Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
einen
Zwanzig-Euro-Schein und die Autoschlüssel auf den Tresen. «Morgen
Mittag!», sagte sie.
    Der
Mann schaute sich kurz um, ließ das Geld verschwinden und
nickte.
    «Bei
der Gelegenheit können Sie auch gleich nach der Tankuhr schauen. Und
jetzt rufen Sie mir bitte ein Taxi.»
    Während
Anna auf dem Hof wartete, versuchte sie, Marthaler zu erreichen.
Sie musste sich mit ihm beraten. Er musste wissen, was auf dem
Friedhof geschehen war und was der kleine Bruno vor seinem Tod gesagt
hatte. Was auch immer es mit den Bildern auf sich hatte, von denen er
gesprochen hatte, es musste etwas zu bedeuten haben.
    Weder
in der Wohnung noch auf seinem Mobiltelefon meldete Marthaler sich.
Anna überlegte, dann fasste sie einen Entschluss.

    Sie
ließ sich zur Töngesgasse bringen. Weil sie auf keinem der
Klingelschilder Fausto Albinellis Namen fand, ging sie in das kleine
Cafe und fragte eine der Kellnerinnen.
    «Fausto?
Klar kenn ich den. Der trinkt hier jeden Abend seinen Chianti; haben
wir extra für ihn auf die Karte genommen. Kommen Sie, ich zeig
es Ihnen. Hoffentlich hat er gut geschlafen.»
    Die
Frau ging Anna voraus durch die Küche des Cafes und zeigte auf die
offene Tür, die in einen kleinen Innenhof führte. «Velo
Rapido - Dreimal klingeln!» stand auf dem handgeschriebenen
Schild, das neben dem Eingang des zweistöckigen Hinterhauses
hing.
    Auch
nach dem neunten Klingeln blieb die Tür verschlossen.
Schließlich hörte sie, wie über ihr ein Fenster geöffnet wurde.
Ein Mann mit grauen Locken und einem schmalen Gesicht schaute zu ihr
herunter. «Wer sind Sie? Was wollen Sie?»
    «Fausto
Albanelli?», fragte Anna.
    «Was
willst du? Ich kenne dich nicht. Ich habe keine Termine frei.»
    «Ich
will ein Fahrrad kaufen.»
    Ohne
ein weiteres Wort schloss Albanelli das Fenster. Kurz darauf wurde
der Türöffner betätigt.
    Anna
stand am Fuß einer langen, steilen Treppe, an deren oberen Ende nun
die hagere Gestalt des ehemaligen Kellners erschien.
    Albanelli
machte einen Schritt zur Seite und ließ Anna eintreten. Als er
die junge Frau musterte, blitzten seine Augen kurz auf.
    Anna
schaute sich um. Jeder Quadratzentimeter des verwinkelten Raumes
wurde ausgenutzt. Überall standen gebrauchte Fahrräder, von
der Decke hingen Rahmen und Laufräder. Die Wände waren bedeckt mit
Kästen für Ersatzteile und Werkzeug. Am anderen Ende stand vor
dem Fenster eine Werkbank, auf der ein Zentrierständer befestigt
war. Ein zusammenklappbarer Campingtisch und ein winziger Hocker
dienten als Büro.
    Fausto
Albanelli stand bereits wieder an seinem großen Montageständer und
schraubte an einem verrosteten Damenrad.
    «Haben
Sie schlecht geschlafen?», fragte Anna. Albanelli antwortete nicht.
Er schaute von seiner Arbeit auf und lächelte Anna zu.
    «Haben
Sie ein Fahrrad für mich?», fragte sie. «Kommt drauf an», sagte
er. «Worauf?», fragte Anna.
    «Kommt
drauf an, was du brauchst und wie viel Geld du ausgeben willst.»
    «Warum
duzen Sie mich?», fragte sie.
    Weder
ging Albanelli nicht auf ihre Frage ein. «Schau dich um», sagte er.
«Ob dir was gefällt.»
    Anna
streifte zwischen den Rädern umher. Sie ließ ihre Finger über den
Lack der alten Stahlrahmen und über das Leder der Sättel gleiten.
Sie merkte, dass Fausto Albanellis Augen ihr folgten.
    «Wohnen
Sie hier auch?», fragte sie.
    Er
deutete mit dem Kopf auf eine Tür, die sie bislang nicht bemerkt
hatte.
    «Dahinten
ist meine Kammer», sagte er. «Ich brauch nicht mehr viel.»
    Sie
nickte, als wisse sie genau, was er meinte. Neben einem roten
Rennrad blieb sie stehen. «Das ist hübsch», sagte sie.
    Er
nahm einen Lappen und wischte seine ölverschmierten Hände daran ab.
Dann kam er zu ihr. Als er sich an ihr vorbeidrückte, berührten
sich ihre Oberarme. «Ja, nicht wahr. Das ist ein Olmo. Es kommt aus
meiner Heimat. Ich habe es gerade erst aufgebaut. Der Rahmen ist
zwanzig Jahre alt. Du hast einen guten Geschmack.»
    Seine
Stimme klang weich, und seine Augen schwärmten.
    «Wo
ist Ihre Heimat?», fragte Anna.
    «Da,
wo ich schon lange nicht mehr war», sagte er. «In Ligurien.»
    Er
nahm das Rad und hob es in den schmalen Gang. Er legte eine Hand auf
den Lenker, die andere auf den Sattel. «Magst du dich draufsetzen?
Wollen wir sehen, ob es dir passt?», fragte er.
    Anna
lächelte. Sie schaute in sein Gesicht. Er hatte Falten, wirkte aber
nicht wie ein sechzigjähriger Mann. Seine Locken gefielen ihr. Auch
wenn er mürrisch tat, sahen seine Augen freundlich aus.

Weitere Kostenlose Bücher