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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihre Hand
auf die Klinke. Bevor sie die Tür öffnete, schaute sie sich noch
einmal um. Hinter einem der Büsche meinte sie eine Bewegung
wahrgenommen zu haben.
    Ihre
Augen verengten sich. Dann schüttelte sie den Kopf. Sie hatte sich
geirrt.
    Mit
angehaltenem Atem betrat sie das Mausoleum. Die Tür ließ sie
offenstehen.
    Das
Innere wurde durch ein diffuses Licht schwach beleuchtet. Die
weiße Büste des Stifters, Friedrich Ludwig von Gans, die auf einem
Sockel an der Wand stand, wurde von einer kleinen Lampe angestrahlt.
Darüber im Halbdunkel vier große schwarze Urnen, welche die Asche
seiner engsten Familienangehörigen enthielten.
    Es
roch nach Feuchtigkeit und verwelkten Blumen.
    Hinter
einer Säule sah Anna die schmale, geschwungene Steintreppe, die in
einen tiefer gelegenen Raum führte. Sie legte einen Arm um die Säule
und lugte vorsichtig nach unten.
    «Herr
Kürten?», fragte sie mit gesenkter Stimme. «Sind Sie da unten,
Herr Kürten?»
    Sie
glaubte, ein leises Geräusch zu hören, eine Art Kratzen oder
Schaben, war sich aber nicht sicher, ob sie den Laut nicht selbst
verursacht hatte.
    «Herr
Kürten, ich komme jetzt runter. Ich bin eine Mitarbeiterin von
Hauptkommissar Marthaler.»
    Langsam
setzte sie einen Fuß vor den anderen. Ihre Hände berührten die
Gitterstäbe des Treppengeländers. Schließlich hatte sie die letzte
Stufe erreicht.
    Der
düstere Raum war niedrig, kaum höher als zwei Meter. Rundum,
vom Boden bis zur Decke, waren in die Wände kleine Nischen für die
Urnen eingelassen. Die meisten waren mit beschrifteten
Grabplatten bedeckt, andere hatte man offen gelassen. Auf dem Boden
standen Blumen.
    «Herr
Kürten?»
    Anna
wagte nur noch zu flüstern.
    Sie
ging drei Schritte weiter, wo es einen kleinen Bereich gab, der von
der Treppe verdeckt wurde.
    Sie
zuckte zurück. Auf dem Boden lag ein Mann. Er war klein und hatte
weißes Haar, das mit Blut verklebt war. Seine Lider flackerten.
    Anna
ging einen Schritt auf ihn zu. Sein rechter Fuß zuckte kurz.
Der Absatz seines Schuhs schabte über den Boden. Es war das
Geräusch, das Anna von oben gehört hatte.
    Sie
beugte sich zu ihm hinab. Er atmete nur noch schwach; aus seinem
rechten Ohr lief ein schmales Rinnsal Blut. Sie sah die große Wunde
an seinem Hinterkopf.
    Jemand
hatte dem kleinen Bruno den Schädel eingeschlagen.
    «Herr
Kürten, verstehen Sie mich?»
    Wie
zur Bestätigung schloss er für einen Moment die Augen, um sie
dann wieder halb zu öffnen.
    «Sie
wollten uns etwas mitteilen», sagte Anna. «Sie wollten sich
mit Hauptkommissar Marthaler treffen. Sie können mir alles sagen.»
    Bruno
Kürten bewegte seine Lippen, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Anna
kniete sich neben den Mann. Es sah aus, als wolle er Kraft sammeln.
    «Sterben
...», sagte er leise.
    «Ja,
Herr Kürten», erwiderte Anna. «Ja, es kann sein, dass Sie sterben
müssen. Aber, bitte, sagen Sie uns, was Sie wissen.»
    Von
dem kleinen Bruno kam ein kaum vernehmbares Röcheln.
    «Rosenherz»,
sagte er.
    «Was
ist mit Karin Rosenherz? Was hat der Kunstraub mit ihr zu tun? Sie
wissen, wer es war?»
    Für
einen Moment atmete der Mann wieder schneller. Anna sah, wie sich
sein Brustkorb in kurzen Abständen hob und senkte. Wieder setzte er
an, etwas zu sagen. Er bewegte die Lippen, aber Anna konnte ihn nicht
verstehen. Sie beugte ihren Kopf tief zu ihm hinab und legte ihr
linkes Ohr dicht vor seinen Mund.
    «Bilder
...», sagte er.
    «Was
haben Sie gesagt? Von welchen Bildern sprechen Sie? Bitte, Herr
Kürten ...»
    «Karin
Rosenherz ... Es ... ging ... um die ...» Bruno Kürten gab ein
tiefes Stöhnen von sich. «... um die Bilder.»
    Seine
Stimme erstarb. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Sein rechter
Fuß schabte ein letztes Mal über den Boden. Dann war der kleine
Bruno tot.
    Anna
blieb für einen Moment neben ihm hocken. Sie wusste nicht, was sie
tun sollte. Sie war noch nie dabei gewesen, wenn ein Mensch
gestorben war, sie hatte noch nie einen Toten gesehen. Das einzige
Gebet, das sie kannte, war das Vaterunser. Aber auch das hatte sie
nie auswendig gelernt. Flüsternd sprach sie die paar Zeilen, an die
sie sich erinnerte. Dann tat sie etwas, das sie immer wieder in
Filmen gesehen hatte. Sie strich dem Toten mit der Hand über das
Gesicht, um seine Augenlider zu schließen.
    Als
sie aufstand, sackte ihr das Blut in die Beine. Ihr wurde
schwindelig. Sie ging zum Treppenabsatz, hielt sich am Geländer
fest und schloss die Augen.
    Plötzlich
hatte Anna das

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