Rote Sonne über Darkover - 5
Meine Schuld! Ich habe dir das angetan!«
»Robard, bring Dominic von ihm weg - schlag ihn nieder, wenn es sein muß!« keuchte Darriel. Dominics Entsetzen stand zu sehr im Gleichklang mit seinem eigenen. Mühsam verstärkte er seine Barrieren. Wie konnte er es dem Jungen zum Vorwurf machen? Auf eine Weise war es die Wahrheit, aber wenn auch der Plan von Dominic stammte, so hatte Darriel doch die Entscheidung getroffen, die Mikhael in Gefahr brachte, und ertragen konnte er das allein aus dem Grund, weil er bei früheren Gelegenheiten hatte lernen müssen, weiterzumachen, nachdem seine Befehle Männer in den Tod geschickt hatten. Und dann war keine Zeit mehr für Schuldgefühle oder Trauer, denn in dem dunklen Hof loderten plötzlich Fackeln auf, in deren flackerndem Licht sie eine undeutliche Bewegung sahen. Die Räuber drangen auf sie ein.
»Ein Valeron, ein Valeron!« Der Ruf stieg auf, Waffen wurden rings um ihn erhoben, aber bevor das Echo verklang, erscholl ein anderes Kriegsgeschrei, tiefkehlig wie das Knurren eines Tieres:
»Rannarl! Rannarl!«
Und dann prallten die Räuber auf sie. Darriel schlug wild zu, verfehlte den Angreifer, zwang seinen Körper, ihm zu gehorchen, schlug von neuem zu und hörte seinen Gegner schreien. Neben ihm fiel ein Mann, Robard trat schnell vor, um die Lücke zu füllen, und beide fanden zu einer defensiven Harmonie, die langer Übung entstammte. Robards Hiebe waren heftiger, aber Darriel war flinker.
Ein von Robard McCrae getroffener Räuber stand nicht wieder auf, und wenn er einen verfehlte, wurde dieser oft durch einen raschen Streich von der scharfen Klinge seines Lords gefällt.
Aber es war ein verzweifelter Kampf dort in der flackernden Dunkelheit. Wie schlecht es stand, merkte Darriel erst, als das blasse Licht der aufgehenden Sonne ihm das Schlachtfeld zeigte. Die Leichen mehrerer Räuber lagen auf den kalten Steinen. Der Rest der Angreifer hatte sich im Augenblick zurückgezogen, aber auch der Kreis der Valeron-Männer war kleiner geworden, und Mikhael war nicht der einzige Verwundete, den er jetzt schützend einschloß.
»Wer ist gefallen?« fragte Darriel hart. Sein Arm brannte von einem langen Schnitt, aber sonst war er unverletzt.
»Ewan ist tot, Lord. Paidro hat einen Stich durch die Lunge bekommen und wird vielleicht sterben …«
Darriel wandte den Blick nicht von dem Feind ab, während Robard mit der schrecklichen Liste der Toten und Verwundeten fortfuhr. Die Räuber waren zurückgewichen und bildeten jetzt einen größeren Ring um den Hof. Darriel fragte sich, worauf sie warteten.
»Und wie steht es mit Mikhael?«
»Sehr schlecht …«
»Sie haben ihn gefoltert!« fiel Dominic ein. Seine Stimme brach.
Darriel drehte sich schnell um und sah den Jungen zwischen den Verwundeten knien. Aber er entdeckte kein Zeichen von einer Verletzung. »Lord«, fuhr Dominic fort, »Mikhael verlangt nach Euch.«
Darriel flüsterte Robard eine Warnung zu und bahnte sich einen Weg zum Mittelpunkt des Kreises, wo Mikhael lag. Seine Kleider waren zerfetzt, und auf seiner Haut waren schlimme Brandwunden zu sehen. Vor Darriels Augen drehte es sich, als er erkannte, daß die Räuber Mikhael die Augen ausgestochen hatten.
»Mikhael! Mikhael!« Darriel wurde die Kehle eng. Behutsam legte er die Hand auf eine heile Stelle am Arm des Mannes. Die Haut war kalt.
»Dom … habe Euch im Stich gelassen.« Mikhael holte mühsam Atem. »Rannarl … erkannte mich … irgendwie … Habe ausgehalten, so lange ich konnte. Wir hätten den Jungen gehen lassen sollen.«
»Nein - ich hätte mich und euch alle verraten, sobald sie mich bedroht hätten!« rief Dominic aus. Wie Darriel spürte, hatte der Junge erkannt, daß das Schuldgefühl Mikhael schlimmer folterte als die körperlichen Schmerzen. Die Haut des Verwundeten war noch blasser geworden. Der Schock brachte ihn um, und die Mäntel, die sie um ihn aufgehäuft hatten, waren kein Schutz dagegen.
»Verzeiht mir!« stieß Mikhael mit plötzlicher Kraft hervor.
Unförmige Finger tasteten blindlings umher. Darriel schob seine Hand unter die des anderen.
»Du mußt mir verzeihen, Mikhael, daß ich dich hierhergebracht habe«, antwortete Darriel schmerzlich. Seine aufgewühlte Stimmung hatte seine Barrieren geschwächt, und er empfing ein Bild aus Mikhaels Gedächtnis - das höhnende Gesicht eines Mannes mit ingwerfarbenem Bart und eisigen Augen.
»Mir auch! Mir auch!« Diesmal schmerzte Dominics Qual Darriel nicht, denn sie entsprach
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