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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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fliehen, Manas hat mich erwischt und … ich habe Brandwunden von einer Propangasexplosion.«
    »Schwere?«
    Kara schüttelte den Kopf. »Ist es sicher, dass Manas nicht gefunden wurde? Hat dort keine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche gelegen?«
    Betha Gilmartin antwortete mit einem enttäuschten Blick.
    »Laut Mironow ist das Ziel von Mundus Novus full spectrum dominance , die totale Beherrschung aller Schlachtfelder«, berichtete Kara.
    »Das ist doch die Doktrin der Amerikaner«, erwiderte Betha Gilmartin und schaute Kara an, als wollte sie von ihm hören, das sei nur ein Scherz gewesen. Es verging eine Weile, dann atmete Betha Gilmartin tief ein, stieß die ganze Luft wieder aus und wirkte verzweifelt. »Dafür entwickeln sie die Waffensysteme? Alles wird sich ändern, wenn sie versuchen, den Weltraum militärisch unter ihre Kontrolle zu bringen.«
    »Dazu ist ja wohl keine Organisation imstande? Zumindest nicht ohne die Unterstützung eines großen Staates«, entgegnete Kara.
    »Warum nicht? Das hängt doch nur vom Geld ab. Die Staaten verlieren schon seit Jahrzehnten ihre Macht an die Großkonzerne. Heutzutage werden selbst die wichtigsten staatlichen Aufgaben, zum Teil auch schon die Kriegsführung, an Unternehmen outgesourct. Private Firmen organisieren Touristenreisen ins Weltall, und selbst in den USA kauft der Staat schon den größten Teil der benötigten Raumfahrtdienstleistungen bei privaten Technologieunternehmen. Die Macht entgleitet den Staaten in raschem Tempound geht in die Hände multinationaler Konzerne über, die größten haben so viel Einfluss und Geld, dass sie die Gesetze, die sie wollen, auch durchbekommen. Oder sie agieren außerhalb der Gesetze. So wie die privaten Militärunternehmer, oder eigentlich sind es Armeen, während der Kriege im Irak und in Afghanistan. Oder wie der Ölkonzern Shell in Nigeria.«
    Kara schien überrascht zu sein.
    »Es fällt schwer, sich eine Vorstellung von den Dimensionen des Waffengeschäfts zu machen«, fuhr Betha Gilmartin fort. »Allein die USA haben in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg für die Rüstung Dutzende Billionen Dollar ausgegeben, also Tausende Milliarden. Mit dieser Summe könnte man, wenn wir den Grund und Boden mal weglassen, alles kaufen, was es in den Vereinigten Staaten gibt. Wirklich alles.«
    »Ist Mundus Novus in der Lage, seine Arbeit fortzusetzen, weiß man das schon? Kann Mundus seine Absichten verwirklichen?«, fragte Kara.
    »Die Forschungszentren wurden gefunden und die Beschaffung von Finanzmitteln wurde gestoppt, zumindest teilweise. Das System der Rekrutierung und Verteilung von Zwangsarbeitern wird jetzt ganz zerschlagen, es muss eine der Hauptfinanzierungsquellen von Mundus sein. Aber in Schaan wurde keine einzige Waffe, kein Laser und keine Rakete gefunden.« Betha Gilmartins Lautstärke nahm zu. »Die Führer der Organisation sind weiterhin auf freiem Fuß, und ihr steht immer noch der größte Teil ihres Vermögens zur Verfügung. Wenn sich die Umsetzung des Planes von Mundus Novus in der Schlussphase befindet, wie es Clive Grover behauptet hat, kann es gut sein, dass sie ihr Ziel erreichen.«
    Plötzlich bemerkte Kara, dass der Jaguar von der Route zum SIS-Hauptquartier in Vauxhall Cross abwich. »Wohin fahren wir jetzt?«
    »Ins London Bridge Hospital. Lilith Bellamy ist seit gesternwieder bei Bewusstsein. Ich habe versucht sie zu befragen, allerdings mit ziemlich geringem Erfolg. Sie sagt, sie will mit dir reden.« Betha Gilmartin sah Kara unschlüssig an.
    »Warum?«, fragte Kara und runzelte die Stirn.
    »Das wird sich gleich herausstellen«, antwortete Betha, als der Jaguar an der London Bridge vorbei fuhr und Joe ihn zum Eingang des Hospitals lenkte. Das luxuriöse Privatkrankenhaus mit seiner prächtigen Fassade stand am Ufer der Themse.
    Betha kannte sich in dem Haus aus und führte Kara durch die Flure, in denen es nach Desinfektionsmittel roch. An der Tür von Lilith Bellamys Zimmer blieb sie stehen und schaute ihn streng an. »Versuche diesmal herauszufinden, was die Frau alles weiß.«
    Kara klopfte und wartete, klopfte noch einmal und hörte eine schwache Stimme. Er trat ein und sah auf dem Kopfkissen zuerst nur weiße Binden: Bellamys linke Gesichtshälfte war ganz mit Verbänden bedeckt. Die Frau wirkte angespannt, vielleicht auch ängstlich.
    Kara nahm einen Stuhl, stellte ihn ans Bett und setzte sich. »Es tut mir leid, was in der Kirche passiert ist. Ich habe nicht schnell genug reagiert

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