Rosentod: Thriller (German Edition)
interessiert sie, ob die Medien von der Fahndung nach Max Paulik berichten. Neugierig stellt sie den Fernseher an. Eine Sportsendung läuft. Es ist noch zu früh. Die Nachrichtensendung beginnt erst in einer halben Stunde.
Zerstreut holt sie eine Flasche Wein aus der Küche, entkorkt sie, schenkt sich ein Glas ein, trinkt und stellt es auf den Glastisch. Halbvoll. Den Fernseher lässt sie leise laufen. Was dieser Paulik jetzt wohl macht? Nachdenklich nimmt sie ihr Mobiltelefon, ruft den Journalbeamten an und fragt ihn, ob die örtliche Großfahndung bereits wieder eingeleitet worden sei.
„Eben jetzt. In diesem Augenblick“, bekommt sie zur Antwort.
„Gut so.“ Erleichtert legt sie auf, lässt ihren Bademantel fallen, dreht sich um und geht ins Schlafzimmer.
Falls Paulik tatsächlich in Leoben sein sollte, ist er fällig.
Diesmal entkommt er nicht.
***
Schwarze Kleidung und schwarze Maske.
Max Paulik hat sich fein gemacht.
Unauffällig parkt der Astra zwischen zwei anderen Autos, die Frontscheibe dem Haus zugewandt. Nervös betrachtet er den Gummiknüppel auf der Konsole neben seinem Oberschenkel und denkt angestrengt nach.
Keine Kontrollstellen auf den Straßen mehr. Kaum ein Streifenwagen ist zu sehen. Die Bullen gehen ihm auf den Leim. Die suchen ihn in Wien. Wahrscheinlich auch die Blondine, die er vor ein paar Monaten dort gefilmt und noch schnell ins Internet gestellt hatte, bevor er in Deckung ging. Alles bestens.
Er wartet noch einen Augenblick, dann schiebt er den Gummiknüppel ins Gürtelfutteral und steckt ein Messer in die Außentasche seines schwarzen Anoraks. Schließlich schlüpft er in die Einweghandschuhe, nimmt den Geißfuß vom Beifahrersitz, steigt aus und peilt die Lage.
Niemand zu sehen.
Rasch huscht er zur Haustür.
Entschlossen setzt Paulik sein Brecheisen an. Drei Mal hebelt er. Mit voller Kraft. Dann zersplittert das Türblatt auch schon an den richtigen Stellen.
Kein Wunder, dass Einbruch so in Mode ist. Minimaler Zeitaufwand, minimale Lärmentwicklung und minimales Risiko, bei maximalem Erfolg. Die nächsten Nachbarn sind so weit entfernt, dass hier garantiert keiner etwas mitbekommt. Und die Polizei? Die ist sowieso nie dort, wo sie sein soll.
Im Korridor ist alles dunkel. Gut so.
Vorsichtig tastet sich der Eindringling ins Wohnzimmer. Gedämpfte Beleuchtung. Der Fernseher dudelt. Ein am Boden liegender Bademantel und Ullas schwarze Jacke, die über einem Stuhl hängt. Auch eine Flasche Wein und ein halbvolles Glas auf dem quadratischen Glastisch fallen ihm auf.
Wohin hast du dich denn verkrochen, du verdammtes Miststück, ärgert sich Max. Wo bist du bloß? Vorsichtig stellt er den Ton am Fernseher leiser. Da vernimmt er ein Summen. Es kommt aus dem Schlafzimmer. Zufrieden greift er an seinen Gürtel und zieht den Gummiknüppel aus dem Futteral. Dann schleicht er zur angelehnten Schlafzimmertür und drückt sie ganz langsam auf. Drei Schritte nur, dann steht er richtig.
Ulla zieht sich gerade das Oberteil ihres Pyjamas über, als sie der Hieb von hinten trifft. Sekundenbruchteile später liegt sie auf dem Bett. Erstaunlicherweise verliert sie gar nicht das Bewusstsein, aber warmes Blut rinnt ihr über den Scheitel in den Nacken und ins Gesicht. Vor ihr steht ein Maskierter, einen Knüppel in der Hand. Entschlossen nimmt Ulla alle Kraft zusammen und richtet sich auf. Damit hat Paulik offensichtlich nicht gerechnet. Er brüllt wie ein Stier. Ein weiterer mächtiger Schlag auf den Kopf wirft Ulla aufs Bett zurück. Todesangst erfasst sie. Bruchstückhafte Szenen aus ihrem bisherigen Leben drängen sich in ihr Bewusstsein. Aus, sagt eine Stimme in ihr. Fertig. Das hier wirst du nicht überleben.
Sie sieht, wie Paulik seelenruhig seinen Anorak auszieht, den Sweater und das Unterhemd. Als er sein Messer zieht, versetzt ihm Ulla einen Tritt in den Unterleib, rollt sich vom Bett, stößt den sich krümmenden Vermummten zur Seite und taumelt ins Wohnzimmer. Paulik folgt ihr, stellt ihr ein Bein und sie fällt. Instinktiv rollt sie sich auf den Rücken und tritt ihm mit aller Kraft gegen das Knie. Stöhnend taumelt Paulik zurück. Das ist ihre Chance. Keuchend robbt Ulla zum Wohnzimmertisch und wirft mit der Weinflasche und dem Weinglas nach ihrem Verfolger, aber sie trifft nicht, und er lacht bloß. Also kriecht sie zum Sessel, über dem ihre Jacke hängt. Darunter verbirgt sich ihr Schulterholster.
Der Eindringling verharrt. Wütend streift er die Maske ab. Dann stürzt
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