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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ein Nicken interpretierte. Er
gab sich damit zufrieden.
    «Fertig?»,
fragte sie. «Dann bin ich jetzt dran. Erstens: Ich werde kommen und
gehen, wann ich will. Ich werde tun und lassen, was ich will. Sie
sind nicht mein Vorgesetzter, wir sind ein gleichberechtigtes Team.»
    «Im
Rahmen der genannten Bedingungen», sagte Marthaler.
    «Zweitens:
Ich werde mich so selten wie möglich in geschlossenen Räumen
aufhalten.»
    Marthaler
hob die Brauen, aber er sagte nichts.
    «Drittens:
Wir werden uns duzen.»
    «Das
tun Cousins und Cousinen normalerweise.»
    «Viertens:
Ich werde niemals, niemals mit Ihnen schlafen.»
    Marthaler
lächelte. «Tja», sagte er. «Niemals-Sex-Gelübde werden aber
erst wieder ab neun Uhr morgens angenommen.»
    Sie
sah ihn verblüfft an. Dann begann sie laut zu lachen. «Scheiße»,
sagte sie, «Sie kennen den Film.»
    «As
Goodaalt Gets von
James L. Brooks. Zwei
Oscars, drei Golden Globes. Ich habe ihn mit Tereza im Fernsehen
gesehen.»
    Anna
wurde ernst. «Das ist Ihre Frau, nicht wahr? Sie ist verletzt
worden bei diesem Überfall ...»
    «Ja»,
sagte Marthaler. «Wir werden gleich darüber reden müssen.
Übrigens wollten wir uns duzen ... Was ist in deiner Aktenmappe?»
    «Mein
Dossier. Die Liste mit den Namen und die wichtigsten Spuren.
Ich habe versucht, den ganzen Wust zu strukturieren. Ich habe
mir Notizen gemacht. Wollen Sie ... willst du es lesen?»
    «Später»,
sagte Marthaler. «Ich will, dass du mir erzählst, was du weißt.
Ich will deine Einschätzungen hören. Wir müssen so tun, als
sei der Mord erst gestern geschehen. Trotzdem müssen wir damit
rechnen, dass unsere Arbeit vergeblich sein wird. Wahrscheinlich
haben die Kollegen damals genau so sorgfältig gearbeitet, wie es
eine Mordkommission heute auch tun würde ...»
    «Haben
sie nicht», sagte Anna.
    Marthaler
sah sie fragend an.
    «Sie
haben nicht alle gleich behandelt. Manche Alibis haben sie
überprüft, andere nicht. Wenn ein Beschuldigter einen Doktortitel
hatte, waren sie wesentlich nachsichtiger. Wenn ein Geschäftsmann
nicht wollte, dass seine Frau davon erfuhr, dass er Kunde bei der
Rosenherz war, hat man sich damit begnügt, seinen Kalender zu
kontrollieren, oder man hat mit seiner Sekretärin gesprochen. Es
kam immer darauf an, welcher Polizist gerade eine Spur verfolgt hat.
Manche sind drangeblieben, andere haben gekuscht. Ich glaube, das
Problem war, dass am Ende niemand da war, der den Überblick
behielt.»
    «So
ist es oft», sagte Marthaler. «Vor allem, wenn eine Ermittlung zu
lange dauert und wenn zu viele Leute an ihr beteiligt sind.»
    «Zum
Beispiel die Italiener, die sie gefunden haben ...», sagte Anna.
    «Was
war mit ihnen?»
    «Sie
wurden in die Mangel genommen wie Verdächtige. Man hat sie
regelrecht gegrillt.»
    «Dann
haben die Kollegen richtig gehandelt. Bei sehr vielen
Tötungsdelikten stellt sich am Ende heraus, dass derjenige der
Tater war, der die Polizei angerufen hat, um zu behaupten, er habe
das Mordopfer gefunden.»
    «Okay»,
sagte Anna, «aber diese drei jungen Kellner waren unschuldig.
Und man hatte sie schon bei den ersten Vernehmungen so
eingeschüchtert, dass sie hinterher als Zeugen nicht mehr zu
gebrauchen waren.»
    «Wie
meinst du das?», fragte Marthaler.
    «Weil
sie Italiener waren, kam sofort das Gerücht auf, die Rosenherz sei
mit einem Stilett erstochen worden. Und die Kripo-Leute, statt die
Obduktion abzuwarten, haben sich diese These zu eigen gemacht. Man
hat Kollegen und Vorgesetzte nach ihnen befragt, man hat die
Wohnung der drei Männer auf den Kopf gestellt und hat ihre Spinde
im Frankfurter
Hof durchsucht.
Von Rücksichtnahme und Diskretion keine Spur.»
    Marthaler
hob die Schultern: «Manchmal geht es eben nicht anders.»
    «Gut.
Aber in diesem Fall war es ein Fehler. Man hat sie stundenlang
einzeln vernommen und unter Druck gesetzt. Man hat ihnen nahegelegt,
den Mord zu gestehen. Man hat dem einen gegenüber behauptet, die
anderen beiden hätten bereits gestanden, all solche Scheißtricks
...»
    «Einverstanden,
Anna, das sind vielleicht keine freundlichen
Vernehmungsmethoden, aber wo liegt der kriminalistische
Fehler?»
    «Ich
bin überzeugt, dass sie wichtige Zeugen gewesen wären. Sie kannten
die Rosenherz. Sie haben lange mit ihr in einem Haus gelebt. Sie
befanden sich in der Mordnacht direkt in der Wohnung über ihr. Aber
angeblich haben sie nichts gesehen und nichts gehört.
Wahrscheinlich haben sie dicht gemacht. Wahrscheinlich wollen sie
nichts mehr sagen,

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