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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Paradiesgärtlein war
ein eigenes Flugticket gelöst worden, sodass Tereza das Bild auf
ihrem Nebensitz abstellen konnte.
    «Von
mir aus kann's losgehen», sagte sie und gab dem Fahrer ein Zeichen.
    «Moment
noch», sagte er und hob die Hand. Im Radio liefen die
Verkehrsnachrichten. Dann schüttelte er den Kopf. «So ein Mist,
wir müssen die Route ändern. Auf dem Zubringer hat ein Lkw
die Leitplanken durchbrochen und ist auf die Autobahn gestürzt. Das
Frankfurter Kreuz ist in alle Richtungen gesperrt.»
    «Und
jetzt?», fragte Tereza. «Was heißt Route ändern? Wir sind
sowieso schon spät dran.»
    «Ist
nicht meine Schuld!», sagte der Fahrer. «Gibt's hier irgendwo
einen Stadtplan?»
    Tereza
verdrehte die Augen. «Mist», sagte sie, «ich hole aus Büro.
Passt auf das Bild auf!»

    Sie
fuhren die Uferstraße entlang, vorbei an den Universitätskliniken,
ließen Niederrad links liegen, kamen unter der A5 hindurch und
bogen hinter Goldstein links ab in die Rheinlandstraße.
    Tereza
saß auf ihrem Platz und hatte die Augen geschlossen. Als der
Vito langsamer wurde und schließlich anhielt, schaute sie auf: «Was
ist jetzt wieder?»
    Der
Wachmann ihr gegenüber packte einen großen zuckrigen Krapfen
aus, riss ein Stück ab und hielt es ihr hin. Tereza schüttelte
den Kopf.
    «Noch
müde?», fragte er.
    Sie
nickte. «Wieso halten wir?»
    «Der
Kollege muss tanken, war schon auf Reserve. Nicht sehr gepflegt, der
Wagen.»
    «Wir
sind Museum, nicht Werkstatt. Soll er sich beeilen.»
    «Ohne
Benzin kommen wir gar nicht an.»
    Sie
hörte, wie das Zapfventil in den Tankstutzen eingehängt wurde,
dann das Brummen der Zapfsäule, als der Treibstoff zu fließen
begann.
    «Sie
sind eine schöne Frau», sagte der Wachmann.
    Tereza
sah ihn irritiert an. «Danke», sagte sie, ohne zu lächeln.
    «Sie
müssen sich nicht bedanken. Es ist einfach so. Sie können nichts
dafür. Was transportieren wir?» Er wies mit dem Kopf auf das
Paket, das neben Terezas Beinen stand.
    «Ein
Bild. Sie haben Interesse für Kunst?»
    Er
schaute sie an. «Kann man so nicht sagen. Aber dass es kein Klavier
ist, hab ich mir gedacht.»
    «Wieso
fragen Sie dann?»
    «Weil
ich neugierig bin. Weil ich verblöden würde, wenn ich mich nicht
mehr dafür interessierte, was wir fahren. Weil ich meinen Kindern
nicht sagen kann, sie sollen die Augen und Ohren offenhalten, wenn
mir selbst alles egal ist.»
    Tereza,
die gerne noch weitergedöst hätte, merkte, dass das Interesse
ernst gemeint war. «Wie heißen Sie?»
    «Dressler.
Thomas Dressler.»
    «Und
wie viele Kinder haben Sie?»
    «Bis
jetzt zwei. Die Große ist sechs. Der Kleine wird im November fünf.
Aber wir wollen noch mehr haben. Haben Sie Kinder?»
    Reflexartig
legte Tereza eine Hand auf ihren Bauch. «Bald», sagte sie
lächelnd, «bald bekommen wir Baby.» Dann wechselte sie das
Thema. «Was wollen Sie wissen? Ich meine ... über das Bild. Wer
gemalt hat, wie alt es ist?»
    Dressler
zuckte mit den Schultern: «Zum Beispiel. Aber wichtiger ist ja, was
darauf zu sehen ist, oder?»
    Tereza
lachte. «Da haben Sie recht.»
    «Erzählen
Sie es mir!»
    «Na
ja, ist ganz schön viel zu sehen. Und einfacher wäre, Sie würden
sich Bild anschauen, wenn es wieder in Städel hängt.»
    «Aber
charmanter ist es, wenn Sie es mir erzählen. Sie kommen nicht aus
Deutschland, oder?» «Nein, ich bin geboren in Prag.»
    Tereza
schaute aus dem Fenster. An der benachbarten Zapfsäule stieg ein
Motorradfahrer von seiner Maschine. Er hatte eine weiße Lederkombi
an und einen weißen Helm auf dem Kopf, dessen Visier
heruntergelassen war.
    «Also!»,
sagte der Wachmann.
    «Also?»
    «Also,
erzählen Sie!»
    «Wrkt
sehr freundlich, friedlich, das Bild. Die Farben leuchten. Immer,
wenn ich es sehe, denke ich an Frankreich, an Trikolore, an sonnigen
Tag in die Provence. Blau und rot und weiß, das sind die
Hauptfarben.»
    «Aber
was ist zu sehen?»
    «Ach
so, ja. Man sieht die heilige Maria in eine wunderschöne
Garten voll mit Blumen und Vögel. Garten ist von weiße Mauer
umgeben und wird von Himmel überwölbt, von samtblaue Himmel.»
    «Was
macht Maria?»
    «Oh,
ist sie nicht alleine. Sie liest in einem Buch, und Jesuskind spielt
bei ihre Füße. Man sieht andere Frauen und Männer. Man weiß:
sind Heilige, aber vergisst man sofort. Jemand pflückt Kirschen,
jemand schöpft Wasser aus Brunnen. Es ist eine Gesellschaft, die
genießt den Nachmittag.»
    «Sie
sind in Sicherheit.»
    «Wer?»,
fragte Tereza.
    «Die
Leute auf

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