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Rosenschmerz (German Edition)

Rosenschmerz (German Edition)

Titel: Rosenschmerz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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traute ihren Augen nicht, als sie die Ergebnisse auf
ihrem Schreibtisch vorfand. Es waren siebzehn Ausdrucke von Mails und Dateien
aus Katharinas Laptop. In Eile überflog sie die Absender und Adressaten aus der
Mailbox. Kirchbichler, Amtsgericht, ein weitergeleiteter Devisen-Newsletter,
Morlock, noch mal Morlock. Bei der nächsten Nachricht läuteten alle
Alarmglocken. [email protected] schrieb da: »Bald kann ich dir dein
Alfa-Cabrio kaufen, das du dir so sehnlich wünschst. Gut, dass du mir den Brief
von deiner Mutter gezeigt hast. Da kann man echt was mit anfangen.«
    Sofort griff sie zum Telefon und drückte Ottakrings Kurzwahl.
    *
    »Kathi, bleibst du jetzt ganz bei uns?« Das Hannerl wandte
keinen Blick von ihrer neuen Freundin, die neben ihr am Tisch saß. Sie
versprach sogar, den Tisch abzuräumen.
    »Nein, nein, ich muss wieder zurück.« Und zu Onkel Josef gewandt
sagte sie: »Ich wollt nur mal einen Tag abschalten. Du weißt ja, warum ich
nicht bei euch bleiben kann.«
    Josef brachte sie zum Bahnhof.
    Regionalzug Richtung Rosenheim, Abfahrt 10:54 Uhr.
Am Bahnsteig war es zugig. Kathi fröstelte und zog beide Hände in die
Ärmellöcher ihres Anoraks. Ein Betonmischer dröhnte zwei Gleise weiter.
    Da klingelte ihr Handy.
    »Hallo, Catrin? Robert hier.«
    »Welcher Robert?«
    »Na, wie viele kennst du? Der Robert vom Voglwirt halt.«
    Der Robert? Der so sexy war wie ein Karpfen? Was wollte der von ihr?
»Woher hast du meine Handynummer?«
    Ein mickriges Lachen am anderen Ende. »Von deiner
Einstellungsuntersuchung vielleicht. Wo bist du jetzt?«
    Das würde sie ihm ganz bestimmt auf die Nase binden. »Pass auf, ich
kann grad nicht …«
    »Vorsicht auf dem Bahnsteig«, ertönte die Ansage, »der Zug fährt
gleich ein.«
    »Aha, am Bahnhof bist du. Auf welchem?«
    Wortlos klickte sie das Gespräch weg und stieg ein. Ein nagendes
Gefühl beschlich sie. Als ob sie Unliebsames erwarten sollte in Rosenheim.
    Kathi merkte, wie sie die Luft anhielt. Sie zwang sich, ruhig
auszuatmen und wieder ein. Sie warf ihren Rucksack auf einen Fensterplatz und
ließ sich auf den Sitz daneben fallen.
    *
    Ottakring war keine zwei Minuten aus dem Haus, da hörte er
ein leises Rattern. Dass es sein Mobiltelefon war, merkte er erst, als er
versehentlich an den Gürtel griff.
    »Los, sag schon!«, drängte er, als Chili sich etwas umständlich
ausdrückte.
    Viel Zeit, das Gehörte zu verdauen, blieb ihm nicht. »Bin schon
unterwegs.« Exakt sechs Minuten später war er in der Direktion.
    *
    »Hallo, Catrin!«
    Robert! Er lehnte lässig am Abgang zum Untergeschoss von Bahnsteig
sieben in Rosenheim. Verdammt, wie hat er mich gefunden, durchfuhr es Kathi.
Gleichzeitig meldete ihr Instinkt, dass die Erde unter ihr bald zu beben
beginnen würde.
    »War mir klar, das du früher oder später hier aufschlagen würdest«,
sagte Robert.
    Cool, der Mann. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Im Dienst war er
immer so servil gewesen. »Was willst du von mir? Vielleicht Rosen?«
    »Nein. Ich will mit dir reden. Es ist wichtig.«
    Er verstummte, aber Kathi wusste, dass er noch mehr auf dem Herzen
hatte. Und sie spürte instinktiv, dass er nicht übertrieb. »Von mir aus«, sagte
sie. »Jetzt gleich?«
    Er griff nach ihrem Arm. Sie schüttelte seine Hand ab. »Du hast den
Niki umgebracht, stimmt’s?«, sagte sie in ruhigem Ton.
    Der Dezember narrte die Forsythien. Dieser Tag war ein
vorgezogener Frühlingstag. Das Café Dinzler am Inntalstern hatte den Platz
entlang seiner Südwand mit Tischen und Stühlen bestückt. Ein einzelner Mann saß
an einem Tisch am äußeren Rand der Terrasse vor einem Weißbier und schrieb. Ein
gut erhaltener Sechziger mit schiefer Nase und vollem Haar. Wenn er seinen
Stift vom Block nahm, beobachtete er seine Umgebung aufmerksam und mit
zugekniffenem Mund über eine blau gesprenkelte Lesebrille.
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Robert, als er mit Kathi
auf der entgegengesetzten Seite Platz genommen hatten. Er trug eine
Gucci-Sonnenbrille. »Wer sagt denn, dass der Niki überhaupt umgebracht worden
ist?«
    Katharina Silbernagl hatte den Reißverschluss ihres schwanenweißen
Anoraks heruntergezogen. Darunter trug sie einen tannengrünen Rolli.
    Robert bestellte für sich ein kleines Bier und für Kathi einen
Cappuccino.
    »Also, Catrin«, sagte er. »Oder soll ich dich besser ›Katharina‹
nennen? Oder gefällt dir möglicherweise ›Kathi‹ besser?« Er machte eine Pause,
hob sein Glas und prostete ihr zu.

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