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Rosenwahn

Titel: Rosenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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immer eine Dose mit kleineren Perlen als Vorrat, weil sie die allen Leuten als Glücksbringer schenkt. Unter Türken ist das sehr verbreitet. Und kann ja nicht schaden, gegen den bösen Blick gewappnet zu sein, oder?«
    »Ich hab so einen Anhänger heute zum ersten Mal gesehen.«
    »Ach und wo?«
    »Das war im Zusammenhang mit meinem Job.«
    »Was genau ist eigentlich dein Job?«
    »Ich bin beim Kommissariat 1, Mordkommission und Kapitaldelikte.«
    »Oh Mann, bei der Mordkommission, wie spannend! Na, dann erzähl doch mal, Herr Kommissar, wo hast du diesen Anhänger denn gesehen? Das finde ich ja aufregend!«
    »Tut mir leid«, meinte Angermüller bedauernd. »Das sind laufende Ermittlungen, wozu ich leider gar nichts sagen darf.«
    »Schade! Aber Mordkommission, wie das schon klingt! Ich stell mir den Beruf ja total interessant vor.«
    »Na ja, so toll wie im Fernsehen ist’s bei uns nicht immer. Ist auch viel Bürokratie und Papierkram. Aber letztendlich, stimmt schon: Es ist eine sehr vielfältige Tätigkeit und manchmal auch ziemlich interessant. Sonst wär ich wahrscheinlich auch nicht so lange dabeigeblieben.«
    »Und wie viele Verbrecher hast du schon zur Strecke gebracht?«
    »Also das kann ich dir wirklich nicht sagen«, lachte Angermüller. »Das hab ich noch nie nachgezählt.«
    »Muss ein schönes Gefühl sein, wenn man immer wieder für Gerechtigkeit sorgt.«
    Es klang richtig schwärmerisch, wie Derya das sagte.
    »Ich muss dich enttäuschen. In den seltensten Fällen steht am Ende das Gefühl, dem Opfer, seinen Angehörigen und auch dem Täter gerecht geworden zu sein. Manchmal ist das Opfer im Leben ein richtiges Schwein gewesen und der Täter ein armes Würstchen, der keinen anderen Ausweg mehr sah, manchmal ist es umgekehrt. Und was dann die Mühlen der Justiz daraus machen, steht noch auf einem ganz anderen Blatt. Die Wirklichkeit ist ausgesprochen vielschichtig und besteht eben nicht nur aus Schwarz und Weiß.«
    Das Gesicht in die rechte Hand gestützt, die tief in ihren blonden Locken vergraben war, hing Derya über der Tischplatte und himmelte ihren Gesprächspartner unverhohlen an.
    »Jedenfalls finde ich toll, wie du so darüber redest. Wie ein echter, aufrechter Kämpfer für das Gute.«
    Langsam wurden ihm diese Lobeshymnen zu viel und Georg schielte auf seine Armbanduhr. Derya schien sein verstohlener Blick nach der Zeit nicht entgangen zu sein, denn sie sah ebenfalls auf ihre Uhr.
    »Uuh, ist das schon spät! Ich hab morgen einen großen Auftrag und du musst ja wieder frisch für die Verbrecherjagd sein. Dann geh ich jetzt wohl mal besser.«
    Sie erhob sich und auch Georg stand von seinem Stuhl auf.
    »Ich helfe dir noch kurz abräumen und dann bin ich verschwunden.«
    »Das ist wirklich nicht nötig. Ich kann das auch prima allein.«
    »Stimmt, du kannst ja sogar kochen. Na gut, dann pack ich nur noch meinen Korb zusammen und verschwinde.«
    Georg brachte sie kurz darauf zur Tür.
    »War ein schöner Abend, vielen Dank, Herr Nachbar. Ich hoffe, wir sehen uns noch öfter.«
    »Ja, ich fand’s auch schön und vielen Dank für die köstlichen türkischen Spezialitäten.«
    »Nichts zu danken. Gute Nacht.«
    Derya verabschiedete sich mit zwei Küsschen auf Angermüllers Wangen. Als sie durch das Gartentor in der Dunkelheit verschwunden war, machte er sich ans Aufräumen. Er war ziemlich müde, aber irgendwie auch gut gelaunt.

     
    Zufrieden schlenderte Derya zurück zu ihrer Wohnung. In ihrem Korb befanden sich nur noch die leeren Schälchen und Schüsseln. Das war ja viel einfacher gewesen als erwartet. Dieser Georg Angermüller war genau so, wie Steffen seinen Freund beschrieben hatte: Ein echter Genießer, der wirklich Ahnung vom Kochen und Essen hatte und alles über Zutaten und Zubereitung ganz genau wissen wollte. Und zum Glück war er ihr auch richtig sympathisch. Im Grunde war er genau ihr Typ, auch vom Aussehen her. Sie mochte schon immer große, kräftige Männer, vielleicht weil sie selbst ziemlich kurz geraten war. Auch seine dunklen, lockigen Haare gefielen ihr gut. Sie musste unwillkürlich lächeln. Ein wirklich netter Nachbar auf Zeit. Doch es war müßig, darüber noch länger nachzudenken. Seufzend schloss sie die Haustür auf. Schade, aber bei einem wie ihm war es ja sowieso zwecklos.
    Doch sie wusste jetzt, dass er der Richtige war, wenn sie Hilfe brauchte. Sollte sie von Gül bis zum Wochenende immer noch nichts gehört haben, dann würde sie ihm von ihr erzählen und

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