Rosentraeume
jedermann glaubte, daß er vom Schicksal als bedeutendes Oberhaupt ausersehen war.
Brianna beugte sich zu Joan und flüsterte ihr zu: »Du hast mit Edward geflirtet. Hast du es etwa auf ihn abgesehen?«
»Natürlich nicht. Wir sind Cousins. Aber Flirten liegt mir im Blut.«
Briannas Mundwinkel zogen sich hoch. Joan war eine Mischung aus Ehrlichkeit und Betrug, mit einer solch amüsanten Freundin gab es keinen langweiligen Augenblick. »Warum hast du denn Isabel dazu gebracht, nach Berkhamsted zu reiten?«
Joan aß mit gutem Appetit. Sie leckte sich die Finger. »Mach bitte die Augen auf. Die Blüte von Englands Adel sitzt uns gegenüber. Du bist doch sicherlich nicht blind gegenüber den heißen, hungrigen Blicken, die man dir zuwirft?«
Brianna schaute auf die andere Seite des Tisches. Ihre Augen weiteten sich, als sie Sir John Chandos, William jun. de Montecute, Robert de Beauchamp, Roger de Cheyne und Michael de la Pole entdeckte, alles Erben großer Grafschaften, die ihr interessierte Blicke zuwarfen. Sie lächelte ein wenig schüchtern und wurde dann über und über rot. Jeder dieser jungen Männer schien bereit zu sein, ihr den Hof zu machen, um sie für sich zu gewinnen. Ihre Blicke gingen weiter, und sie entdeckte die Söhne von Neville und Perca, zwei großen Kriegsherren des Nordens. Sir John Holland starrte Joan mit offener Begierde an. »Es nützt dir nichts, wenn du deinem Herzen folgst und dir einen dieser Männer aussuchst. Der König wird den Ehemann für dich bestimmen.«
Joan seufzte. »Du bist so nüchtern, Brianna. Natürlich hast du recht, aber unsere Träume kann uns selbst der König nicht nehmen.«
Die jungen Ritter ihnen gegenüber ergingen sich in ihren eigenen Phantasien. Eine Liebschaft mit den hochgeborenen königlichen Mündeln stand außer Frage, doch ihre Dienerinnen und Kammerzofen waren Freiwild, um mit ihnen ins Bett zu gehen. Dennoch, Jungfrauen, die in eine Bastion von dreihundert jungen Männern eindrangen, waren sicher reif dafür, gepflückt... und in jeder Hinsicht bedient zu werden!
Prinzessin Isabel rümpfte die Nase, als man ihr Hammelfleisch vorsetzte. Sie bat den Knappen, der das Essen servierte, ihr Wild zu holen. Auch das Bier verweigerte sie und verlangte Wein.
Lionel lachte. »Gut, Mädchen«, meinte er. »Dann bleibt mehr für mich.«
Edward erklärte barsch: »Wein ist dem Abendessen Vorbehalten.«
»Habt ihr keine Minnesänger oder Gaukler? Was tut ihr eigentlich für eure Unterhaltung?«
»Wir ziehen Dirnen vor, Isabel«, meinte Lionel, der gerade seinen vierten Krug geleert hatte.
Edward trat ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein. »Bella, meine Männer hier lernen, Krieg zu führen. Ich selbst übe mich in der Heereskunst und wie man einer Armee voransteht. Wir bemühen uns, Ritter zu werden, und haben keine Zeit zu tändeln.«
»Da sprichst du aber nur für dich selbst, Bruder«, widersprach Lionel und legte seine große Hand auf das Knie von Lady Elizabeth Grey.
Edward musterte ihn mit einem eisigen Blick aus seinen blauen Augen. »Du und deine Männer, ihr werdet Isabel heute nachmittag nach Windsor zurückbegleiten.«
»Mist!« fluchte Lionel und warf Isabel einen verächtlichen Blick zu. Doch dann zuckte er mit den Schultern und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der kichernden Lady Grey zu.
Prinz Edward entschuldigte sich, er schickte einen Pagen, um Robert de Beauchamp rufen zu lassen, der der höchstrangige Offizier in Diensten seines Bruders war. Als Robert zu ihm kam, bemerkte der Prinz von Wales die Ähnlichkeit zwischen Lionel und seinem Leutnant. Auch wenn Beauchamp älter war als Lionel, so handelte es sich doch um den gleichen blonden Riesen mit einem lachenden, offenen Gesicht.
»Der Herzog von Clarence wird Prinzessin Isabel und ihre Damen heute nachmittag zurück nach Windsor begleiten. Er blickt zu Euch auf, Beauchamp. Versucht, ihm ein gutes Beispiel zu geben, und um Himmels willen, haltet ihn davon ab, den Damen die Tuniken hochzuheben. Wenn er in der nächsten Woche nach Berkhamsted zurückkommen möchte, dann wünsche ich, daß Ihr ihm das ausredet.«
»Hat er Euch erzürnt, Euer Hoheit?«
»Nein.« Edward schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht anders, ich mag diesen jungen Tunichtgut, aber seine Trunksucht und seine Unzucht demoralisieren die Männer. Sein Appetit ist unersättlich und in Gedanken ständig bei seinem Bauch oder bei seinem Gehänge.«
»Er hat schon sehr früh seine Manneskraft erprobt«,
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