Rosentraeume
die schwach ist und sich fürchtet! Mein Gott, ich schäme mich so sehr, beinahe wünschte ich mir die Pest anstelle von Joanna!«
»Meine Liebe, was um alles in der Welt sagst du da?« rief Brianna und legte die Arme um Joan. »Allmächtiger, du zitterst ja. Fühlst du dich krank?«
»Nein... ja, ich fühle mich so elend, daß ich glaube, ich muß sterben. John Holland bringt mich um!« platzte Joan heraus.
»Was hat er dir angetan?« wollte Brianna wissen.
Joan sank auf die Chaiselongue und umklammerte eines der Kissen, die darauf lagen. Sie hielt es vor ihre Brust, als sei es ein Schild, der sie schützen könnte. »Als Edward das letzte Mal weg war, hat er mich vergewaltigt.«
»Jesus!« keuchte Brianna. »Ich nehme an, du hast Edward nichts davon gesagt?«
»Lieber Gott, nein. Holland hat mir damit gedroht, Edward ins Bild zu setzen, daß ich ihn in meinem Bett mit offenen Armen willkommen geheißen hätte«, fuhr Joan fort, und aus ihrer Stimme klang so große Qual, daß es Brianna das Herz zusammenpreßte.
»In der Nacht, als der König kam, um mir den Tod meines Bruders mitzuteilen, und als sich dann die Hofdamen der Königin um mich bemühten, war das die einzige Rettung vor Hollands unersättlicher Lust. Ich habe dich gebeten, mich nicht allein zu lassen, und du hast die Königin dazu gebracht, mir Jenna zu bringen und ihre Kinderfrauen bei mir wohnen zu lassen.«
Brianna goß Joan einen großen Becher Wein ein und bestand darauf, daß sie ihn trank.
»Ich dachte diesmal wäre ich sicher vor ihm. Edward hat mir gesagt, er würde Holland auf den Feldzug mitnehmen, aber er ist hiergeblieben!«
»Joan, du hättest es jemandem sagen müssen!«
»Aber wie kann ich mich darüber beschweren, daß Holland seine ehelichen Rechte einfordert, wenn er doch dem Gesetz nach mein Mann ist?«
»Mir hättest du es sagen können!«
»Ich habe mich viel zu sehr geschämt, und ich dachte, es würde nicht wieder passieren. Aber das wird es, das wird es!«
»Das wird es ganz bestimmt nicht! Adele« - rief Brianna nach ihrer Getreuen. »Ich werde eine Zeitlang bei Joan wohnen. Pack mir bitte ein paar Sachen ein.«
»Ich habe Angst vor ihm, Brianna, und Glynis fürchtet sich so sehr, daß sie sogar zum Schutz einen Sargnagel bei sich trägt.«
»Gott im Himmel, ich habe etwas Besseres als einen Sargnagel«, erklärte Brianna. »Adele, wo ist dieses gebogene Messer, das ich auf dem Markt beim letzten Turnier gekauft habe?«
»Ich werde es dir holen. Außerdem komme ich besser mit dir, mein Lämmchen.«
»Das wirst du gewiß nicht tun. Adele bekommt ein Baby«, erklärte Brianna Joan. »Paddy würde mir den Hals umdrehen, wenn dir oder dem Kind etwas zustößt. Außerdem wird Holland es nicht wagen, seine schmutzigen Blicke auf Joan zu richten, wenn ich in der Nähe bin.«
»Und wenn Holland nun dir etwas antut?« fragte Adele.
»Einem Monster oder Tyrannen kann man nicht im guten begegnen. Der einzige Ausweg ist, ihm offen gegenüberzutreten und ihn als das zu sehen, was er wirklich ist. Joan, wenn du dich selbst für das, was du bist, liebst und ehrst, wirst du keinem anderen Menschen erlauben, dich zu etwas zu zwingen, sondern wirst ihn bekämpfen.«
Adele wußte, wenn Brianna erst einmal einen Entschluß gefaßt hatte, gab es nichts, was sie davon abbringen würde. Sie warf einen Blick auf das Frettchen, das über den offenen Balkon lief. »Soll ich ihn an die Kette legen, oder willst du ihn mitnehmen?«
»Das ist eigentlich eine hervorragende Idee. Gnasher ist ein besserer Schutz als ein Wachhund.«
Während Hawksblood auf seinem Pferd dahingaloppierte, überkam ihn plötzlich eine überwältigende Vision von Brianna. Er sah, wie sie nach ihrem Dolch griff und ihn sich um die Taille band. Die Vision war überdeutlich, sowohl ihr Zorn als auch ihre störrische Entschlossenheit auf ihrem hübschen Gesicht. Sofort wußte er, daß ihr etwas drohte.
Er wandte sich an Warrick. »Ich muß zurück«, erklärte er seinem Vater ohne weitere Erklärung. Er trieb sein Pferd neben Prinz Edward und seinen Knappen Chandos. »Brianna befindet sich in ernster Gefahr, ich muß zurück.«
Edward wußte Bescheid über Christians Visionen. Der Mann benutzte keine feigen Tricks, um dem Kampf gegen die Franzosen zu entgehen.
»Ich werde wiederkommen, sobald es möglich ist, Sire. Dann hole ich Euch auf der Straße nach Poitiers ein, das schwöre ich beim Kreuz Christi.«
»Es ist nicht nötig, daß Ihr schwört, Christian.
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