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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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möglichst beiläufig klingen zu lassen.
Aber Marthaler hob abrupt den Kopf und schaute sie mit flackernden
Augen an.
    Treffer,
versenkt!, dachte sie.
    Sie
schwieg eine Weile. «Der Mord ist vierzig Jahre her. Wahrscheinlich
ist der Tater längst gestorben. Wahrscheinlich ist er
vergammelt in irgendeinem Knast, wo er wegen einer anderen Sache
gesessen hat.»
    Marthaler
schaute sie aufmerksam an: «Wie kommen Sie darauf?»
    «Na
ja, so unwahrscheinlich wäre das nicht.» «Nein», sagte
Marthaler. «Ich will wissen, wie Sie darauf kommen!»
    Anna
tat eine Weile, als würde sie sich zieren, dann erzählte sie.
«Es gab damals eine ganze Reihe von Spuren, die darauf hinwiesen,
dass ein Berufskrimineller die Tat begangen hatte. Und immer
war es ein anderer, der von irgendwem beschuldigt wurde. Die meisten
dieser Typen schafften es gar nicht auf die Liste der Verdächtigen,
weil sie keine Ähnlichkeit mit dem Phantombild hatten. Aber
einer war darunter, von dem die Zeugin sagte, dass er aussehe wie
der Mann, den sie in der Mordnacht im Auto von Karin Rosenherz
gesehen hatte. Der Mann hieß Karl-Walter Schmidt und war bereits
wegen mehrerer Straftaten verurteilt worden. Er galt als brutal.
Er wurde überprüft, aber seine Verlobte sagte aus, dass er in der
Mordnacht bei ihr gewesen sei. Ein ziemlich dünnes Alibi, finde
ich. Trotzdem hat man ihn unter den
verbucht.»
    Lange
richtete Marthaler seinen Blick auf die junge Frau: «Sie scheinen
die Akte ziemlich gut zu kennen.»
    Anna
zuckte mit den Schultern. Dann lachte sie. «Ich kann sie fast
auswendig.»
    «Ist
das Ihr Ernst?»
    «Ich
habe sie wahrscheinlich zehnmal gelesen. Außerdem habe ich mir
Notizen gemacht. Ich weiß, an welchen Stellen die Ermittler
nachgehakt haben und wo sie müde geworden sind und geschludert
haben.»
    «Wie
umfangreich waren die Unterlagen?»
    «Sehr
umfangreich. Aber ... sagen Sie, Sie scheinen ja wirklich gar
nichts zu
wissen.»
    «Das
kann man so sagen. Ich weiß nicht einmal, welche Kollegen damals an
den Ermittlungen beteiligt waren. Ich hatte gehofft, das alles aus
den Unterlagen zu erfahren, die in Ihrem Keller ersoffen sind.»
    «Ich
habe eine Datei mit allen Namen», sagte Anna. «Polizisten,
Staatsanwälte, Zeugen, Verdächtige, Verwandte, Freunde, Ärzte.
Ich habe jeden Namen erfasst, auch wenn er nur einmal in der Akte
genannt wurde.»
    «Dann
gibt es wohl niemanden, der mehr weiß über den Fall Rosenherz als
Sie.»
    «Ja»,
sagte Anna. «Das wird mir auch gerade klar.»
    «Sie
müssen mir helfen», sagte Marthaler.
    Anna
lächelte. «Auch das beginne ich zu begreifen.»
    Marthaler
fuhr über die Maybach-Brücke in Pachtung Innenstadt. Statt des
Fahrradweges benutzte er die Straße. Mehrmals wurde er von
Autofahrern angehupt.
    Er
kam am Präsidium vorbei, ohne einen Blick darauf zu werfen. Sein
schlechtes Gewissen plagte ihn. Alles, was er gerade tat, durfte er
nicht tun. Er hinterging seine Kollegen, er enthielt ihnen
Erkenntnisse vor, er war dabei, eine fremde junge Frau in die
Ermittlungen einzubeziehen. Und dennoch hatte er keine andere
Möglichkeit, wenn er sich nicht selbst zur Untätigkeit verdammen
wollte.
    Nach
einer halben Stunde hatte er fast das gesamte Stadtgebiet
durchquert. Mit dem Wagen hätte er um diese Uhrzeit fast doppelt so
lange gebraucht.
    Er
betrat seine Wohnung und ging durch alle Zimmer, um die Fenster zu
kippen. Im Vorbeigehen schaute er auf den Anrufbeantworter. Es
wurden zehn neue Nachrichten angezeigt.
    Dann
begann er aufzuräumen. Wie immer, wenn Tereza nicht da war, hatte
er seinem Hang zur Unordnung nachgegeben. Er packte die
schmutzige Wäsche in die Tonne, räumte das Geschirr in die
Spülmaschine und machte die Waschbecken sauber.
    Als
er fertig war, zog er sich aus und stellte sich unter die Dusche.
Die Badezimmertür ließ er offen, um die Klingel nicht zu
überhören.
    Nachdem
er sich abgetrocknet und frische Wäsche angezogen hatte, ging
er ins Wohnzimmer, holte zwei Teller aus dem Schrank und stellte sie
auf den Tisch. Er legte Bestecke und Servietten dazu und stellte
Gläser daneben.
    Dann
hörte er, dass es an der Wohnungstür klopfte.
    Anna
Buchwald stand im Treppenhaus und lächelte ihn an. Sie hatte sich
ebenfalls umgezogen. In der Hand hielt sie ihren tragbaren Computer
und eine kleine Aktenmappe.
    «Warum
haben Sie nicht geläutet?»
    Sie
drückte zweimal auf den Klingelknopf, ohne dass etwas zu hören
war. «Zum Glück war die Haustür nur angelehnt

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