Rote Sonne - heisse Kuesse
Polospieler geheiratet. Hatte sie jetzt vielleicht eine weitere unpassende Liaison angefangen?
Dann gab es da noch seine Cousine Lucia, die vierundzwanzigjährige Tochter von Tante Sophia und ihrem französischen Playboy, ein durchtriebenes Luder, das Dante nie gemocht hatte. Schon als kleines Mädchen hatte sie hinter anderen herspioniert. Sie liebte Klatsch und Tratsch, wenn er ihr einen Vorteil verschaffte. Zu Marco hingegen war sie immer zuckersüß. Dante konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihrem Großvater irgendwelche Probleme bereitete. Lucia würde es tunlichst vermeiden, ihren Großvater zu verärgern, denn sie rechnete natürlich vor allem mit einer großen Erbschaft.
Marco selbst war nur einmal verheiratet gewesen. Seine Frau war jung gestorben, und über die Jahre hatte er sich mit einer Reihe von Geliebten begnügt. Er hatte sie immer gut behandelt und ihnen am Ende jedes ‚Arrangements‘ eine beträchtliche Abfindung gezahlt. Keine dieser Frauen würde Ärger machen.
Wahrscheinlich ist es sinnlos, sich über die verschiedenen Möglichkeiten den Kopf zu zerbrechen, dachte Dante. Allerdings hätte er sich gern darauf vorbereitet, die Anweisungen seines Großvaters zu befolgen. Marco hatte ihm Zeit seines Lebens eingepaukt, dass Wissen Macht bedeutete. Dante war auf Konferenzen stets gut vorbereitet, und es gab wenig, was ihn überraschte. Allerdings hatte ihn der Wunsch seines Großvaters gewundert, die letzten Monate seines Lebens in der Villa auf Capri zu verbringen.
Warum nicht in seinem Palast in Venedig? Die weltweite Kette der Gondola Hotels, die Venedig-Foren, die in den italienischen Vierteln zahlreicher Großstädte gebaut worden waren … alle waren von diesem Palazzo inspiriert worden, den Marco sein Zuhause nannte. Natürlich war die Luft in Venedig nicht so mild wie auf der Insel, der Blick nicht so frei, und es schien nicht so oft die Sonne, wie es für einen sehr kranken Mann gut war. Aber immerhin war sein Großvater in Venedig geboren worden. Dante hatte erwartet, dass er dort auch sterben wollte.
Dante dachte erneut über diese Entscheidung nach, während ihn der Hubschrauber nach Capri flog. Sein Blick schweifte über die hohen, grauen, mit Buschwerk bewachsenen Klippen, über die kleinen Felsen, die aus dem Wasser ragten, über die weiße Hauptstadt im nördlichen Teil der Insel und das türkisfarbene Meer unter ihm. Wie jedes Mal, wenn er hierherkam, begeisterte ihn die idyllische Szenerie.
Der Hubschrauber landete im hinteren Teil des Villengrundstücks. Inzwischen war es fast Mittag, und Hitze schlug Dante beim Aussteigen entgegen. Er war froh, als er den schattigen Steinpfad zum Haus erreichte. Breit gefächerte Pinien spendeten willkommenen Schatten, die Säulen der Pergola waren über und über mit Bougainvillea bewachsen. Seine Freude wurde beträchtlich geschmälert, als er Lucia am Ende des Laubengangs entdeckte. Sie ging direkt auf ihn zu.
Äußerlich kam sie nach ihrem Vater, sie sah eher französisch als italienisch aus, trug das dunkelbraune Haar zu einem schicken Bob geschnitten, hatte ebenmäßige Züge, einen sinnlichen Mund und hellbraune Augen, denen nichts entging. Ihr neckisches Jungmädchenkleid stammte bestimmt von einem teuren französischen Designer. Der Minirock gab ihre langen, schlanken Beine frei.
„ Nonno wartet auf dich im Innenhof“, sagte sie, drehte sich um und begleitete ihn.
„Danke. Du brauchst mich nicht zu eskortieren, Lucia.“
Sie blieb an seiner Seite. „Ich will wissen, was los ist.“
„Er hat mich gerufen, nicht dich.“
Sie warf ihm einen gekränkten Blick zu. „Ich gehöre genauso zur Familie wie du, Dante.“
Sie hatte das Gespräch seines Großvaters also belauscht. Er ging wortlos weiter und ließ sie schmoren. Zusammen betraten sie die Villa und schlugen den Weg zum Atrium ein.
Frustriert lieferte Lucia selbst ein paar Informationen, die ihr zu Spekulationen Anlass gaben. „Gestern Nachmittag erschien ein Mann, der seinen Namen nicht genannt hat. Er hatte eine Aktentasche dabei und hat sich mit Nonno unter vier Augen unterhalten. Danach sah Nonno noch viel kränker aus.
Ich mache mir wirklich große Sorgen um ihn.“
„Bestimmt wirst du dein Bestes tun, um ihn aufzuheitern, Lucia“, sagte er höflich.
„Wenn ich weiß, was das Problem ist …“
„Ich weiß es selbst nicht.“
„Verkauf mich nicht für dumm, Dante. Du weißt doch immer, was los ist.“ Die Bissigkeit in ihrer Stimme wich einem
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