Rosenmunds Tod
er leise. »Fühl mich ganz schwummerig.«
»Du wirst es überleben«, gab Tubis zurück. »Verdammt, warum hast du uns nicht rechtzeitig einen Tipp gegeben?
Gestern haben die Bullen alle Geschäftsräume durchsucht, und unsere Privathäuser auch.«
»Fahr ihn nicht so an, nicht wahr«, meinte Belda. »Er ist doch noch gar nicht richtig da.«
»Scheiß drauf«, fluchte Tubis. »Immerhin ist es seine Schuld, wenn alles zusammenbricht.«
»Reg dich nicht künstlich auf«, flüsterte Krafft und wandte seinen Kopf zu dem Nachttischchen, auf dem ein Plastikbecher mit Wasser stand. »Kann mir den mal einer von euch reichen?«
Belda wuselte um das Bett herum und drückte dem Kranken den Becher in die blutleere Hand.
Krafft schob den Schlauch der Nasensonde, die ihm beständig Sauerstoff in die Lungen pustete, beiseite und trank einen kleinen Schluck.
»Warum hast du uns nicht rechtzeitig gewarnt?«, wiederholte Tubis. »Angeblich läuft im Gericht doch nichts, ohne dass du es erfährst.«
»Im Prinzip stimmt das«, krächzte Krafft heiser. »Was ist denn überhaupt passiert?«
Tubis holte tief Luft, aber Belda legte ihm beschwichtigend einen Arm auf die Schulter.
»Gestern Morgen ist eine groß angelegte Durchsuchungsaktion gestartet worden«, erklärte er mit weinerlichem Unterton. »Und die Beamten wussten genau, wo sie suchen mussten, nicht wahr. Die haben die brenzligen Unterlagen schon mit dem ersten Griff aus den Schränken gezogen.«
Trotz seines kraftlosen Zustandes musste Krafft grinsen. »Ihr wurdet verpfiffen. In den letzten Jahren sind einige Ermittlungsverfahren gegen euch eingeleitet worden, alle ohne Erfolg, nicht zuletzt wegen mir. Ihr könnt davon ausgehen, dass die Kripo und die Staatsanwaltschaft die meisten Unterlagen sowieso schon hatten.«
»Ich finde das überhaupt nicht witzig«, blaffte Tubis.
»Nein, witzig ist das wirklich nicht.«
»Und warum hast du nichts davon mitgekriegt?«
»Meine Vertrauensperson sitzt nicht ganz oben«, erklärte Krafft. »Allerdings sickert meistens irgendetwas durch, auf den Gängen, in der Kantine und so weiter. Diesmal muss das wohl in aller Stille geplant worden sein. Wer war denn von der Staatsanwaltschaft dabei?«
»Sturm hieß der. Kennst du den?«
»Natürlich. Ein Feigling erster Güte, aber sehr tüchtig. Der übernimmt die Leitung derartiger Ermittlungen nur, wenn die Sache absolut dicht ist.«
»Wir machen dir ja auch keine Vorwürfe, nicht wahr«, wehrte Belda ab. »Aber diesmal sieht es wirklich schlecht aus.«
»Wurdet ihr schon vernommen?«
»Stundenlang«, stöhnte Tubis. »Den ganzen gestrigen Nachmittag haben wir im Präsidium verbracht.«
»Immerhin hat man euch wieder laufen lassen. Wird schon nicht so schlimm werden.«
»Ach nee. Du sitzt ja nicht in der Scheiße.«
»Jetzt mach mal halblang. Was ist mit den anderen?«
»Der Chef war gestern nicht zu erreichen, der hatte einen Termin in Berlin«, antwortete Belda. »Alexander hat uns vor einer Stunde angerufen, er wollte auch hierher kommen. Verstehe nicht, dass er noch nicht da ist.«
»Hat man Swoboda festgenommen?«
»Ja.«
»Hm, für ihn wird es wahrscheinlich am schwierigsten. Jede Wette, ihr könnt euch freikaufen. Erkennt eure Schuld an, zahlt ein bisschen was in die Staatskasse und die Sache hat sich.«
»Meinst du wirklich?«, fragte Belda hoffnungsvoll.
»Selbstverständlich. Paragraf 153 Strafprozessordnung. Ihr braucht nur pfiffige Anwälte.«
»Wenigstens hast du deinen Optimismus nicht verloren«, keifte Tubis. »Mann, hier geht es um Millionen. Meinst du, die lassen uns gegen eine kleine Spende laufen?«
»Klein wohl nicht, dürfte schon sechsstellig werden. Aber sofern ihr nicht vorbestraft seid, stehen die Chancen, nicht vor Gericht zu kommen, ganz gut.«
»Aber das gilt doch nur für Bagatellen, nicht wahr?«, quengelte Belda.
»Ansichtssache. Immerhin hat sich Herr Kohl nach demselben Verfahren aus seiner Spendenaffäre freigekauft. Ich wiederhole noch einmal: Spart nicht bei euren Anwälten, nehmt die besten, die ihr bekommen könnt.«
Tubis verzog das Gesicht zu einer Grimasse und trat an das Fenster, wobei er die Arme hinter seinem Rücken verschränkte. Kraffts Zimmer lag im dritten Stock des Krankenhauses, von hier hatte man einen schönen Blick über die die Gebäude umgebende Parkanlage.
Mit lautem Poltern flog die Tür auf und Alexander von Illing stürmte in das Krankenzimmer. Auf den ersten Blick hätte man ihn für noch kränker als
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