Rosenmunds Tod
Geld gekriegt.«
»Außerdem, als Kinder konnte man die eigentlich gar nicht mehr bezeichnen«, ergänzte Belda verlegen. »Nie war eine unter zwölf, dreizehn dabei. Na ja, nicht oft jedenfalls, nicht wahr.«
»Schweine«, wiederholte Krafft erregt. »Wenn ich das gewusst hätte. ich hätte euch selbst ans Messer geliefert.«
»Sei still«, gab Tubis grantig zurück. »Sonst verraten wir deinen Exkollegen, wer uns die ganzen Jahre mit Tipps versorgt hat.«
»Ihr. ihr.«, röchelte Krafft und griff sich plötzlich an die Brust. Der Überwachungsmonitor piepte heftiger.
»Reg dich besser nicht so auf«, sagte Tubis.
Kraffts Gesicht verzog sich unter einer Schmerzwelle, der rechte Arm beschrieb ziellose Bewegungen durch die Luft.
»Ottokar?«, fragte Belda ängstlich.
»Scheiße, der kratzt ab«, begriff Tubis endlich und stürmte auf den Flur.
»Ottokar, mach keinen Unsinn«, bettelte Belda aufgeregt. »Der Arzt kommt gleich. Hörst du, nicht wahr.«
Der Körper auf der Matratze bäumte sich auf und fiel dann schlaff auf das Laken zurück. Aus dem hektischen Piepen wurde übergangslos ein nervender Dauerton.
»Ottokar!«, brüllte Belda.
Tubis drapierte sich im Türrahmen und spielte überflüssigerweise den Einweiser für die beiden Krankenschwestern, die im Laufschritt in das Zimmer stürmten. Während sich die eine sofort den in einer Ecke geparkten Defibrilator schnappte, scheuchte die andere die Männer aus dem Zimmer.
Als sie die Paddels das erste Mal auf Kraffts Brust platzierte, war auch der Stationsarzt da. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss.
Als die drei Krankenhausbediensteten fünfzehn Minuten später die Tür wieder öffneten, gab der Monitor immer noch den Dauerton von sich.
13
Baldur Sturm rückte das Goldkettchen an seinem Handgelenk zurecht und starrte dann sein Gegenüber wieder durchdringend an. Doch der Mann auf der anderen Seite des Tisches zeigte keine Wirkung.
»Herr Swoboda, auch wenn Sie stunden-, tage-, ja wochenlang schweigen, es wird Ihnen nichts nützen. Die Beweislage ist erdrückend.«
»Wie erfreulich für Sie«, nickte Swoboda freundlich und zeigte wieder sein undurchdringlichstes Gesicht. »Dann frage ich mich, warum wir uns die Prozedur nicht schenken.«
Der Geschäftsmann sah immer noch aus wie aus dem Ei gepellt, obwohl er die Nacht in Untersuchungshaft verbracht hatte. Nur seine bestickte Krawatte fehlte, die hatte Swoboda sorgfältig zusammengelegt dem wachhabenden Beamten aushändigen müssen.
»Ich verstehe nicht, warum Sie es sich und uns schwerer machen als nötig«, mischte sich Kemper ein. »Ein Geständnis kann für Sie im bevorstehenden Prozess von Vorteil sein.«
Swoboda sah durch den Kripobeamten hindurch und sagte nichts. In dieser Art ging das schon seit Stunden.
»Warum waren Sie eigentlich so schlampig?«, fragte Annette Roth und schob sich einen frischen Kaugummiriegel zwischen die Lippen. »Sie haben uns die Suche nach belastendem Material wahrlich nicht erschwert.«
»Hat Ihr Tippgeber diesmal versagt?«, fragte Sturm. »Oder kam die Warnung zu spät?«
Swoboda bewegte die Augäpfel, um dem Staatsanwalt und den beiden Kripobeamten einen kurzen Blick zu gönnen. Dann versteifte er sich wieder zur Mumie.
»Was meinen Sie, wie lange halten Sie das wohl durch?«, fragte Kemper. »Sie haben keine Vorstellung, wie zermürbend ein paar Wochen Untersuchungshaft sein können. Jeden Tag in dieser beschränkten Zelle eingesperrt zu sein, als einzige Abwechslung hin und wieder mal ein nettes Verhör mit uns.«
»Und dann Ihre Mithäftlinge«, ergänzte Roth. »Wenn wir dem einen oder anderen stecken, dass Sie nicht nur ein Wirtschaftsverbrecher, sondern auch ein Kinderficker sind. Mitunter kann es zu hässlichen Szenen in den Duschräumen kommen.«
Swoboda zeigte mit keiner Wimper, ob ihn diese Aussichten berührten.
»Wahrscheinlich hoffen Sie auf eine Aussetzung des Haftbefehls auf Kaution«, vermutete Sturm. »Vergessen Sie es. Die Fluchtgefahr ist viel zu hoch.«
Kemper lehnte sich stumm gegen die Wand des Vernehmungsraumes und ließ Swoboda keine Sekunde aus den Augen. Zunächst hatte er diesen leicht zur Schwabbeligkeit neigenden Mann für ein Weichei gehalten, der zwar keine Skrupel hatte, Gott und die Welt bei einem für ihn vorteilhaften Coup über den Tisch zu ziehen, aber angesichts der Aussicht, das Strafmaß durch ein umfassendes Geständnis zu mindern, nach einer gewissen Schamfrist mit ihnen kooperieren würde. Mittlerweile
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