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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bei mir gemeldet. Eines Tages brachte der Postbote einen
Umschlag, in dem ihr Verlobungsring steckte. Sonst nichts. Kein
Brief, keine Zeile, kein Wort. Sie hat jeden Kontakt zu mir
abgelehnt. Drei Jahre später ist sie gestorben. Und ich habe mir die
Schuld an ihrem Tod gegeben. Aber nicht nur ich.»
    Anna
ließ Albanellis Hand los, drehte sich auf die Seite und drückte
ihre Zigarette aus. «Du hast sie nie mehr wiedergesehen?»
    «Nein.
Von einem Freund habe ich erfahren, wann ihre Beerdigung war. Ich
habe mich in den Zug gesetzt und bin nach Italien gefahren. Hinter
einer Mauer versteckt, habe ich gewartet, bis alle den Friedhof
verlassen hatten. Dann bin ich an ihr Grab gegangen. Noch in
derselben Nacht bin ich wieder nach Frankfurt gefahren. Seitdem war
ich nie wieder in meinem Dorf.»
    Anna
stand auf, wickelte sich das Laken um den Körper, stellte sich ans
Fenster und schaute in den Innenhof, wo ein Mann ein paar leere
Getränkekisten aufeinanderstapelte.
    «Was
willst du, Anna?»
    «Was
meinst du?», fragte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen.
    «Meine
Frage ist nicht misszuverstehen. Was willst du von mir?»
    «Ich
will ein Fahrrad kaufen.» «Ja. Und was noch?»
    Jetzt
wandte sie sich um und sah ihm in die Augen. «Ich möchte mit dir
über Karin Rosenherz sprechen.»
    Er
sah Anna an, ohne etwas zu sagen.
    «Aber
du musst mir glauben», sagte sie rasch, «das ist nicht der Grund,
warum ich mit dir geschlafen habe.»
    «Ich
weiß», sagte er.
    Nun
stand auch er auf. Er öffnete den Schrank, nahm einen
Bademantel heraus und zog ihn sich über. Er ging zum Fenster und
legte seine rechte Hand auf Annas Hüfte. «Du bist Journalistin,
nicht wahr? Du hast mich schon einmal angerufen und nach Karin
Niebergall gefragt. Für meine Freunde und mich war sie immer Signora
Niebergall.»
    «Ja»,
sagte Anna, «ich habe dich angerufen. Aber du wolltest nicht
mit mir reden.»
    «Magst
du einen Kaffee trinken? Wollen wir in die Küche gehen?»
    «So?
Nackt?»
    «Warum
nicht», erwiderte er. «Ich würde dich gerne noch ein wenig
ansehen.»
    Anna
ließ das Laken fallen und folgte Fausto Albanelli auf dem Weg durch
die enge Werkstatt. Als sie an dem roten Olmo vorbeikam, schnippte
sie mit dem Nagel ihres Zeigefingers gegen das Oberrohr.
    «Ich
kannte sie nicht besonders gut», sagte er, während er den
Kaffeetrester aus dem Sieb klopfte. «Sie war ein launischer Mensch.
Manchmal begrüßte sie mich überschwänglich, als seien wir die
besten Freunde, dann wieder tat sie, als hätten wir uns noch nie
gesehen.»
    Anna
saß nackt auf ihrem Stuhl. Sie wunderte sich selbst, dass sie diesem
fremden Mann gegenüber, der älter war als ihr Vater, nicht die
geringste Scham verspürte. «Du bist verdächtigt worden
damals, nicht wahr?»
    «Ja.
Ich und meine beiden Freunde. Wir waren Italiener und schon deshalb
nicht sehr beliebt. Inzwischen hat sich vieles geändert, für uns
ist es besser geworden. Jetzt sind es andere, die man hier nicht
leiden kann: Russen, Polen, Rumänen, was weiß ich. Die Leute
finden immer irgendwen, dem sie die Schuld für alles Schlechte geben
können. Damals waren wir Spaghettifresser und Messerstecher, auch
für die Polizei. Man war nicht gerade nett zu uns.»
    «Stimmt»,
sagte Anna, «ich weiß, ich habe die Akten gelesen.»
    «Und
im Grunde hatte ich immer das Gefühl, dass uns auch das Fräulein
Niebergall nicht wirklich über den Weg traute. Dass sie es mir nicht
zeigte, lag wahrscheinlich nur daran, dass ich anders aussah.»
    «Wie
aussah?», fragte Anna.
    «Nicht
so sehr ... italienisch.»
    «Das
stimmt», sagte Anna. «Es gibt mehrere Zeugen, die ausgesagt haben,
dass sie keinen Freier mitgenommen hat, der eine andere Hautfarbe
hatte oder auch nur südländisch wirkte. Ist euch damals irgendetwas
aufgefallen, das ihr der Polizei nicht erzählt habt?»
    Albanelli
stellte zwei Tassen Espresso auf den Tisch. Der Gürtel seines
Bademantels hatte sich gelöst. Anna schaute ungeniert auf den Körper
des Mannes, der ebenfalls keinerlei
    Anstalten
machte, seine Blöße zu bedecken. Er beugte sich zu ihr hinüber und
gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    «Was
sollte das gewesen sein? Was hätten wir wissen sollen?», fragte er.
«Die Polizei hat uns regelrecht ausgequetscht.»
    «Trotzdem.
Ihr habt lange mit ihr zusammengewohnt. Ihr wart in der Nacht im
Haus, als der Mord geschehen ist. Vielleicht habt ihr irgendetwas
gesehen oder gehört. Sie hat Stammkunden gehabt. Einige der Männer
sind immer wieder in ihrer

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