Rosenmunds Tod
vermutete der Kripobeamte jedoch, dass er sich in Swoboda getäuscht hatte.
»Kaffeepause«, entschied er unvermittelt, bevor Sturm seine nächste Frage loswerden konnte. »Nach drei Stunden haben wir uns jetzt ein Pauschen verdient.«
Einen Augenblick später schlug die Tür auf und ein Kleiderschrank von Polizist postierte sich neben dem Unternehmer. Angesichts der vermutlichen Körperkräfte des Beamten wagten noch nicht mal die ganz schweren Jungs, sich ohne Erlaubnis zu räuspern.
»Und? Was ist?«, fragte Annika Schäfer, als Roth, Kemper und Sturm in den Nebenraum traten. »Redet er?«
»Vergessen Sie es«, seufzte Sturm und zog die Kaffeekanne an sich. Erst im letzten Moment besann er sich und sah seine Mitstreiter fragend an. »Auch eine Tasse?«
»Gern«, nickte Kemper müde. »Ich glaube, wir werden uns an dem noch die Zähne ausbeißen.«
Claudia de Vries, die Leiterin des Dezernates für Gewaltdelikte, blätterte scheinbar gelangweilt in ihren Unterlagen und sah dann auf. »Einverstanden, wenn wir die nächste Runde übernehmen? Vielleicht ist Swoboda ja hinsichtlich der Mädchen gesprächiger.«
»Ich gehe jede Wette ein, der erzählt Ihnen noch weniger als uns, Frau Kollegin«, grinste Sturm freudlos und gönnte auch ihr eine Tasse Kaffee.
De Vries zupfte eine imaginäre Fluse von ihrem eleganten Rock und rümpfte die Nase. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
Ulrich Kemper verbiss sich den Kommentar, den er auf den Lippen hatte, und trank schnell einen Schluck Kaffee. Er hatte noch nie mit dieser Staatsanwältin zu tun gehabt, aber die Klagen der Kollegen, vor allem aus dem KK 11, waren auch zu ihm durchgedrungen. Nach allem, was er wusste, hielt sich diese de Vries für unbesiegbar.
»Es wäre mir lieber, wenn wir erst noch einmal reingingen«, erklärte er. »Wir wissen, dass Swoboda die Betrügereien unmöglich allein auf die Beine gestellt haben kann. Allerdings können wir seinen vermutlichen Mittätern noch nichts Schwerwiegendes nachweisen, unsere Zeit reichte noch nicht, das Material entsprechend zu sichten. Eventuell wird Swoboda ja gesprächiger, wenn sich ihm die Chance bietet, die Schuld nicht allein auf sich nehmen zu müssen.«
»Wie lange vernehmen Sie ihn jetzt schon?«, fragte de Vries.
»Gut drei Stunden. Wir sind noch in der Aufwärmrunde.«
»Bei Ihren Delikten handelt es sich ausschließlich um einen materiellen Schaden«, dozierte de Vries, während sie sich erhob. »Doch dieser Mann hat sich an kleinen Mädchen vergangen. Ich will wissen, wer diese Mädchen sind, was er ihnen angetan hat, wie er an sie herangekommen ist. Ich habe keine Zeit zu warten, bis Sie endlich auf Touren gekommen sind.«
Kemper lief rot an, aber diesmal war Sturm schneller. »Frau Kollegin, ich bitte um Mäßigung. Herr Kemper hat diese Ermittlungen lange und sorgfältig vorbereitet und durchgeführt. Ohne ihn säßen Sie jetzt nicht hier.«
»Mir ist durchaus bewusst.«, donnerte de Vries, brach ab und setzte ein oft geübtes Lächeln auf. »Nun gut. Warum gönnen Sie sich nicht einfach eine Pause und überlassen uns den Verdächtigen mal eine Stunde. Besser wird seine Verfassung dadurch bestimmt nicht.«
»Außerdem ist gleich Mittagszeit«, mischte sich Sabine Klinkert ein. »Auch Verdächtige haben das Recht auf Mahlzeiten. Geht irgendwo was essen, so lange versuchen wir unser Glück.«
»Einverstanden«, meinte Kemper nach einer Denkpause. »Wenn Sie es nicht anders haben wollen. Gehen wir einen Happen essen.«
De Vries nickte dem Kommissar dankend zu und stiefelte los, Klinkert und Schäfer im Schlepptau.
Swoboda ließ keine Regung erkennen, als die Staatsanwältin den Schupo mit einer kräftigen Handbewegung aus dem Zimmer scheuchte und ihre Mappe auf den Tisch klatschte.
»Was haben Sie mir hierzu zu sagen?«, bölkte sie ohne Umschweife los und kramte aus ihrer Mappe einige Fotos, die sie in Swobodas Schlafzimmer gefunden hatten.
Von der anderen Seite des Tisches kam lediglich ein kühler Blick.
»Sexueller Missbrauch von Kindern ist neben Mord so ziemlich das scheußlichste Verbrechen, das es gibt«, fuhr de Vries fort. »Derartige Vergehen nehme ich persönlich, und nicht nur ich, sondern auch die meisten Richter, denen ich in meiner bisherigen Laufbahn begegnet bin. Und besonders ekelhaft ist es, wenn so ein Perversling wie Sie auch noch Erinnerungsfotos seiner Taten schießt.«
Swoboda blickte zur Seite. »Miese Qualität«, erklärte er gleichgültig. »Alle
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