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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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tastete nach ihrem Handy. Es war kurz nach
sechs. Sie hatte Kopfschmerzen. Erst hatte sie Marthaler geholfen,
die Kartons mit der Akte aus dem Auto zu holen, dann hatten sie
gemeinsam eine Matratze auf den Balkon gebracht. Anna hatte sich
hingelegt und zehn Minuten später bereits fest geschlafen.
    Sie
stand auf, nahm eine Zigarette aus der Packung und steckte sie an.
Sofort begann sie zu husten. «Scheiße», sagte sie leise und
schnippte die Kippe auf die Straße.
    Sie
ging ins Wohnzimmer und schaute sich um. Überall standen die
geöffneten grauen Kartons. Auf dem Tisch ein großer Stapel
Schnellhefter. Wie es aussah, hatte Marthaler noch lange gearbeitet.
Und Wein getrunken.
    An
der Wohnzimmerwand war ein großes umgedrehtes Ausstellungsplakat
befestigt, auf dem untereinander fünf Männernamen standen. Anna
kannte die Namen. Sie lächelte und schüttelte den Kopf.
    Die
Tür zum Schlafzimmer war angelehnt. Sie drückte sie mit dem
Ellbogen ein Stück weiter auf und sah Marthaler auf seinem Bett
liegen. Er schnarchte. Auf dem Boden lag ein weiterer Schnellhefter,
der ihm offenbar aus den Händen geglitten war, als ihn der Schlaf
übermannt hatte. Neben ihm auf dem Nachttisch stand ein halbvolles
Weinglas.
    Anna
ging ins Bad und spülte sich den Mund aus. Sie benetzte ihr
Gesicht mit Wasser, setzte sich auf den Rand der Badewanne und wusch
sich die Achseln und die Füße. Dann zog sie sich an.
    In
der Küche öffnete sie den Kühlschrank. Sie nahm eine Tüte Milch
heraus, roch an der Öffnung und verzog das Gesicht. Im Schrank
fand sie eine verschlossene Flasche Orangensaft, die sie mit
wenigen großen Schlucken bis zur Hälfte austrank.
    Anna
suchte das Kaffeepulver und wollte gerade Wasser in die Maschine
füllen, als das Telefon läutete. Sie hielt inne und lauschte. Nach
dem fünften Läuten schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Es
wurde aufgelegt.
    Kurz
darauf läutete es erneut. Anna ging in den Flur und stellte sich
neben das Telefon. Sie nahm den Hörer ab, ohne sich zu melden.
    «Marthaler?
Spreche ich mit Hauptkommissar Marthaler?», fragte eine
Männerstimme. Die Stimme klang gepresst.
    Statt
einer Antwort gab Anna nur ein leises Brummen von sich.
    «Hier
ist Kürten, Bruno Kürten. Sie wissen, wer ich bin, nicht wahr? Ich
muss mit Ihnen reden. Ich ... die sind hinter mir her. Kommen Sie zum
Hauptfriedhof, Eingang Friedberger Landstraße! In einer
Dreiviertelstunde, hören Sie: um Viertel nach sieben! Haben Sie mich
verstanden?»
    Anna
wiederholte ihr Brummen und legte den Hörer auf die Station.
    Sie
ging zum Schlafzimmer. Marthaler hatte seine Stellung nicht
verändert. Er atmete tief und gleichmäßig. Sie rief leise seinen
Namen, aber er reagierte nicht. Als sie zu ihm ging und ihn an der
Schulter berührte, gab er nur ein unwilliges Grunzen von sich,
drehte sich um und schlief weiter.
    «Also
gut», sagte Anna Buchwald leise, «dann halt ohne dich.»
    Sie
zog die Chucks an, nahm ihren Rucksack, zog die Wohnungstür
hinter sich ins Schloss und lief die Treppe hinab. Ihr Wagen war nur
ein paar Meter entfernt am Straßenrand geparkt.
    Sie
fuhr über die Mörfelder Landstraße in den Wasserweg. Auf der
Flößerbrücke überquerte sie den Main. Unterwegs schaute sie
immer wieder auf den Stadtplan, der auf dem Beifahrersitz lag. Über
den Alleenring gelangte sie zur Friedberger Landstraße. Sie hatte
ihr Ziel fast erreicht. Auf der linken Seite sah sie die Schilder
einer großen Mazda-Werkstatt. Sie nahm sich vor, später dort
kurz zu halten, um einen Mechaniker nach der Tankuhr schauen zu
lassen. Sie fuhr noch ein Stück weiter in Richtung Norden,
umkreiste die Warte und musste ein paar hundert Meter
zurückfahren, dann hatte sie den Seiteneingang des Friedhofs
erreicht.
    Dort
stellte sie den Wagen auf den Parkstreifen und blieb sitzen.
    Es
war sieben Uhr zwölf. Sie war gut durchgekommen. Verglichen mit
Hamburg war Frankfurt ein Nest. Sie hatte die Stadt von Süden nach
Norden durchquert und nicht länger als eine halbe Stunde
gebraucht.
    Sie
wartete. Außer ein paar Fußgängern, die neben ihr über den
Bürgersteig eilten, war niemand zu sehen.
    Sie
hatte den Eingang im Blick.
    Um
sieben Uhr fünfzehn kam eine Frau, die eine kleine
    Handkarre
mit Blumen hinter sich herzog. Sie öffnete die Gittertür und bog
kurz darauf nach rechts in einen der Wege zwischen den Gräbern ab.
    Dann
kam ein Mann, begleitet von zwei kleinen Kindern, die er an den
Händen hielt. Auch diese drei betraten den Friedhof

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