Rosenherz-berbKopie
Gummihammer, den er immer dabeihatte,
auf den Kopf hauen und warf sich quiekend auf den Rücken. Wenn es so
weit war, rief er: ausbluten.> Dann begann er zu onanieren.»
Marthaler
verdrehte die Augen. «Und dafür hat er Geld bezahlt?»
«Ja.
Ein paar Wochen später hat ihn ein Polizist aufgrund der
Beschreibungen auf der Straße erkannt. Zunächst hat er alles
abgestritten, dann ist er in Tränen ausgebrochen. Er war Leiter
einer kleinen Sparkassenfiliale in Langen. Man hat seine Wohnung
durchsucht und seine Frau befragt, die vollkommen ahnungslos war. Sie
sagte, ihr Mann habe einen wichtigen Posten und müsse einmal pro
Woche abends nach Frankfurt auf eine Konferenz, sei aber immer
spätestens um Mitternacht zu Hause. Man hat den Gummihammer
gefunden und das Band, mit dem er sich fesseln ließ, aber keine
belastenden Spuren, die ihn mit der Tat in Verbindung gebracht
hätten. Man ging davon aus, dass er zwar am Abend vor dem Mord die
Schweinenummer mit Karin Rosenherz gespielt hat, ansonsten aber
unschuldig war.»
«Und
welche Spuren gab es, denen man nachgehen konnte?», fragte
Marthaler.
Anna
grinste. «Entschuldige», sagte sie, «ich hatte einen Moment lang
vergessen, dass du ja gar nichts weißt. Es gab in der Wohnung den
blutigen Sohlenabdruck eines rechten Herrenschuhs der Größe
vierundvierzig. Also schaute man sich die Schuhschränke der
Verdächtigen an. Und man ging fest davon aus, dass der Tater im
Besitz eines schwarz-grau genoppten Tweed-Jacketts sein musste. Der
Mann, der zuletzt in Begleitung von Karin Rosenherz gesehen
worden war, hatte ein solches an. Man suchte nach der Mordwaffe und
nach blutigen Kleidungsstücken.»
«Hat
aber nichts davon gefunden?»
Anna
gähnte. «Nein. So blöd wird der Mörder wohl auch nicht gewesen
sein ...»
«Weiter!»,
sagte Marthaler. «Du hast gesagt, es gab Verdächtige, die man
vorschnell hat laufen lassen. Die sollten wir uns näher ansehen.»
«Können
wir das nicht auf morgen verschieben?», fragte Anna. «Ich bin müde,
ich kann nicht mehr.»
Marthaler
schaute auf die Uhr. Inzwischen saßen sie seit vielen Stunden
zusammen und sprachen über den Fall. Sie hatten zu zweit fast drei
Flaschen Wein getrunken. Auch er war erschöpft. Gleichzeitig war er
unzufrieden. Bei all dem, was er bis jetzt über den Fall Rosenherz
erfahren hatte, gab es noch immer keinen Punkt, an dem sie ansetzen
konnten. «Was meinst du, noch eine halbe Stunde?»
Anna
schüttelte den Kopf. Wieder gähnte sie. «Nein», sagte sie. «Ich
kann nicht mehr. Ich habe zu viel Wein getrunken, ich bin ein
wenig müde. Außerdem muss ich dir etwas sagen.»
«Bitte
sehr, raus damit!»
«Die
Akte ist unten in meinem Wagen.»
«Was?»
«Die
Akte ist nicht in meinem Keller ersoffen.» Mit einem Schlag war
Marthaler hellwach. «Du meinst, du hast...»
«Es
gab keinen Wasserschaden. Ich habe das erfunden, damit du mir
die Unterlagen nicht wegnimmst. Sie liegen im Kofferraum des Mazda.»
Marthaler
schaute Anna entgeistert an. Er schwankte zwischen Wut und
Freude. «Anna, das ist wirklich ...»
«Entschuldige,
Robert. Ich verspreche dir, dass so etwas nicht wieder vorkommt. Es
war eine Lüge, aber du musst verstehen ...»
Marthaler
winkte ab. «Los, lass uns runtergehen. Ich will das Material sofort
haben.»
Sie
war aufgestanden. Ihre Lippen waren zusammengepresst. Sie hatte
die Augen niedergeschlagen.
«Los,
Anna! Worauf warten wir?»
«Ich
möchte, dass du mir etwas versprichst.»
«Nämlich?»
«Versprich
mir, dass du mich jetzt nicht ausbootest. Versprich mir, dass
wir zusammenarbeiten, wie wir es verabredet haben. Auch wenn du die
Akte selbst gelesen haben wirst. Okay?»
Marthaler
überlegte einen Moment, dann verzog er den Mund zu einem Lächeln.
«Jetzt ist es sowieso egal», sagte er. «Du weißt ohnehin schon
viel mehr, als du wissen dürftest.»
Anna
rümpfte die Nase. «Nur deshalb?»
«Was
willst du denn hören? Dass ich ohne deine Hilfe nicht auskomme? Dass
ich dich gut leiden kann? Dass du die beste Partnerin bist, mit der
ich bislang zusammengearbeitet habe?»
«Zum
Beispiel!»
«Aber
genau das wollte ich doch gerade sagen.» «Ehrlich?», fragte Anna.
«Nein!», sagte Marthaler.
Als
Anna die Augen aufschlug, sah sie über sich auf dem Balkongeländer
eine Taube sitzen, die zu ihr herunteräugte. Anna nickte dem
Vogel zu. Die Taube nickte ebenfalls und flog mit lautem Flügelschlag
davon.
Verschlafen
drehte Anna sich um und
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