Rosentraeume
ihren Lippen. »Ich... ich dachte, Ihr seid zu dem Feldzug mit Edward aufgebrochen«, keuchte sie.
Holland lächelte. »Die Königin konnte ganz unmöglich ohne mich auskommen, in einer Zeit wie dieser!«
Joan fürchtete diesen Mann mehr als die Pest auf Erden. Sie war völlig erstarrt, wie ein hilfloses Kaninchen vor einem Fuchs. Ihr Herz schlug ihr bis in den Hals, als sie zusah, wie er zu der Wiege ging und Jenna in den Arm nahm. »Ich denke, Eure Tochter sollte zurück in die königliche Kinderstube, bis die Bedrohung der Krankheit vorüber ist. Man hat für die kleinen Prinzen und Prinzessinnen besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen.«
»Nein!« rief Joan. »Bei mir wird sie in Sicherheit sein.«
Holland wandte sich an die Amme. »Ich möchte einen Augenblick mit meiner Frau allein sein. Unbedingt muß ich ihr begreiflich machen, daß die Sicherheit unseres Kindes wichtiger ist als ihre unverständliche Furcht vor dem Alleinsein.«
Die Amme verbeugte sich vor Sir John und verschwand im Nebenraum.
»Ihr Ungeheuer, legt mein Baby in die Wiege zurück«, zischte Joan.
Mit Jenna auf dem Arm kam er auf sie zu, ganz das Bild des ergebenen Vaters. Joan begann zu zittern.
»Säuglinge sind so anfällig. Viele überleben das erste Lebensjahr gar nicht. Und so schnell kann ein Unglück passieren. Ein kurzes Drehen ihres kleinen Beinchens könnte sie für ihr ganzes Leben zum Krüppel machen, oder ein sorgloses Fallenlassen auf den Kopf könnte ihr Gehirn schädigen, so daß sie schwachsinnig werden.«
Joans Mund war trocken, der Schmerz in ihrem Hals drohte sie zu ersticken. Sie wußte, daß sie Jenna von ihm entfernen mußte, sofort. Die Königin sollte erfahren, daß er ihr Baby bedroht hatte. Doch dann dachte sie daran, daß Philippa in diesem Augenblick voller Sorge um ihr eigenes Kind war. Holland galt als Vater ihres Babys, also würde niemand ihr glauben, daß er seinem eigenen Fleisch und Blut etwas antat. Alle würden sagen, daß sie den Verstand verlor, genau wie bei Edmunds Tod. Es gab nur einen einzigen Menschen auf der ganzen Welt, der ihr glaubte. Brianna.
»Ich werde tun, was immer Ihr verlangt«, flüsterte Joan.
»Oh, ich weiß, mein Engel! Wenn ich zurückkomme, will ich, daß dieses Balg und die verdammten Kinderfrauen für immer aus unseren Gemächern verschwunden sind. Wir beide brauchen Zeit für uns, um einander besser kennenzulernen. In aller Intimität! Ihr werdet lernen, meine Bedürfnisse und meine Wünsche zu erfüllen. Ich werde Euch beibringen, mir Freude zu schenken auf eine Art, die Ihr Euch bisher nicht habt träumen lassen.« Als er sah, daß sie sich ihm vollkommen zu unterwerfen trachtete, sagte er: »Ruft die Amme zurück.«
Während Holland Jenna der Amme übergab, versuchte Joan, Worte zu finden, die seinen krankhaften Wunsch, sie zu unter-werfen, befriedigen könnten. »Mein Mann hat mich davon überzeugt, daß unser Baby in der königlichen Kinderstube sicherer aufgehoben ist. Ich werde einige ihrer Sachen später hinüberbringen und einen der Diener veranlassen, ihre Wiege zu transportieren. Die Stellung meines Mannes als Haushofmeister ist so aufreibend, daß er sich Ungestörtheit und Zurückgezogenheit wünscht, wenn er mit mir allein ist.«
Holland drückte einen besitzergreifenden Kuß auf Joans Stirn. »Danke, mein Engel! Deine Entscheidung ist sehr weise. Ich werde in ungefähr einer Stunde zu dir kommen.«
Joan war ganz schwindlig vor Erleichterung, daß sie Jenna vor ihm in Sicherheit gebracht hatte. Beinahe wollten ihre Knie ihr den Dienst versagen, als sie sich mit der Amme zur königlichen Kinderstube aufmachte. Das Mädchen hatte genauso schreckliche Angst vor der Pest wie Joan vor Holland, sie sprach nur im Flüsterton darüber, bis sie angelangt waren, wo man ihr in deutlichen Worten gebot, vor den Kindern den Mund zu halten.
Joan küßte Jenna ein dutzendmal, ehe sie sich dazu zwang, wieder zu gehen; doch sie wußte, daß ihr Baby rund um die Uhr von den erfahrenen Kinderfrauen versorgt würde. Benommen vor Furcht suchte sie dann ihre einzige Zuflucht auf. Brianna.
»Joan, hast du die schrecklichen Neuigkeiten über Prinzessin Joanna gehört?« fragte Brianna.
Joan nickte und murmelte: »Königin Philippa hat Glynis gebeten, ihr in der Quarantäne beizustehen.«
»Wie mutig sie ist!« meinte Brianna. »Ich bin nicht sicher, ob ich auch so tapfer wäre.«
Joan brach in Tränen aus. »Brianna, du bist die tapferste Frau, die ich kenne. Ich bin es,
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