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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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aus. Der Vorsitzende des Kabinetts forderte ihn auf, von einem Prepaid-Anschluss anzurufen und Skype für eine Bildverbindung zu öffnen. Ukkola hätte am liebsten gelacht, aber er war zu müde und zu besoffen.
    Im Bad fand sich im Wäschekorb ein T-Shirt, das zwar auch schmutzig, aber wenigstens nicht bekleckert war. Ukkola drehte den Hahn auf, hielt die Hände unters Wasser, fuhr sich durch die Haare und kämmte sie. Im Spiegel starrte ihn ein wachsbleiches, aufgedunsenes Gesicht an mit geröteten, fast zugeschwollenen Augen. Er holte sein Handy, rief den Vorsitzenden an und öffnete die Bildverbindung über Skype.
    Ein Jukka Ukkola in normaler Verfassung mit seiner schnellen Auffassungsgabe hätte sofort geahnt, dass ihn schlechte Nachrichten erwarteten, als er den Vorsitzenden auf dem Display erblickte. Auf dem sonst wie in Beton gemeißelten Gesicht lag ein schadenfrohes Lächeln. »Du siehst ja richtig frisch und munter aus«, begann der Vorsitzende.
    »Was willst du?«
    »Wir haben alle deine zwölf Speichersticks eingesammelt. Nur dein eigenes Exemplar ist noch übrig«, sagte der Vorsitzende, und im selben Augenblick klingelte es an Ukkolas Tür. »Du solltest es jetzt übergeben.«
    Jukka Ukkola musste sein Gehirn eine Weile anstrengen, bis ihm klar wurde, dass nun genau der Fall eingetreten war, für den er Eeva Vanhalas Unterlagen kopiert und gespeichert und die Sticks dann an seine Kontaktpersonen in der Unterwelt verteilt hatte. Ohne ein Wort zu sagen, stand er auf, ging kurz in den Keller und öffnete dann die Haustür. Er machte sich nicht die Mühe, Jose Sinko und dem dahinterstehenden tätowierten Biker etwas zu sagen,drückte Sinko einfach den Stick in die ausgestreckte Hand und schloss die Tür.
    »Was hast du vor?«, fragte Ukkola, als er an seinen Laptop zurückgekehrt war. »Ich kann meine Informationen immer noch an die KRP weitergeben.«
    »Mach das ruhig. Ich habe den Behörden schon die Dokumente zu fast allem, was du weißt, geschickt. Und natürlich auch die Beweise für alle Verbrechen, die du begangen hast.«
    Ukkola verstand nicht. »Hast du der Polizei auch Vanhalas Unterlagen geschickt?«
    »Bestimmte Teile davon. Das reicht.« Der Vorsitzende sah nun noch zufriedener aus. »Die Behörden haben nun massenhaft Beweise gegen dich, ganze Ordner voll. Du wirst eine lange Haftstrafe erhalten, dafür werden ich, der Generalstaatsanwalt und unsere Brüder in den Gerichten garantiert sorgen. Es ist mir ausgesprochen gleichgültig, was du vor Gericht erklären wirst, da du keinerlei Beweise für deine Behauptungen vorlegen kannst. Du solltest glücklich sein, dass wir einen Schuldigen brauchen. Lieber im Knast als im Sarg, oder? Alles Gute weiterhin«, sagte er zum Abschied und verschwand vom Bildschirm.
    Jukka Ukkola hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu fallen, obwohl er fest auf seinem Stuhl saß. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn wie bei einer Magen-Darm-Grippe, wenn man sich immer wieder übergeben musste. Man hatte ihn an allen Fronten geschlagen, das war eine totale Niederlage. Sollte er den Platz auf den eigenen Beinen oder auf der Bahre verlassen?
    * * *
    Kurz nach ein Uhr mittags betrat Kati Soisalo ihre Kanzlei in Hietalahti, ging zu ihrem Unterlagenschrank aus Stahl und öffnete das Schloss der untersten Schublade. Sie nahm die Pistole Glock 19, die sie vor Jahren für das Präzisionsschießen gekaufthatte, aus dem Futteral, schaute nach, ob das Magazin voll war, und steckte die Waffe in ihre Manteltasche. Mehr brauchte sie nicht.
    Als sie in Frankfurt den Albaner endlich losgeworden war, hatte sie einen Flug gebucht und nach einer durchwachten Nacht in ihrem Hotelzimmer die Frühmaschine nach Helsinki genommen. Es war ihr gelungen, einen klaren, wenn auch leeren Kopf zu bewahren. Sie brauchte nicht nachzudenken, sie wusste genau, was zu tun war.
    Der Smart bewältigte die Strecke bis zu Jukka Ukkolas Haus in etwa zwanzig Minuten, Kati Soisalo stieg im selben Moment aus, als die Räder zum Stillstand kamen. Sie klingelte an der Haustür, öffnete den Reißverschluss ihres Mantels und presste die Hand um den Pistolengriff. Sie klingelte noch einmal. Ukkola war sehr wohl zu Hause, sein Audi stand auf dem Hof.
    Es verging noch eine Weile, dann öffnete sich die Tür. Kati Soisalo stieß Ukkola, der vollkommen erledigt aussah, mit aller Kraft ins Haus hinein und schloss die Tür mit einem Fußtritt. Ukkola konnte sein Gesicht noch zu einem Lächeln verziehen, aber die Worte

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