Rosenherz-berbKopie
ist. Anders kann ich
mir seine Anwesenheit in dem Transporter nicht erklären.»
Marthaler
zuckte mit den Schultern. Er wollte, dass es so aussah, als sei ihm
die Information gleichgültig.
«Jedenfalls
gut, dass du es mir gesagt hast.»
«Übrigens:
Du kannst auch bei mir wohnen, wenn du willst. Du könntest auf der
Campingliege schlafen oder in der Badewanne. Such es dir aus!»
«Ja,
danke. Wenn ihr so weitermacht, kann ich bald zu Hause
untervermieten. Ich denke darüber nach, ja?»
«Unbekanntes
Unfallopfer, weiblich?»
Der
Pförtner am Haupteingang der Klinik hatte Marthaler über den
oberen Rand seiner Halbbrille angeschaut.
«Wann
eingeliefert?»
«Wahrscheinlich
vor einer Stunde, vielleicht anderthalb.»
«Dann
ist sie in der Chirurgie. Müssen Sie da fragen.»
Auf
dem farbigen Lageplan hatte der Pförtner ein Gebäude
angekreuzt, dann war er aufgestanden, um Marthaler den Weg zu
zeigen.
In
der Chirurgie hatte er sich durchfragen müssen. Sie hatten ihn
sorgenvoll angeschaut. Die Stationsschwester war in seinem Alter.
Sie war klein und stämmig und hatte sich sofort Zeit für ihn
genommen. Nein, niemand konnte sagen, wie es Tereza ging. Ja, sie
war noch im OP. Nein, es habe wenig Zweck zu warten. Wie lange die
Erstbehandlung noch dauern werde, wisse man nicht. Es sei mit
einigen Stunden zu rechnen. Wenn er seine Telefonnummer
hinterlasse, werde man ihn benachrichtigen, sobald es etwas Neues
gebe. Er müsse Geduld haben. Ja, es habe sich bereits
herumgesprochen, dass sie schwanger sei. Ob er der Vater sei? Es
werde alles nur Menschenmögliche für sie und das Baby getan. Die
Klinik sei bekannt für ihre hervorragenden Notfallchirurgen. Wenn
er so nett wäre, den Patientenbogen auszufüllen und bei seinem
nächsten Besuch ihre Versichertenkarte mitzubringen ...
Er
hatte sich ein Taxi genommen und war nach Hause gefahren. Auf der
Straße standen ein paar Reporter. Er war noch nicht ausgestiegen,
als die Fotografen bereits zu knipsen begannen.
Marthaler
ging an den Journalisten vorbei, ohne auf ihre Fragen zu antworten.
Er schüttelte den Kopf.
Als
sich ihm ein junger Mann in den Weg stellte und ihm ein Mikrofon vor
den Mund hielt, blieb Marthaler stehen und warf dem Reporter einen
so verächtlichen Blick zu, dass dieser erschrocken Platz machte.
Als
er den Schlüssel ins Schloss der Wohnungstür steckte, hörte er
das Telefon läuten. Marthaler beeilte sich nicht. Er zog sein
Jackett aus und hängte es an die Garderobe. Er kippte die
Fenster und zog alle Vorhänge zu.
Das
Telefon läutete noch immer. Er nahm den Hörer ab, ohne sich zu
melden. Nichts. Das Freizeichen war zu hören. Es war bereits wieder
aufgelegt worden.
Der
Anrufbeantworter verzeichnete zwölf neue Nachrichten. Er hörte
sie nicht ab.
Marthaler
ging ins Wohnzimmer und schaltete das Hessen-Fernsehen ein. Es
lief eine Sondersendung mit dem Titel «Brennpunkt Frankfurt». Man
sah den Lkw, der auf die Autobahn gestürzt war. Für den Fahrer war
jede Hilfe zu spät gekommen. Dann wurde umgeschaltet in den
Stadtwald. Ein Reporter berichtete live vom Tatort. Er stand an
derselben Stelle, wo Marthaler noch vor kurzem mit Kerstin Henschel
und Sven Liebmann gesprochen hatte. Im Hintergrund sah man
zwischen den Bäumen den Kleintransporter des Museums stehen. Die
Sperrung der Schwanheimer Bahnstraße war inzwischen aufgehoben
worden. Ein Schwenk auf die Leute der Spurensicherung,
Streifenwagen, Blaulichter. «Wahrlich ein schwarzer Tag für die
Mainmetropole», sagte der Reporter. Dann wurde ein Standbild
gezeigt, ein Foto, das während eines Festes im Hof des
Polizeipräsidiums aufgenommen worden war. Man sah Marthaler
und Tereza an einem Tisch sitzen. Die Sonne schien. Beide lachten
und hielten ihre Gläser dem Fotografen entgegen. Der
Fernsehmann kommentierte: «Ein Bild aus glücklichen Tagen, an die
der
Hauptkommissar
heute wohl nur mit Schmerz und Wehmut denken kann. Seine
Lebensgefährtin - hier links im Bild - befindet sich unter den
Opfern des brutalen Überfalls, der in den frühen Morgenstunden im
Wald zwischen Schwanheim und dem Rhein-Main-Flughafen einem Wachmann
das Leben gekostet hat.»
Marthaler
schaltete den Fernseher aus. Und das, dachte er, ist erst der
Anfang. Sven Liebmann hatte recht gehabt. Sie würden ihn jagen. Sie
waren bereit, ihn aufzufressen.
Wieder
läutete das Telefon. Er drückte das Gespräch weg und wählte die
Nummer seiner Eltern. Seine Mutter war sofort am Apparat. «Robert,
endlich. Ich habe
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