Rot
…«
»Das war nicht deine Schuld. Ich gutgläubiger Idiot habe angenommen, dass er mich wirklich schützen wollte.«
»Wer?«
Bellamy hob vorsichtig ihre Hand und zeigte auf das Glas auf dem Nachttisch. Kara gab ihr etwas Wasser zu trinken.
»Ich habe dir nicht alles erzählt, was ich weiß. Weil ich mich bemüht habe, loyal zu sein. Ich bin nur deshalb noch am Leben, weil Andrej Rostow es so wollte. Es war Rostow, der mich vor der Gefahr gewarnt und behauptet hat, er habe für mich eine Wohnung beschafft, einen Zufluchtsort. Er hat mir eindringlich erklärt, ich wäre in Sicherheit, wenn ich nicht mit dir oder irgendeinem anderen rede. Und dann hat der Kerl versucht mich umbringen zu lassen.«
Kara wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
»Hast du deinen Vater in Liechtenstein getroffen? Hast du getan, wozu ich dich aufgefordert hatte, hast du versucht Rostow zu finden?«, fragte Lilith Bellamy.
»Ich habe Vater nach ihm gefragt und … allerhand gehört. Nichts Positives, das ist sicher«, antwortete Kara nachdenklich. »Warum wollte Andrej Rostow dich schützen?«
»Wir waren … wir hatten vor langer Zeit eine Beziehung. Es war etwas Ernstes und hielt viele Jahre.« Lilith Bellamys nicht verbundenes Auge schaute Kara unverwandt an.
»Du hattest doch aber auch ein Verhältnis mit meinem Vater.«
Bellamy setzte sich in ihrem Bett auf: »Sagst du bitte Betha Gilmartin, sie möchte hereinkommen.«
Kara tat, worum sie ihn gebeten hatte. Die stellvertretende Chefin des SIS trat mit ernstem Gesicht ein.
»Hast du es mit?«, fragte Lilith Bellamy.
Betha Gilmartin holte aus ihrer Handtasche eine große Zeichnung und reichte sie Lilith Bellamy. »Ein Foto haben wir von dem Mann immer noch nicht, aber dieses Phantombild beruht auf den Beschreibungen von mindestens zehn Menschen. Sie wurden gestern in Schaan sofort nach der Besetzung des Forschungszentrums verhört.«
Lilith Bellamy betrachtete das Bild eine Weile prüfend und schaute dann Kara an. »Seit über zwanzig Jahren hat niemand deinen Vater zu Gesicht bekommen. Jedenfalls niemand, mit dem wir reden könnten. Sieht er jetzt so aus?« Sie gab ihm die Zeichnung.
»Das ist Vater«, sagte Kara. »Warum wurde von ihm ein Phantombild gemacht?«
»Dieser Mann ist Andrej Rostow«, erwiderte Lilith Bellamy.
Kara bekam kein Wort heraus. Alles schien plötzlich sonnenklar, sämtliche Puzzlestücke passten zusammen. Deshalb hatte ihndas Lächeln von Manas in Vaters Folterkammer zwanzig Jahre lang beschäftigt.
Vater und Manas standen damals auf derselben Seite. Und heute immer noch.
Jetzt fing alles erst an.
Informationen zum Buch
Blut ist Rot
Leo Kara wird von Albträumen geplagt. Die Erinnerung an das tragische Schicksal seiner Familie kehrt zurück und er möchte Gewissheit, ob er Schuld am Tod seiner Mutter trägt.
Dabei könnte ihm auch sein neuer Auftrag helfen: Ein Anwalt aus Helsinki vertritt eine Mandatin, Frau Vanhala, die im Besitz des sogenannten Smirnow-Materials ist, das die Tätigkeit prominenter finnischer Politiker für den KGB beweist. Leo Kara soll das Material den Behörden übergeben. Doch wem kann er trauen? Einmal mehr gerät Kara selbst in Gefahr. Denn Mundus Novus hat schon den kirgisischen Hitman Manas, Mörder von Karas Mutter, beauftragt, alle Mitwisser zu liquidieren.
Was Jussi Adler-Olsen für Dänemark und Stieg Larsson für Schweden sind, das ist Taavi Soininvaara für Finnland: der erfolgreichste Krimiautor. Seine große Mundus-Novus-Serie um den Ermittler wird von Lesern und Kritikern gefeiert. Leo Karas dritter Fall ist ein atemberaubender Thriller, der die dunkle Welt des organisierten Verbrechens ausleuchtet und die blutrote Vergangenheit eines Mannes.
Informationen zum Autor
Taavi Soininvaara , geb. 1966, studierte Jura und war Chefanwalt für bedeutende finnische Unternehmen.
»Finnisches Requiem« (atb 2190-6) wurde als bester finnischer Kriminalroman ausgezeichnet. Weiterhin lieferbar:
»Finnisches Roulette« (atb 2356-6), »Finnisches Quartett« (atb 2438-9) und »Finnisches Blut« (atb 2282-8).
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