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Rosentraeume

Titel: Rosentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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dafür zahlen mußten, vor lauter Beutegier zu langsam durch die Normandie gezogen zu sein. Der König und Warrick waren sich der Gefahr bewußt. Alle Straßen und Wege hinter ihnen quollen über vor französischen Soldaten. Sie trieben ihre schwer beladenen Truppen in größter Eile durch das Gebiet Vexin der Nomandie und schafften in nur vier Tagen unglaubliche sechzig Meilen. Doch das größte und schwierigste Hindernis lag noch vor ihnen.
    Der breite Fluß Somme mit endlosen Torfmooren zu beiden Seiten genügte, um Furcht auch im tapfersten Herzen zu wecken. Der König befahl seinen beiden Marschallen, vorzureiten und einen Übergang auszukundschaften. Warrick nahm seine Söhne mit, doch machte er ihnen klar, daß sie sich Harcourts Befehlen zu unterwerfen hatten, weil der französische Ritter die gefährliche Gegend kannte.
    Baldigst stellten sie fest, daß alle Brücken zerstört worden | waren und daß die Furten von Truppen der Pikardie gesichert würden. Harcourts Männer versagten in zwei Versuchen, eine der Furten zu erobern. Dann schickte Warrick seinen Sohn Robert vor, der die Männer des Herzogs von Clarence befehligte, doch auch dieser Vormarsch mißlang. Hawksblood konnte es kaum erwarten, bis er dran war, doch Warrick entschloß sich, die Männer selbst anzuführen. Sie erlitten große Verluste, ihre Pferde ertranken in den Mooren; so scheiterte auch dieser Versuch. Als König Edward mit der Armee eintraf, war er außer sich, daß man noch immer keinen Weg über die Moore der Somme gesichert hatte.
    Hawksblood zog sich mit seinen Knappen in sein Zelt zurück. Sie wußten, daß er in eine Art Trance versinken mußte, ehe ihm eine seiner Visionen gelang. Christian lag ausgestreckt auf dem Boden, während Ali einen kleinen Weihrauchbrenner anzündete. Hawksblood konzentrierte die ganze Kraft seiner Gedanken, zunächst einmal befreite er sie von allem unnötigen Beiwerk. Dann durchdrang er nacheinander die Barrieren der Furcht, der Zeit, des Raumes und wurde endlich eins mit den Elementen Luft, Erde und Wasser. Was geheim war, wurde zu Wissen, und was fern war, näherte sich, das Unmögliche wurde erreichbar.
    Hawksblood erwachte aus seiner Trance und entdeckte Prinz Edward, der vor ihm stand. »Wo ist der König?«
    »Er hat eine neuerliche Zusammenkunft angesetzt. Ich bin gekommen, Euch zu holen.« In den Augen des Schwarzen Prinzen stand blanke Neugier, doch er und Hawksblood waren zu gute Freunde, sie fragten einander nicht aus. Noch ehe sie das Zelt des Königs betraten, hörten sie schon laute, streitsüchtige Stimmen.
    Die gefährliche Situation, in der sie sich befanden, stellte die Atmosphäre auf eine Zerreißprobe.
    Hawksblood sprach: »Eure Majestät, ich habe erfahren, daß die französische Kavallerie bereits Amiens erreicht hat und auf dem Weg nach Abbeville ist. Philipps Armee marschiert parallel zu uns. Es ist keine Übertreibung, wenn ich behaupte, daß sie uns im Verhältnis vier zu eins überlegen ist.«
    Plötzlich redeten alle durcheinander. Furcht erklang aus den meisten der Stimmen. König Edward deutete auf die Landkarte. »Dieser gottverdammte Philipp!« rief er. »Er hat uns in ein Dreieck getrieben, das aus seiner Armee, der unüberwindlichen Somme und dem Meer des Kanals besteht.«
    Robert de Beauchamp wies auf das hin, was ihm als Ausweg erschien. »Wir müssen über den Kanal fliehen.«
    Prinz Edward warf ihm einen so verächtlichen Blick zu, daß Robert ihm am liebsten sein Schwert zwischen die Augen gestoßen hätte.
    »Wir haben unsere Flotte angewiesen, in unserer eigenen Provinz Ponthieu, auf der anderen Seite der Somme, zu landen. Sie wird noch nicht dort angekommen sein.«
    Harcourt stand hilflos dabei. Er hatte das Gefühl, die englische Armee persönlich in diese Falle geführt zu haben.
    Robert de Beauchamp, der mit zwei von Lionels Getreuen zusammenstand, quitschte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Woher hat dieser Araber seine Informationen?« Sofort rief einer seiner Begleiter: »Woher sollen wir wissen, ob er nicht ein Verbündeter der Franzosen ist?«
    Es war die schlimmste Anschuldigung, die ein Ritter gegen einen anderen erheben konnte; die Augen aller richteten sich jetzt auf Hawksblood , da die Saat des Mißtrauens nun einmal gesät war. Hawksblood sah seinen Vater an. »Die Information kam von einem Mann, den wir gefangen haben«, log er. »Ein wenig Folter hat seine Zunge gelöst, und er verriet uns eine Furt in der Nähe der Mündung des

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