Rote Sonne über Darkover - 5
seiner eigenen.
»Immer - vai Dom!« Mikhael tat einen rasselnden Atemzug, dann noch einen. Dann wurde er still, und der Kontakt brach abrupt ab.
Dominic begann zu schluchzen. Darriel stellte sich steif auf die Füße, drehte sich um und erblickte zum erstenmal in natura das Gesicht, das Mikhael in seinen Erinnerungen und ihn selbst in seinen Träumen verfolgt hatte. Über den ganzen Hof hinweg trafen sich ihre Augen und dann - es klang erschreckend laut in der morgendlichen Stille - lachte Rannarl.
»Ein bißchen körperliche Bewegung am Morgen tut immer gut!
Bringt das Blut in Schwung, he? Für Talratten kämpft ihr wacker!«
Wieder lachte der Räuber.
Er war ein großer Mann mit einem dicken Bauch und festen Muskeln, aber was ihn, wie er da stand, so überlebensgroß erscheinen ließ, war die Macht seiner Persönlichkeit. Neben ihm wirkten seine Gefolgsleute unbedeutend, und auch Darriel fühlte sich klein und hilflos vor ihm. Er gab sich einen Ruck, richtete sich auf und zwang seine Barrieren, sich zu schließen.
»Erwartet Ihr, daß wir Euch für das Kompliment danken?«
antwortete er steif. »Dann tretet zu einer weiteren Runde an. Wir können Euch ebensogut hier töten wie zu Hause.«
»Nein, das halte ich nicht für nötig. Meinen Jungen steht der Sinn jetzt nach ihrem Frühstück.«
Darriel starrte ihn an. Versuchte der Räuber damit etwa, Verhandlungen einzuleiten? Im Geist überlegte er schon, was das Valeron entbehren könne. Trotz seiner tapferen Worte wußte er, daß seine Männer in der Minderzahl waren. Er war bereit, sein Leben teuer zu verkaufen, aber es wäre klüger, es zu kaufen, wenn er konnte, und weiterzuleben, um später von neuem gegen Rannarl zu kämpfen.
Die nächsten Worte des Räubers nahmen Darriel alle Illusionen.
»Ich finde, es ist an der Zeit, ein Ende zu machen«, sagte Rannarl.
Darriel faßte nach seinem Schwert. Doch statt anzugreifen, versammelten sich die Feinde mit hängendem Unterkiefer und weit aufgerissenen Augen um ihren Anführer. Rannarl fischte etwas aus dem Kragen seiner Jacke, und Darriel nahm einen blauen Blitz wahr, bevor die große Faust des Renegaten sich darum schloß.
Ein Sternenstein! Darriel begann gerade, die Folgerungen daraus zu ziehen, als alle anderen Gedanken von einer Woge nackter Furcht hinweggefegt wurden. Er hörte ein Keuchen hinter sich und von jemand anderem ein leises Stöhnen. Auf diese Weise hatte Rannarl es also erfahren!
Ein Sternenstein konzentriert die Gaben seines Eigentümers … und dieser Mann regiert seine Bande durch Furcht … Der Gedanke stieg langsam in ihm auf, als versuchte er, einen Felsblock zu heben, der für ihn zu schwer war. Instinktiv verstärkte er seine Barrieren, wie er es zur Verteidigung gegen Dominics Emotionen getan hatte. Aber die Männer um ihn besaßen keinen solchen Schutz. Er hörte Worte des Entsetzens. Ein leichtes Schaudern umlief den Kreis. Im nächsten Augenblick würden sie in Panik geraten und fliehen und so zur leichten Beute für die hungrigen Schwerter der Räuber werden.
Rannarl hielt immer noch seinen Sternenstein in der Hand. Seine Augen flammten, und seine Lippen waren zu einem schrecklichen Grinsen verzogen. In verzweifelter Hast tastete Darriel nach der Tasche, die seinen eigenen Stein enthielt. Er hatte keine Ahnung, wie er in einem solchen Duell kämpfen sollte - war nie auf den Gedanken gekommen, die Kristalle könnten auf diese Weise benutzt werden. Aber ihm blieb jetzt keine Wahl mehr.
Er blickte in den blauen Stein. Die tanzenden Flammen darin erwachten, und für einen Augenblick wurde Darriel übel. Dann hatte er es überwunden, war eins mit dem Stein, kämpfte darum, aus diesem Feuer eine Barriere zu bauen, die sie alle schützen würde. Rannarls Wille war wie ein eisiger Wind, der seine zarten Flämmchen ausblies. Die Geräusche rings um ihn waren schwache Echos der wirklichen Schlacht. Undeutlich nahm er wahr, daß Robard verstand, was er tat, und versuchte, die Männer soweit zu beruhigen, daß sie ihn unterstützten. Darriels Männer bewiesen ihm willig ihre Loyalität - er hatte ihren Willen nie in Fesseln zu schlagen brauchen.
Sein ganzer Körper pochte, als stemme er sich gegen einen starken Wind. Im nächsten Augenblick mußte der Druck zu groß werden, und er würde von einem Schrecken weggewirbelt werden, der um so entsetzlicher war, weil er versucht hatte, ihm zu widerstehen.
Und immer noch hielt er stand, obwohl die Anstrengung immer weiter zunahm. Er
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