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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Unterlagen sofort anzusehen,
stattdessen wartete er ab.
    «Das
Interessante sind die Fotos», sagte Anna. «Einige davon scheinen
wenige Tage vor ihrem Tod aufgenommen worden zu sein, andere sind
offensichtlich älter. Besonders ein Bild ist wichtig. Fausto
Albanelli sagt, dass darauf jener Mann zu sehen ist, der ihm in der
Mordnacht im Hauseingang begegnet ist.»
    Marthaler
nahm das kleine Farbfoto, das Anna ihm reichte. Im Vordergrund sah
man Karin Rosenherz. Sie lachte in die Kamera. Sie trug ein weißes
Sommerkleid und eine dünne Halskette. In der rechten Hand hielt sie
ein gefülltes Sektglas, das sie in die Höhe hob, als wolle sie
dem Fotografen zuprosten. Sie wirkte ganz und gar unbeschwert.
    «Eine
schöne Frau, nicht wahr?», sagte Anna und sah Marthaler
prüfend an.
    «Allerdings!
Auf diesem Bild sieht sie aus wie Julia Roberts, findest du nicht?»
    «Yep.
Wie die junge Roberts in Pretty
Woman. Derselbe
riesige Mund, dieselben großen Augen. Und genauso dünn. Aber jetzt
konzentrier dich auf den Typen.»
    Das
Foto war offensichtlich in einem Garten oder in einer Parkanlage
aufgenommen worden. Ein blonder junger Mann stand vor einem hohen,
blühenden Rhododendron. Sein Körper stand seitlich zur Kamera. Er
trug einen legeren blauen Strickpullunder, weißes Hemd,
Freizeithose. An den Füßen leichte Lederschuhe ohne Socken. Das
Gesicht war dem Betrachter halb zugewandt, als habe ihn der Fotograf
gerade aufgefordert, in das Objektiv zu schauen. Seine Augen zeigten
Überraschung, vielleicht einen kleinen Unwillen, die Lippen waren zu
einem spöttischen Lächeln aufgeworfen.
    «Auch
nicht schlecht, der Knabe, oder?», sagte Anna.
    «Sieht
aus, als habe er nicht damit gerechnet, fotografiert zu werden. Und
als sei er nicht begeistert davon. Wie alt schätzt du ihn?»
    «Höchstens
zwanzig, eher jünger. Den Klamotten nach zu urteilen, würde ich
sagen ...»
    Plötzlich
hob Marthaler die Hand, um Anna zum Schweigen zu bringen:
«Warte, mir kommt gerade ein Gedanke: Der kleine Bruno hat von
Bildern gesprochen. Vielleicht hat er gar keine Gemälde gemeint,
vielleicht hat er diese Fotos gemeint. Vielleicht wusste der blonde
Jüngling, dass Karin Rosenherz im Besitz dieses Fotos war.
Vielleicht wollte er nicht, dass man sie beide gemeinsam sieht.
Möglicherweise hatte sie ihn damit in der Hand.»
    Anna
zögerte. «Vielleicht», sagte sie. «Gedacht habe ich auch schon
daran. Trotzdem kommt es mir unwahrscheinlich vor. Der Typ wirkt
einigermaßen selbstbewusst. Er sieht nicht aus wie jemand, der sich
für seine Bekanntschaft mit einer Prostituierten schämt.»
    «Und
Fausto Albanelli ist sich sicher, dass es dieser Mann war, den er in
der Nacht gesehen hat?»
    «Hundertpro!»,
sagte Anna. «Er sagt, es gibt keinen Zweifel.»
    «Nur
leider: Die Information ist wertlos, wenn wir nicht wissen, wer der
junge Mann auf dem Foto ist.»
    Anna
sah Marthaler entgeistert an. Ihre Wangen hatten sich gerötet. Sie
atmete ein paarmal tief durch, dann brach es aus ihr heraus: «Robert,
du bist ein Esel! Ein riesengroßer, ignoranter Muffkopf. An einem
einzigen Tag bin ich zu mehr neuen Erkenntnissen gekommen als du in
der ganzen letzten Woche. Du könntest einmal ein Wort der
Anerkennung von dir geben. Du könntest einmal sagen: Alle Achtung,
Anna! Gar nicht so übel für eine kleine angehende Journalistin.
Aber nein, du meckerst rum, du ziehst mich runter, du machst mich
klein! Du schaust mich an wie ein magenkranker Cockerspaniel. Ich
weiß, dass du Probleme hast, dass es dir im Moment nicht besonders
gut geht. Aber tu mir und dem Rest deiner Umgebung einen Gefallen:
Reiß dich ein wenig zusammen! Wenn deine Tereza wieder wach
ist, wird sie nicht einen solchen Tränensack an ihrer Seite brauchen
können. Sie wird jemanden brauchen, der ihr beisteht, der ihr Halt
gibt. Andernfalls würde es mich nicht wundern, wenn sie dich
irgendwann in die Wüste schickt. Denn, ehrlich gesagt, ich hab schon
jetzt die Nase voll von dir.»
    Bei
ihren letzten Worten war Anna aufgestanden, hatte ihren Rucksack
genommen und war in die Diele gegangen. Sie öffnete die Wohnungstür
und schob ihr neues Rennrad in den Treppenflur. Marthaler war zu
perplex, um sofort zu reagieren. Als er schließlich aufsprang,
um ihr zu folgen, hatte sie bereits die Tür hinter sich ins Schloss
geworfen.

    Ein
paar Mal versuchte er vergeblich, Anna auf ihrem Mobiltelefon zu
erreichen, dann gab er auf. Er wurde den Verdacht nicht los, dass sie
auch deshalb so wütend

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