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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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könntest, wäre das fein.»
    Marthaler
schaute Anna spöttisch an, aber als sie seinem Blick standhielt,
wagte er nicht zu protestieren, sondern tat, worum sie ihn gebeten
hatte.
    Sie
heftete das Phantombild auf das Plakat.
    «Würdest
du mir diesen Mann bitte beschreiben!»
    Marthaler
lehnte sich zurück: «Er wirkt gedrungen, leicht korpulent, breites
Gesicht, krauses, dunkles Haar, Mitte vierzig. Ich würde sagen:
südländischer Typ.»
    «Exakt»,
sagte Anna. «Dieses Bild war in allen Zeitungen. Es wurde
angefertigt nach den Aussagen eines Kellners und eines Taxifahrers,
die den Südländer zwischen ein Uhr dreißig und ein Uhr
fünfundvierzig zusammen mit Karin Rosenherz gesehen haben wollen.
Nach diesem Mann wurde in ganz Deutschland damals gesucht.»
    Dann
schrieb sie:
    Aussage
Albanelli - unbekannter Mann in der Mordnacht (ca. 2:40 Uhr): blond,
schlank, jung, groß.
    «Ich
frage mich allerdings», sagte Anna und tippte auf das eben
Geschriebene, «warum nach diesem Mann nicht gefahndet wurde, wenn er
doch genau zum vermuteten Todeszeitpunkt von einem Zeugen im
Hausflur der Kirchnerstraße 2 gesehen wurde.»
    Sie
schaute Marthaler erwartungsvoll an. Der zuckte mit
    den
Schultern. «Hilf mir, Anna! Ich habe die Akte heute Nacht nur einmal
rasch durchgehen können. Ich kenne diese Aussage Albanellis nicht.»
    Anna
grinste triumphierend. «Du kannst sie nicht kennen, weil sie in der
Akte nicht auftaucht.»
    Marthaler
versuchte, diese Information zu verarbeiten, kam aber zu keinem
Schluss. «Wenn sie in der Akte nicht auftaucht, kannst du sie auch
nicht kennen.»
    «Doch,
denn ich habe heute mit Albanelli gesprochen.»
    «Du
hast...»
    «Ich
war bei ihm in seiner Werkstatt in der Töngesgasse. Er ist ein
passabel aussehender Sechzigjähriger, der für sein Alter
erstaunlich prächtig in Form ist. Du könntest dir durchaus
eine Scheibe von ihm abschneiden.»
    «Danke»,
sagte Marthaler. «Hört sich an, als wäret ihr euch nähergekommen.»
    «So
kann man es nennen.»
    «Zur
Sache ...», sagte Marthaler, der sich den Hinweis verkniff, dass ein
Ermittler keine intimen Beziehungen zu seinen Zeugen unterhalten
sollte.
    «Fausto
Albinelli sagt, dass er dieses Zusammentreffen zunächst
vergessen habe. Als es ihm wieder einfiel, hat er es samt seiner
Personenbeschreibung umgehend zu Protokoll gegeben. Jetzt frage ich
dich: Warum hat man diese zweite Aussage nicht zu den Unterlagen im
Fall Rosenherz genommen?»
    «Und
wenn Albinelli dich belogen hat?» «Dazu hat er keinen Grund.»
    Marthaler
war aufgestanden. Er merkte, wie ein leichter Schauer über seinen
Rücken lief. Er war hochkonzentriert. Sie waren dem Geschehen in der
Mordnacht ein ganzes Stück nähergekommen. Langsam zeichneten sich
die ersten Umrisse eines Bildes ab.
    «Und
wenn doch?», fragte Marthaler. «Was: wenn doch?»
    «Wenn
er doch einen Grund hat zu lügen? Wenn es diesen unbekannten blonden
Jüngling gar nicht gibt? Dann ist Fausto Albanelli derjenige, der
übrigbleibt. Dann hat er, wenn ich recht verstehe, kein Alibi für
die Zeit nach zwei Uhr vierzig.»
    Anna
grübelte. Für einen Augenblick schien ihre Überzeugung ins
Wanken zu geraten. Dann schüttelte sie entschlossen den Kopf. «Alles
Quatsch», sagte sie. «Dann wäre er damals nicht freiwillig ein
zweites Mal zur Polizei gegangen. Dann hätte er mir nicht davon
erzählen müssen. Er stand nicht mehr unter Verdacht. Er war raus!
Keiner interessierte sich mehr für ihn.»
    Marthaler
wiegte den Kopf. «Aber du hast ihn aufgestöbert. Nach vierzig
Jahren sind wir es, die sich wieder für ihn interessieren. Was, wenn
er Gründe hat, uns in die Irre zu führen? Wenn es diese zweite
Aussage von ihm nie gegeben hat und sie deshalb nicht in den Akten zu
finden ist?»
    Anna
ging zu ihrem Rucksack. Sie zog den Umschlag hervor, nahm seinen
Inhalt heraus und legte alles auf den Tisch.
    «Was
ist das?», fragte Marthaler.
    «Papiere
und Fotos. Ein paar alte Zeugnisse. Briefe, die Karin Rosenherz von
ihren Eltern und Freunden erhalten hat. Postkarten von der Riviera
und der Cote d'Azur, nicht eingelöste Rezepte, ihre
Scheidungsurkunde, ein Taschenkalender aus dem Jahr 1961,
Zeitungsausschnitte, alles unwichtiger Krempel. Sie hatte diesen
Umschlag bei ihrem Verlobten deponiert, der wollte nach ihrem Tod
nichts mehr damit zu tun haben und hat ihn Fausto Albanelli
übergeben. Eigentlich hätte ihr Vater ihn dort abholen sollen. Das
ist jedoch nie geschehen.»
    Marthaler
hatte den Impuls, sich die

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