Rosenmunds Tod
Wasser gegönnt hatte. »Ulli ist ganz schön auseinander gegangen. Wurde höchste Zeit, dass der wieder arbeiten geht.«
»Wem sagst du das«, schnaufte Katharina. »Eine Zeit lang hab ich gedacht, er wäre schon so mit Haus und Herd verwachsen, dass ich ihn operativ davon losschneiden müsste.«
»Tja, wenn man sich einmal ans Nichtstun gewöhnt hat. Aber hatte doch auch Vorteile für dich.«
»Wenn du auf seine vierundzwanzig verschiedenen Miracoli- Variationen anspielst, mit denen er mich in den letzten Jahren gefüttert hat, dann eher nicht.«
»He, sag nichts gegen Miracoli« , grinste Preuss. »Habt ihr demnächst nicht mal wieder Lust auf einen Spieleabend?«
»Klar. Machst du mit Ulli etwas aus?«
»Wann denn? Den bekomme ich selbst in der Klinik gar nicht mehr zu Gesicht. Ich hab bestimmt schon zwei Wochen kein Wort mehr mit ihm gewechselt.«
Katharina runzelte die Stirn. War Ulli nicht erst am letzten Freitag bei Thilo gewesen? »Wie das?«, fragte sie irritiert.
»Der Kumpel arbeitet doch nur noch halbtags«, erklärte Preuss. »Überleg mal, was das für ein Stress ist. Erst Kaffee kochen, Brötchen auspacken, frühstücken, Zigarette rauchen, aufs Klo gehen, sich auf der Station und beim Team blicken lassen, erschöpft in den Sessel fallen, neuen Kaffee kochen, Zeitung lesen, noch eine rauchen, da ist so ein halber Tag schnell rum.«
»Sprichst du jetzt von dir oder Ulli?«
»Bin ich Sozialarbeiter?«, fragte Preuss zurück.
»Gott bewahre. Ich muss unter die Dusche.«
»Gleichfalls. Sag mal, wann machst du übermorgen Schluss?«
»Ich hoffe pünktlich. Warum?«
»Der Kombi muss in die Werkstatt. Vielleicht könntest du hinter mir herfahren und mich dann zu Hause absetzen?«
»Kein Problem«, nickte die Blonde. »Klingel einfach durch, wenn du losfährst.«
Katharina schulterte ihre Tasche, nickte Preuss noch einmal zu und watschelte zur Kabine. Schon jetzt kündigte sich ein Muskelkater an, der sich im Oberschenkel breit machen wollte. Meine Güte, sie war wirklich außer Form.
In der Kabine warf sie ihre Tasche auf eine der Holzbänke, nahm den Schlüssel aus der kleinen Seitentasche und schloss den Spind auf. Schnell hatte sie sich ausgezogen, das Duschgel, Shampoo und ein großes Handtuch heraus gesucht und ging in die Dusche.
Das heiße Wasser tat gut, obwohl ihr Körper noch von der Lauferei aufgeheizt war.
Das Haarewaschen war immer eine mühselige Angelegenheit. In den letzten zwanzig Jahren hatte Katharina höchstens mal die Spitzen nachschneiden lassen, ansonsten war die Mähne immer länger geworden. Wenn sie sich keinen Zopf flocht oder die Haare nicht hochsteckte, hing ihr Schopf inzwischen fast herunter bis zu den Hüften. Sah nach ihrem Geschmack schick aus, war aber äußerst unpraktisch. Vielleicht war es ja doch langsam Zeit für eine dieser modischen Kurzhaarfrisuren.
Klasse, anscheinend hatte der Betreiber der Halle drastische Sparmaßnahmen ergriffen. Die drei ersten Haartrockner waren kaputt, aus dem vierten kam nicht mehr als ein leiser Hauch. Verärgert nahm Katharina ihre Bürste und fuhrwerkte durch ihre Frisur. Bei mehr als dreißig Grad im Schatten würden die Haare auch an der Luft trocknen, ohne dass Gefahr bestand, dass sie sich eine Lungenentzündung zuzog.
»Grüß dich.«
Katharina sah auf. Keine zwei Meter entfernt hockte eine zierliche Brünette auf der Bank und schlüpfte in ihre Turnschuhe. Das Gesicht kam der Blonden bekannt vor, aber im Augenblick wusste sie nicht, mit wem sie es zu tun hatte.
»Kennen wir uns?«, fragte sie.
»Flüchtig«, antwortete die Frau und grinste. »Wir haben uns mal bei meiner Freundin kennen gelernt. Claudia.«
Bei Katharina hakte der Cent immer noch.
»De Vries«, erklärte die Brünette und grinste noch breiter.
Endlich machte es klick bei Katharina. »Klar, du bist die Lebensgefährtin von unserer geschätzten Staatsanwältin«, gab sie zurück. »Mischke, richtig?«
»Mitschke«, korrigierte die Frau. »Aber das ist nur mein Nachname. Veronika.«
»Richtig«, meinte Katharina. »Du hast aber ein verdammt gutes Personengedächtnis.«
»Kommt drauf an, um wen es geht«, lächelte Veronika. »Ich kann mich auch meisterhaft stur stellen.«
Katharina grinste pflichtbewusst und konzentrierte sich wieder auf ihre Bürste.
»Ich hab dich hier noch nie gesehen«, sagte Veronika. »Machst du Fitness?«
»Nee, war gerade Squash spielen.«
»Ach so. Hab ich früher auch mal gemacht, aber es ist schwierig, einen
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