Rosenmunds Tod
Gegner zu finden.«
»Frag doch mal deine Freundin«, vermochte sich Katharina nicht zu beherrschen.
»Du scheinst Claudia nicht sehr zu mögen, oder?«
»Das habe ich nicht gesagt«, wich Katharina aus. »Anscheinend ist sie eine gute Juristin.«
»Hast du prinzipiell etwas gegen Lesben? Oder nur gegen sie?«
Katharina hatte es endlich geschafft, ohne auf Widerstand zu stoßen, durch ihre Haare zu kämmen. Da wurde ihr bewusst, dass sie immer noch nur mit dem Handtuch bekleidet dastand. Der Stoff endete auf dem oberen Viertel ihrer Oberschenkel.
»Weder noch«, antwortete sie schnell. »Deine Freundin hat sich damals nicht gerade beliebt gemacht, als sie in Bochum anfing.«
»Ich hab davon gehört«, nickte Veronika. »Aber glaub mir, aus Schutz heraus gibt sie sich oft anders, als sie wirklich ist.«
»Tja, so ist das Leben.«
Veronika packte ihre durchgeschwitzten Sachen in ihre Tasche und sah Katharina an. »Mache ich dich nervös?«
»Quatsch.«
»Ich dachte nur. Oder bist du immer so einsilbig?«
Katharina atmete tief durch und warf die Bürste eine Spur zu lässig in ihren Spind. »Sei mir nicht böse, aber ich hab im Moment einfach keinen Bock auf Smalltalk. Vielleicht ein anderes Mal, okay?«
»Gerne. Sollen wir vielleicht mal zusammen Squash spielen? Oder Badminton?«
»Warum nicht?«, hörte sich Katharina zu ihrer eigenen Überraschung sagen.
»Fein. Ich geb dir meine Handynummer. Kannst mich ja anrufen, wenn du Zeit und Lust hast.«
»Mach ich«, nickte die Blonde und wartete artig ab, bis Veronika einen kleinen Zettel hervorgekramt und eine Ziffernfolge notiert hatte.
»Am besten erreichst du mich nachmittags, so ab vier«, erklärte Veronika, während sie Katharina den Papierfetzen in die Hand drückte. »Mach’s gut.«
»Tschüss«, erwiderte Katharina und stopfte den Zettel in die Hosentasche ihrer Shorts. Amüsiert sah sie Veronika nach, als diese zum Ausgang ging, dann hatte sie wieder ihre Ruhe.
Wegen ihrer Haare musste sie sich wirklich keine Gedanken machen, stellte die Kripobeamtin fest, als sie eine Viertelstunde später aus der Halle trat. Es war eher noch heißer geworden, sie konnte noch locker zwei, drei Stunden auf der Terrasse hocken und Sonne tanken.
Der Feierabendverkehr hatte bereits ein wenig nachgelassen, Katharina kam auf dem Sheffield-Ring zügig voran. Obwohl sie das Fenster auf der Fahrerseite ganz heruntergekurbelt hatte, war der Fiesta ein Glutofen. Und dieses schleifende Geräusch, das vom linken Hinterrad ausging, gefiel ihr ebenfalls nicht. Vielleicht sollte sie, wenn sie Thilo zur Werkstatt brachte, die Gelegenheit nutzen und auch einen Fachmann konsultieren.
Von der Stadtautobahn wechselte sie auf die Königsallee und reihte sich in der Strom der letzten Pendler, die sich mit den Sandalenträgern, die ihren Feierabend am jetzt sicherlich hoffnungslos überfüllten Stausee verbringen wollten, vermischten. Katharina quälte sich über die ständig verstopfte Durchgangsstraße durch Stiepel und gab, als es endlich wieder bergab ging, richtig Gas.
Der Carport vor ihrer Garage war leer, Ullis Kombi nicht da. Anscheinend hatte er sich den Kleinen geschnappt und war mit ihm zur Ruhr heruntergefahren. Wenigstens hatte sie so noch ein wenig Ruhe, bevor Arne ihr von seinem aufregenden Tag in der Kita erzählte.
Im Badezimmer räumte sie ihre Sportklamotten in die Waschmaschine, stellte die Tasche zum Auslüften in die hinterste Ecke der Terrasse und ging in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Sie hatte schon ein Halbliterglas mit Eistee gefüllt, als sie den Zettel bemerkte, der an der Kaffeemaschine lehnte.
Ullis Handschrift war ihr nach den ganzen Jahren des Zusammenlebens natürlich nicht unbekannt. Trotzdem traute sie ihren Augen nicht, als sie die Nachricht las. Mit seiner fröhlichen, geschwungenen Handschrift teilte ihr Zander mit, dass er bei Thilo sei…
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»… und damit komme ich zur vierten und letzten These: Globalisierung ist die Chance für eine bessere Entwicklung aller Regionen dieser Welt. Denn sie ist der Katalysator für das Entfrosten immer mehr erstarrender Gesellschaften. Globalisierung trägt zu einer friedlichen Welt bei, weil sie nationale Grenzen und damit nationales Denken überwindet; sie fördert politischen und gesellschaftlichen Wandel in Diktaturen, weil sie über gute Ausbildung und anspruchsvolle Tätigkeiten zu selbstbewusstem und aufgeklärtem Denken beiträgt. Darüber hinaus leistet Globalisierung einen
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