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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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immer kurz und bündig. Ottakring überdachte kurz die
Situation. Er hatte nichts anderes erwartet. Adressen aus Silbernagls digitalem
Notizbuch. Solche Nachforschungen führten meist ins Nichts. »Danke, Frau
Kollegin …«
    »Da ist noch was. Ich hab ja das Foto herumgehen lassen. Gleich drei
Taxifahrer haben sich deswegen gemeldet. Sie haben Katharina gesehen. Sie
kennen sie.«
    »Absolut. Erzähl!«
    »Aber nur als Rosenverkäuferin vom Christkindlmarkt. Sie haben auch
schon mal den einen oder andern Strauß zu einer Wohnung oder einem Haus
transportiert. Das hilft uns auch nicht weiter, oder?«
    Ottakring überlegte kurz. Einen Versuch wär’s wert. Eine vage
Möglichkeit. »Finde raus, ob die Fahrer Aufzeichnungen oder Notizen haben, in
welche Wohnungen oder Häuser die Sträuße gebracht wurden.«
    »Klar, mach ich. Hätt ich auch selber dran denken können.«
    »Und vergiss die Zentrale nicht. Die löschen die
Gesprächsaufzeichnungen erst nach x Jahren.«
    Ottakring hatte den halben Teller Risotto weggeputzt. Die Reherl
bewahrte er zum Schluss auf. Sie schmeckten frisch. Waren sie aus Österreich?
Aus Bulgarien? Verstrahlt oder nicht? Oder aus der Zucht in Island? Egal. Er aß
mit großem Genuss zu Ende.
    Rechtzeitig zum Espresso meldete sich erneut sein Handy. »Ja!«
    »Chili hier. Ich müsste dich sprechen. Es ist dringend. Wann hast du
Zeit?«
    Chili war auf Katharina Silbernagl angesetzt. Sie sollte einen
Haftbefehl gegen die Rosenverkäuferin durchsetzen und – zusammen mit
Eva M. – Hotels und Pensionen abklappern, in denen sie möglicherweise
untergeschlüpft war. Ottakring hatte den Auftrag erweitert.
    »Ich bin in der Osteria. Bei Lucca«, sagte er kurz angebunden. »Wie
wär’s, wenn du herkommst?«
    Es dauerte keine fünf Minuten, da stand Chili atemlos und mit
geröteten Wangen vor ihm. Sie ließ den Mantel an und zog sich einen Stuhl her.
Um den Hals hatte sie einen dicken, pinkfarbenen Schal geschlungen. Ihr Blick
wanderte unruhig hin und her.
    Ottakring goss ihr ein Glas Wasser ein. »Und?«, fragte er. »Wie
sieht’s aus?«
    Chili legte eine Hand auf seinen Arm und sah ihn aus glänzenden
Augen an. »Ich brauche deinen Rat, Joe. Privat, nicht dienstlich.«
    Ottakring schätzte zwar die Wärme ihrer Hand auf seinem Gelenk. Aber
das, was er in ihren Augen las, gefiel ihm gar nicht. Etwas an ihrem Ausdruck
war neu und beunruhigend. Für einige Augenblicke herrschte Schweigen.
    Chili öffnete ihren Trenchcoat, griff hinein und zog ihr Handy
heraus. Sie holte ein Foto auf das Display, hielt es Ottakring hin und sah ihn
fragend an.
    Das Foto zeigte ein Mädchen von drei, vier Jahren, für das er auf
den ersten Blick nur eine Bezeichnung fand. »Verwahrlost.«
    »Genau«, sagte Chili und nickte heftig. »Sie heißt Paula und gehört
einer Obdachlosen. Sie wächst praktisch in der freien Wildbahn auf und wird mit
Bier ernährt. Ich möchte sie zu mir holen.« Chili wirkte so befreit, als hätte
sie soeben eine Straftat gestanden.
    Die äußere Veränderung an Ottakring war massiv. Er lief knallrot an.
Seine Gesichtszüge wurden plötzlich hart, die Haut über den Kinnladen spannte.
Er wischte Chilis Hand weg und hob den Arm.
    Lucca ging hinter der Bar in Deckung. Die Fliege in der Ecke verzog
sich.
    Ottakrings gewaltige Faust wäre wie einen Dampfhammer auf die
Tischplatte gefallen, hätte Chilis Miene nicht noch das Schlimmste verhindert.
    Sie schniefte. Hastig hatte sie das Handy weggesteckt. Sie versuchte
zu lächeln – ein scheues, unkontrolliertes Lächeln, das augenblicklich
wieder verschwand. Eine Träne rollte ihr über die Wange. Sie wischte sie mit
dem Handrücken weg.
    Ottakring erhaschte einen Blick ihrer Augen. Sie waren groß und von
so durchscheinender Farbe, dass er, nun, da sie tränenbenetzt waren, an vom
Meer geschliffenes Glas denken musste. Er hatte diese Frau, die ihm ja von
ihrem toten Vater anvertraut war, einmal sehr, sehr gern gehabt. Er dachte
einen Augenblick nach. Was sie gesagt hatte, war für ihn nicht leicht zu
verdauen. Er sah sie an, als wären ihr plötzlich Hörner am Kopf gewachsen.
    »Deine Absicht in allen Ehren, Chili«, sagte er widerwillig
beherrscht. »Aber wie willst du das denn mit unserem Beruf vereinbaren? Selbst
ich, ich hab bloß einen einfachen Hund, und der ist schon zu viel.« Langsam
gewann er die Fassung wieder. Die Röte wich aus seinen Wangen. »Sei vernünftig,
Madl. Vergiss den Schmarren. Dafür gibt’s staatliche

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