Rosenherz-berbKopie
...»
«Verdammt,
ja, ich habe die Türglocke abgestellt. In den letzten Tagen standen
immer wieder Reporter vor der Tür ... Kommen Sie rein!»
Zögernd
betrat die junge Frau die Wohnung. Sie schaute sich neugierig um. Es
kam ihm vor, als würde sie Witterung aufnehmen. Als müsse sie das
Terrain erkunden, um zu entscheiden, ob sie diesen Ort mochte
oder nicht.
«Gibt
es einen Balkon?», fragte sie. «Können wir die Tür öffnen?»
Er
nickte. «Ich habe riesigen Hunger. Ich gehe rasch in den Keller und
schaue nach, ob sich noch irgendwas in der Kühltruhe findet.»
«Prima
Idee!», sagte sie.
Als
er wieder hochkam, stand sie auf dem Balkon und rauchte. Marthaler
hielt eine bunte, verschweißte Plastikpackung in die Höhe:
«Tiefgefrorene Paella», rief er.
«Fettgehalt?»
Er
schaute nach. «Zwei Komma drei Prozent.» Sie lächelte. «Klingt
okay!»
Er
stellte eine Pfanne auf die Gasflamme, ließ ein wenig Olivenöl
heiß werden und schüttete den Inhalt der Packung hinein.
«Haben
Sie gut hergefunden?» Vom Balkon wehte ein leises «Mmmh» herüber.
Sie gingen vorsichtig miteinander um. Beide waren sie befangen. Sie
befanden sich in einer Zwangsgemeinschaft, in der keiner wusste, was
er vom anderen zu halten hatte. Marthaler beschloss, diesen
Zustand so schnell wie möglich zu beenden. Er wusste, dass sich
solche Verspannungen am besten lösten, wenn man gemeinsam an
einer Sache arbeitete. Dennoch mussten sie vorher einige Dinge
klären.
«Für
das, was wir hier machen werden, müssen wir uns gegenseitig
vertrauen können», sagte er, als sie sich am Tisch gegenübersaßen.
Anna,
die sich gerade ihre erste Gabel Paella in den Mund schieben wollte,
hielt inne. Ihr Mund stand offen. Sie schaute Marthaler ungläubig
an.
«Schöne
Eröffnung, welcher Film?», fragte sie.
Er
lächelte. «Nein, bitte, ich meine es ernst.»
Anna
setzte sich in Positur. Den nächsten Satz sagte sie mit gespielt
tiefer Stimme: «Vertrauen, Andy, ist der Glaube an etwas, für das
wir keine Beweise besitzen.»
Marthaler
wartete, dass sie ihm eine Erklärung gab.
«Irgendwer
sagt das in Philadelphia zu
Tom Hanks. Aber ... ich habe Sie unterbrochen!»
Marthaler
legte sein Besteck zur Seite und schaute Anna in die Augen. «Um
herauszufinden, nach was wir eigentlich suchen, werde ich Ihnen
Informationen geben müssen, die ich Ihnen eigentlich nicht geben
dürfte. Wir werden zusammenarbeiten wie zwei Polizisten,
obwohl Sie keine Polizistin sind. Das dürfen wir nie vergessen. Ich
muss mich voll und ganz auf Sie verlassen können. Das heißt, es
gibt ein paar Bedingungen, zu denen Sie Ja sagen müssen.»
«Moment,
Moment!» Anna setzte sich aufrecht hin und bog ihre Schultern nach
hinten. «War es nicht so, dass Sie meine Hilfe
brauchen? Wer, bitte,
stellt dann wem Bedingungen?»
Marthaler
schob seinen Teller zur Seite und wischte sich mit der Serviette
über den Mund. Er erhob sich und baute sich vor Anna auf. «Gut»,
sagte er, «dann war's das. Sie können noch aufessen, dann
dürfen Sie gehen.»
Annas
Augen wurden schmal. Sie legte beide Hände auf die Tischplatte und
klammerte sich daran fest. Es sah aus, als wolle sie zum Sprung
ansetzen.
Um
die Situation zu entspannen, wich Marthaler ihrem Blick aus und
wandte sich ab. Er ging in die Küche, um eine Flasche Mineralwasser
zu holen.
Schließlich
schien sich Anna beruhigt zu haben.
«Nennen
Sie mir Ihre Bedingungen. Danach werde ich entscheiden», sagte sie.
«Niemand
darf erfahren, dass wir zusammen an diesem Fall arbeiten. Sie sind
eine Cousine, die in Hamburg studiert und die mich hier besucht.»
«Okay!»
«Ich
weiß, dass Sie irgendwann über den Fall schreiben wollen. Aber
solange er nicht gelöst ist, werden Sie keine Zeile veröffentlichen
und zu niemandem ein Wort sagen. Nicht zu Ihren Eltern, nicht zu
Ihren Freunden, auch nicht zu Ihrer Schulleiterin. Alles, was hier
passiert, ist absolut vertraulich!»
«Einverstanden.
Aber was ist mit diesem anderen Journalisten? Er hat eine
Fortsetzung über den Fall Rosenherz angekündigt...»
«Arne
Grüter? Den lassen Sie meine Sorge sein. Ich werde dafür sorgen,
dass er uns nicht zu nahe kommt. Wenn nötig, werde ich ihn mit ein
paar Placebos füttern.»
«Weiter!»,
sagte Anna.
«Sie
werden zu keinem Zeitpunkt Ihre Befugnisse überschreiten. Sie
sind eine Privatperson, und Sie werden sich entsprechend
verhalten. Alles, was Sie tun, findet im Rahmen der Gesetze statt.»
Anna
machte eine Kopfbewegung, die er als
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