Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
eigentlich wollte sie ihm nichts über sich erzählen.
Das ging niemanden etwas an.
Walter suchte ihnen einen Platz direkt am Fenster. Die Sonne schien herein, und Pia bildete sich ein, dass es hier etwas wärmer war als weiter hinten. Während Walter den Tee holte, blieb sie einfach mit geschlossenen Augen sitzen. Ihre Möse zuckte – ein letztes Nachbeben des köstlichen Orgasmus.
Es ging ihr gut.
»Und was passiert jetzt?« Walter stellte einen Becher mit rotem Früchtetee vor sie, in dem noch ein Teebeutel schwamm. Er hielt ihr eine Packung Kekse hin, doch sie schüttelte den Kopf.
»Was soll denn passieren?«, erkundigte sie sich angriffslustig.
Kam jetzt dasselbe Spiel, das sie schon heute Nacht mit Marc ausgefochten hatte? Konnten die Männer nicht einfach kapieren, dass es ihr mit ihnen eben nicht um mehr ging? Und wieso nur geriet ausgerechnet sie an diese Typen, die nicht auf ein schnelles Abenteuer aus waren, sondern ihr direkt nach dem Fick signalisierten, dass sie nichts dagegen hätten, mit ihr mehr als nur eine Nacht oder eine Viertelstunde hinter einer Raststätte zu verbringen?
»Na ja. Vielleicht willst du mich wiedersehen.« Als Pia schwieg, riss Walter die Kekspackung auf. »Hätte ja sein können. Aber fühl dich nicht zu etwas gezwungen, also …«
Sie trank schweigend den Tee und verbrannte sich beim ersten Schluck jämmerlich die Zunge.
Als er ging, legte Walter seine Visitenkarte auf den Tisch. »Falls du … du weißt schon.« Dann warf er ihr einen letzten prüfenden Blick zu, als wollte er sich ihren Anblick einprägen, und ging, ohne sich umzudrehen. Keine zwei Minuten später brauste der Mercedes mit überhöhter Geschwindigkeit Richtung Auffahrt.
Sie blieb sitzen, bis der Tee eiskalt war. Dann nahm sie die Karte und ging. Im Auto warf sie ihre Sachen auf den Beifahrersitz, legte die Arme aufs Lenkrad, vergrub den Kopf darin und weinte.
Wann nur war ihr Leben so aus dem Gleichgewicht geraten?
Ihre Ehe mit Robert war schon vor zwei Jahren nicht mehr das gewesen, was andere Menschen als glücklich bezeichnet hätten. Sie lebte von ihm getrennt, und wenn sie sich sahen, geschah es meist, weil er sie brauchte. Weil sie ihm nützlich war und er sich bei gesellschaftlichen Ereignissen gerne mit ihr »schmückte«. Sexuell war sein Interesse an ihr einfach erloschen, und sie hatte sich derweil nach anderen Männern umgeschaut, was Robert mit einer beinahe väterlichen Nachsicht tolerierte.
Als Johannes festgenommen und ein halbes Jahr später angeklagt wurde, hatte Robert kein Wort darüber verloren, dass er wusste, wie nahe Pia und Johannes sich standen. Erst als ein halbes Jahr später die Presse davon Wind bekam, erst da stellte er sie zur Rede.
Das Ganze war nur passiert, weil sie gedacht hatte, niemand würde sich dafür interessieren, wer Johannes im Gefängnis besuchte. Aber er hatte vor seiner Festnahme ebenso wie Pia und Robert nur in den besten Kreisen von Hamburg verkehrt. Natürlich hatte er wochenlang die Titelseiten der Klatschpresse dominiert. Frauen hatten sich zu Wort gemeldet und hanebüchene Geschichten über ihn erzählt, dass Pia nur den Kopf schütteln konnte.
Und dann, ein Jahr später, als sich die Wogen längst geglättet hatten, war ihr dieser Fehler unterlaufen. Einmal nicht aufgepasst, schon wusste alle Welt, dass sie alle zwei Wochen in die Justizvollzugsanstalt fuhr, um Johannes zu besuchen. Für diese dreißig Minuten lebte sie mittlerweile. Das Leben als reiche Gattin war ihr inzwischen egal, ebenso das Geld auf ihrem Konto. Die Empfänge, Bälle und Veranstaltungen, zu denen man sie einlud, interessierten sie nicht. Und seit Johannes’ Festnahme hatte sie auch nichts mehr mit anderen Männern angefangen.
Sie glaubte wirklich, ihn zu lieben. Und sie wollte warten, bis er seine Strafe verbüßt hatte. Dann würde sie sich von Robert scheiden lassen.
Die ersten Zeitungsberichte erschienen ganz unscheinbar auf Seite drei, und Pia glaubte zunächst, es handelte sich um etwas, das an ihr vorbeiziehen würde. Bis eines Morgens Robert vor neun Uhr in ihrer Wohnung auftauchte, die neue Morgenpost auf ihren Frühstücksteller knallte und ihr verkündete, dass er auf dem Weg zum Anwalt sei, um die Scheidung einzureichen.
Natürlich schrieben die Schmierfinken von der Presse nur die Hälfte der Wahrheit und dichteten eine Menge dazu. Aus den halbstündigen Besuchen alle zwei Wochen wurden auf die Art »regelmäßige Besuche zweimal pro Woche, die sie
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