Rosenherz-berbKopie
lasse ich
mich suspendieren. Niemand hat mehr Interesse als ich, diesen Fall
zu lösen. Entweder arbeiten wir miteinander, oder wir arbeiten
gegeneinander.»
Liebmann
sah seinem Kollegen lange in die Augen. Er wusste, dass er nichts
Falsches sagen durfte. Dass Marthaler sonst immer störrischer
werden würde.
«Robert,
hör mir einen Moment zu. Dann werde ich dir einen Vorschlag
machen. Aber erst hörst du zu! Ist das klar?»
Marthaler
hatte Mühe, seinen Ärger zu bändigen. Schließlich sah er
ein, dass jeder weitere Streit seine Position nur schwächen würde.
«Also bitte, dann rede!»
«Ich
habe gerade einen Anruf unseres Pressesprechers erhalten. Er
meinte, falls du hier auftauchst, sollten wir dich am besten in
Schutzgewahrsam nehmen.»
«Sag
mal ...»
«Das
war nicht ernst gemeint, ganz unrecht hat er damit aber nicht. Heute
Morgen haben alle Agenturen ihre Reporter und Fotografen zum
Frankfurter Kreuz geschickt, um über den Unfall zu berichten. Die
Unfallstelle ist knapp 3000 Meter Luftlinie von unserem Tatort
entfernt. Pech für uns. Denn inzwischen sind die Journalisten alle
an unseren Absperrungen angekommen. Sowohl am Steigenberger als
auch in Schwanheim stehen sie und warten darauf, endlich näher an
den Tatort heranzukommen. Wir werden in Kürze die Straße öffnen
müssen. Du weißt, was dann hier los sein wird. Und du weißt auch,
dass du das Objekt ihrer Begierde bist.»
«Ich?»
«Denk
nach, Robert. Es hat sich längst herumgesprochen, dass ein
Transporter des Städel-Museums überfallen wurde. Die Meute weiß
bereits, dass Tereza unter den Opfern ist. Ihr seid ein Paar, das
ist kein Geheimnis. Die Reporter werden dich jagen, Robert. Sie
wollen dich leiden sehen. Sie werden deine Geschichte bringen, ob du
willst oder nicht. Sie werden in den Archiven wühlen und über den
Tod Katharinas berichten. Und dann haben sie ihre Schlagzeile:
. Sie
werden Tränen hervorpressen und dich dann auffressen. Du bist eine
öffentliche Person.»
Marthaler
nickte. «Ja», sagte er, «so wird es wohl kommen. Und ich
werde mich zu wehren wissen. Jetzt zu deinem Vorschlag!»
«Sie
werden jeden Schritt, den du machst, verfolgen. Es ist also
vollkommen ausgeschlossen, dass du dich an den Ermittlungen
beteiligst. Ein einziger Meter in diese Richtung, und wir sind den
Fall los. Dann wird das LKA übernehmen, und wir sind nicht nur
blamiert, sondern haben auch nicht mehr die geringste Möglichkeit,
Einfluss zu nehmen. Wenn du das willst, zieh deine Rambo-Nummer
durch.»
«Und
wenn nicht?», fragte Marthaler, nun schon deudich kleinlauter.
«Wenn
du vernünftig bist, tauchst du jetzt ab. Mach dich unsichtbar! Lass
ein paar Tage vergehen! Dann werden wir weitersehen. Sollten wir bis
dahin die Tater haben, musst du deinen Stolz runterschlucken und
akzeptieren, dass es auch ohne dich ging. Sollten wir sie nicht
haben, werden wir Möglichkeiten finden, dich über den Stand der
Dinge zu informieren. Und dann werden wir froh sein, wenn du
mitdenkst. Aber funk uns jetzt nicht dazwischen, gib uns diese
eine Chance.»
«Gut»,
sagte Marthaler. «Ich habe verstanden. Vielleicht habt ihr recht.
Aber eine Bitte habe ich: Lasst mich nicht verhungern. Lasst
mich nicht zu lange ohne Informationen.»
«Versprochen!»,
sagte Sven Liebmann. «Und jetzt solltest du möglichst schnell und
unauffällig von hier verschwinden.
Dass
du so nah am Tatort warst, darf niemand erfahren. Also leg dich auf
die Rückbank eines Streifenwagens, zieh dir eine Decke über den
Kopf und lass dich an einen Ort fahren, wo dich niemand vermutet.
Wenn du willst, gebe ich dir meine Wohnungsschlüssel.»
«Danke»,
sagte Marthaler. «Vielleicht komme ich darauf zurück.»
Er
schaute sich um. Dann ging er auf einen der Streifenwagen zu.
Kerstin
lief hinter ihm her: «Robert, eins noch. Du würdest es in
Kürze sowieso erfahren ...»
Marthaler
hob den Kopf zum Zeichen, dass er ihr zuhörte.
«Der
Knabe, den wir gestern in der Schwarzburgstraße mit Tereza gesehen
haben ...» «Was ist mit ihm?»
«Er
ist einer der beiden Männer, die betäubt und gefesselt wurden. Ich
habe zwar nicht mit ihm gesprochen, aber ich habe ihn
wiedererkannt.»
«Wo
ist er jetzt?»
«Man
hat ihn zur Untersuchung in die Klinik gebracht. Weder er noch der
Wachmann waren vernehmungsfähig.»
«Weiß
man schon, wer er ist? Arbeitet er ebenfalls im Stadel?»
«Jedenfalls
nehmen wir an, dass er ein Kollege von Tereza
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