, willst,
dass ich hierherkomme, und jetzt soll ich nicht...»
    «Der
Wagen, der überfallen wurde, ist ein Kleintransporter.»
    «Das
hast du bereits gesagt.»
    «Es
ist ein Wagen, der dem Städel gehört. Wir nehmen an, dass ein
Kunstwerk transportiert wurde. Der Flughafenzubringer ist wegen
eines schweren Unfalls gesperrt. Wahrscheinlich haben sie
deshalb einen Umweg genommen.»
    Charlotte
von Wangenheim musste nicht weitersprechen.
    Aus
Marthalers Gesicht war jede Farbe gewichen. Sein Mund war trocken,
seine Worte kaum zu verstehen.
    «Die
Frau, die angeschossen wurde ... Es ist ... Tereza, nicht wahr?»,
sagte er.
    Charlotte
nickte: «Ich wollte es dir persönlich sagen, nicht am Telefon.
Deshalb wollte ich, dass du herkommst.»
    «Ist
sie schwer verletzt?»
    Charlotte
nickte erneut.
    «Wie
schwer?»
    «Sehr
schwer!»
    Marthaler
schaute seine Chefin mit regloser Miene an. Sie ging einen Schritt
auf ihn zu. Sie streckte beide Arme aus. Als ihre Hände seine
Oberarme berührten, wehrte er sie mit einer heftigen Bewegung
ab.
    Im
selben Moment heulte er auf. Ein Laut, so durchdringend, dass
er sich anhörte wie der Schrei eines verletzten Tieres.
    Sofort
war er von einigen Schutzpolizisten umringt. Zwei von ihnen hielten
ihn fest. Er versuchte sich loszureißen, aber sie waren jünger und
stärker als er.
    «Lasst
mich los», schrie er. «Ich will zu ihr! Lasst mich gefälligst
los, ihr Idioten!»
    Charlotte
gab dem Mann im Krankenwagen ein Zeichen. Er griff nach seinem
Arztkoffer und sprintete los.
    Als
Marthalers Widerstand einen Moment nachließ, gab ihm der Mann eine
Spritze in den Oberarm. Sie brachten ihn zu einem der Streifenwagen
und ließen ihn auf der Rückbank Platz nehmen.
    «Du
kannst nicht zu ihr», sagte Charlotte. «Sie ist mit dem
Rettungshubschrauber abtransportiert worden. Sie wird jetzt sicher
schon operiert. Wie es aussieht, wurde sie nur einmal getroffen.
Aber der Schuss hat ihren Brustkorb verletzt.»
    Marthaler
sah seine Chefin flehend an: «Wird sie ...?»
    «Robert,
niemand kann im Moment etwas sagen. Auch die Ärzte nicht... Sie
lebt, aber sie ist schwer verletzt.»
    Marthaler
ließ seinen Kopf auf die Brust sinken. Er merkte, wie ihn jede
Kraft verließ.
    «Geh!»,
sagte er. «Bitte, geht jetzt! Ich muss alleine sein.»
    Charlotte
von Wangenheim winkte eines der Polizeimotorräder herbei und
sprach kurz mit dem Fahrer, der ihr seinen Helm übergab. Sie setzte
sich auf die Maschine, warf noch einen Blick auf ihren Kollegen, der
mit leeren Augen auf der Rückbank des Streifenwagens saß, und fuhr
in den Wald.

    Eine
halbe Stunde später stapfte Marthaler am Rand der Schwanheimer
Bahnstraße in dieselbe Richtung, in die Charlotte nach seinen
letzten Worten verschwunden war. Ab und zu kam ihm ein
Einsatzfahrzeug zwischen den Bäumen entgegen, sonst war die
Straße leer. Niemand hielt an, niemand fragte ihn etwas, niemand
hielt ihn auf. Vom Flughafen her hörte er das Geräusch der
startenden und landenden Maschinen.
    Der
Schmerz hatte ihn überwältigt. Er hatte nicht gedacht, dass ihn
etwas noch einmal so tief treffen würde. Es war derselbe
Schmerz, der ihn damals erfasst hatte, als Katharina bei einem
Banküberfall in der Marburger Oberstadt angeschossen worden
war. Kurz darauf war sie in der Klinik gestorben. Die Tater waren
nie gefasst worden.
    Marthaler
hatte ebenfalls sterben wollen. Er war zu seinen Eltern gefahren,
hatte sich ins Bett gelegt und sich seiner Trauer ergeben. Es hatte
Jahre gedauert, bis er einer Frau gegenüber wieder mehr als
Freundschaft empfinden konnte.
    Tereza
hatte es geschafft. Sie hatte nie versucht, ihn zu drängen.
Ihre Fröhlichkeit hatte ihn angesteckt. Gleichzeitig war sie
behutsam gewesen. Sie hatte gewusst, dass sie ihm seine
    Frau
nicht würde ersetzen können. Dass er weiter an Katharina
denken und um sie trauern musste. Nach und nach war der Schmerz
kleiner und seine Liebe größer geworden. Bis er sich ein Leben
ohne Tereza nicht mehr vorstellen konnte.
    Und
jetzt hatte er das Gefühl, die Geschichte würde sich wiederholen.
Tereza lag schwer verletzt auf einem Operationstisch. Er konnte
ihr nicht helfen, und seine Hilflosigkeit machte ihn wütend.
    Seit
damals hatte er gelernt, dass es nur eine Möglichkeit gab, mit dem
Schmerz umzugehen: Man durfte sich ihm nicht ergeben. Man musste
etwas tun. Man musste handeln.
    Katharinas
Tod hatte in ihm den Entschluss reifen lassen, sein Studium
abzubrechen und

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