Rosenmunds Tod
Krafft halten können. Aus seinem Gesicht war die Farbe gewichen, auf der Stirn standen Schweißperlen. Da die Hitze draußen noch weit davon entfernt war, ihren Höchststand zu erreichen, lag dies wohl nicht an den Temperaturen.
»Meine Güte, was ist denn mit dir passiert?«, fragte Tubis.
»Ich hab die ganze Nacht kein Auge zugemacht«, stöhnte von Illing atemlos.
»Das sieht man. Aber meinst du, uns geht es besser?«
Von Illing sah sich suchend um, bis er einen freien Stuhl entdeckte. Als er saß, konnte man erkennen, wie heftig seine Knie zitterten.
»Swoboda, die Drecksau«, ächzte er. »Ich könnte ihn umbringen.«
Tubis schüttelte den Kopf. »Jeder von uns wusste, worauf er sich einlässt. Wenn wir uns jetzt gegenseitig zerfleischen, hilft das keinem von uns.«
»Du hast doch keine Ahnung«, fluchte von Illing. »Das Schwein hat uns angeschissen.«
Die drei anderen Männer wechselten fragende Blicke.
»Wisst ihr, was er gemacht hat? Eine Kamera in seinem Schlafzimmer installiert.«
Belda wurde nun auch blass, Tubis klappte seinen Unterkiefer nach unten.
»Ja, es stimmt. Ich war genauso schockiert wie ihr. Die ganze Zeit hat er uns gefilmt.«
»Wovon redet ihr?«, mischte sich Krafft ein.
»Bist du absolut sicher?«, ignorierte Tubis die Frage.
»Natürlich. Gestern Abend war ich noch bei diesem Empfang im Rathaus, als Hans Georg verhaftet wurde. Der Bulle hat es ihm auf den Kopf zugesagt. Das war ganz schön peinlich, wir standen gerade mit dem Oberbürgermeister zusammen und dann präsentiert ihm dieser Hauptkommissar den Haftbefehl.«
»Jetzt rede nicht so ein unzusammenhängendes Zeug«, sagte Tubis. »Was war das mit der Kamera?«
Von Illing zog hastig ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche, besann sich im letzten Moment, wo er sich befand, und knetete lautstark seine Fingerknöchel.
»Der Kommissar wusste alles«, erklärte er dann mit zitternder Stimme. »Die ganzen Bestechungssachen, die Steuerhinterziehung. Und eben auch die Sache mit den Mädchen.«
»O Gott, das ist ja furchtbar, nicht wahr«, stammelte Belda.
»Wovon redet ihr?«, begehrte Krafft erneut in seinem Bett auf.
»Halt die Klappe«, beschied ihn Tubis. »Alles kann der nicht gewusst haben, sonst hätte er dich gleich mit einkassiert. Was ist das mit der Kamera?«
»Ich hab mich gefragt, woher die Kripo das mit den Kindern wissen konnte. Deshalb habe ich Hans Georgs Putzfrau angerufen, die war bei der Hausdurchsuchung dabei. Und die hat mir dann alles erklärt. In seinem Schlafzimmerschrank stand eine Videoanlage, hinter der Wandvertäfelung war die Kamera versteckt. Der hat immer gefilmt, wenn wir da waren.«
»O nein«, jammerte Belda. »Das darf doch nicht wahr sein, nicht wahr. Das ist ja grausam.«
»Die Polizei hat kistenweise Fotos und Videos beschlagnahmt«, fuhr von Illing fort. »Ich will gar nicht wissen, was alles darauf zu sehen ist.«
»Dieses verdammte Arschloch!«, fluchte Tubis. »Dafür sollte man ihm den Hals umdrehen.«
»Was ist hier eigentlich los?«, ereiferte sich Krafft wieder. »Wovon redet ihr die ganze Zeit?«
»Läuft das Haus im Sauerland eigentlich auf seinen Namen?«, fragte Belda. »Oder noch auf den seines Bruders?«
»Keine Ahnung«, gab Tubis zurück. »Auf jeden Fall müssen wir da nach dem Rechten schauen.«
»Meinst du.?«, hauchte von Illing entsetzt.
»Natürlich. Im Keller gibt es doch tausend Möglichkeiten, eine oder mehrere Kameras zu verstecken, ohne dass wir das gemerkt hätten.«
»Aber das Haus wird doch bestimmt von der Polizei überwacht, nicht wahr«, ereiferte sich Belda. »Wenn wir jetzt plötzlich da auftauchen, machen wir uns doch verdächtig.«
»Blödsinn. Wetten, die haben sowieso bereits allerschärfste Nahaufnahmen von dir? Schlimmer kann es doch schon fast nicht mehr werden.«
»Aber warum hat er das gemacht?«, fragte von Illing. »Hans Georg musste doch damit rechnen, irgendwann mal die Polizei im Haus zu haben. So blöd kann der doch gar nicht sein.«
»Wahrscheinlich hat er sich daran aufgegeilt«, vermutete Tubis. »Oder er hat die Filme verkauft. Mit Kinderpornos kannst du ein Vermögen verdienen.«
»Ich fahre sofort zum Wochenendhaus«, entschied von Illing. »Vielleicht ist da ja noch etwas zu retten.«
»Ihr. ihr Schweine«, japste Krafft atemlos. »Vergeht euch an Kindern.«
»Quatsch, wir haben uns an den Blagen nicht vergangen«, wehrte Tubis aufgebracht ab. »Die haben alles freiwillig gemacht. Und sie haben dafür gutes
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