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Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)

Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Winter
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zwei Stunden ungestört in einem Zimmer verbringen durften, das Eheleuten vorbehalten ist«. Ihr wurde eine Schwangerschaft angedichtet, eine Abtreibung vor drei Jahren und eine Fehlgeburt, als der Prozess gegen Johannes lief. Als sie Johannes danach das nächste Mal besuchte, war alles anders. Er hatte davon erfahren. Sein Blick ging ihr durch und durch, und sein Schweigen ätzte sich tief unter ihre Haut. Ehe sie ging, fragte er sie: »Und, stimmt es? Bist du schwanger?«
    Sie war seither nicht mehr bei ihm gewesen. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie dann endlich begriff, was sie getan hatte in den vergangenen Monaten. Sie hatte sich versteckt. Vor der Verantwortung, vor ihrem eigenen Leben, davor, einfach voranzuschreiten.
    Hatte sie ihn überhaupt geliebt?
    Vielleicht. Aber selbst wenn sie irgendwann diesen Mann geliebt hatte, war davon nichts geblieben außer der Enttäuschung, weil er lieber den Zeitungen glaubte und gar nicht ihre Version anhören wollte.
    Seither war sie allein. Und es fiel ihr schwer, diese Enttäuschung zu überwinden. Darum all diese Männer. Die schnellen Affären, die kurzen Erlebnisse in fremden Häusern und an der Raststätte.
    Sie spürte sich nicht mehr. Nur wenn sie mit anderen Männern zusammen war, flackerte ihre Leidenschaft auf, und dann glaubte sie für einen kurzen Moment, wieder lebendig zu sein.
    In Wahrheit jedoch waren diese Augenblicke eine einzige Qual. Weil sie dann nicht war, wie sie sein wollte. Weil sie sich selbst so seltsam fremd war.

3
    Nachdem sie ein bisschen geheult hatte, trocknete sie ihr Gesicht, frischte das dezente Make-up auf und fuhr wieder auf die Autobahn.
    Eine Stunde später erreichte sie Berlin. Es dauerte eine Weile, bis sie die richtige Adresse in Mitte fand, die zukünftig ihr neues Zuhause sein sollte. Sie parkte den Mini am Straßenrand in zweiter Reihe und schaute an der frisch renovierten Fassade des Hauses hinauf. Jahrhundertwende, ein schönes Gebäude, das mit viel Liebe zum Detail renoviert worden war. Die Wohnung im zweiten Obergeschoss gehörte ihr. Holzdielen, drei Zimmer, Tageslichtbad, Küche, Balkon.
    Als Pia die Wohnung besichtigt hatte, meinte die Maklerin nur: »Sie ist nicht nach den neusten Standards eingerichtet, vielleicht mögen Sie lieber eine der Neubauwohnungen ansehen?«
    Aber Pia hatte die Wohnung sofort ins Herz geschlossen.
    Der Möbelwagen parkte ein Stück weiter. Die drei Möbelpacker standen davor und rauchten. Als sie Pia sahen, schnippten sie die Zigaretten weg und drehten sich erwartungsvoll zu ihr um.
    »Wir haben auf Sie gewartet. Wussten nicht, wohin mit den Sachen.«
    Der Älteste trug eine blaue Latzhose und darunter einen grauen Pullover. Er war kultiviert und freundlich, nicht so maulfaul wie seine beiden Kollegen, die sich jetzt an der Laderampe zu schaffen machten.
    »Kommen Sie mit nach oben, ich zeige es Ihnen.«
    Sie würde den Männern ein besonders dickes Trinkgeld zahlen. Ursprünglich war geplant gewesen, dass Pia zeitgleich mit ihnen hier ankam und die Wohnung aufschloss, damit sie rasch alles ausladen konnten.
    Sie stapfte die Stufen hoch und öffnete die Wohnungstür. Die drei Zimmer und die Küche waren kalt; nur im Bad hatte jemand den Handtuchtrockner voll aufgedreht, und die Luft war stickig und heiß. Sie riss das Fenster auf und zeigte dem Möbelpacker rasch, wo Wohnzimmer, Schlafzimmer und Arbeitszimmer hinkamen. Dann ließ sie die Männer ihre Arbeit tun.
    Als eines der ersten Möbel kam ihr wuchtiger Schreibtisch in die Wohnung, und die beiden jüngeren Packer trugen ihn, als wöge er nichts. Den ließ sie sich unters Fenster schieben. Schon bald darauf erschien der dritte Möbelpacker mit ihrem Bürostuhl – einem roten Hocker, der in alle Richtungen wippte und auf dem sie keine Rückenprobleme bekam, wenn sie den ganzen Tag drauf saß. Das hatte zumindest die Verkäuferin ihr versprochen, als sie Pia den Hocker aufschwatzte. Ob es wirklich so war, würde sich herausstellen.
    In den folgenden anderthalb Stunden dirigierte sie die Möbelpacker in den einzelnen Zimmern hierhin und dorthin, damit sie die wenigen Möbel richtig aufstellten. Die Kartons stapelten sich bald; darum konnte sie sich in aller Ruhe in den kommenden Tagen kümmern, wenn die anderen Möbel kamen.
    Sie setzte sich zwischendurch auf den Hocker und wippte ein bisschen. Bequem war er jedenfalls. Das hatte sie nicht unbedingt erwartet.
    »Toktok, jemand zu Hause?«
    Pia sprang auf und trat in den Flur.

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