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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Lächeln.

    Flucht
    von Nina Boal
    Obwohl ich mich im allgemeinen bemüht habe, eine sehr methodische Schriftstellerin zu werden, liegt das im Grunde nicht in meiner Natur, und als ich mich hinsetzte, um die Einführungen für diese Anthologie zu schreiben, entdeckte ich, daß ich das von Nina Boal erbetene biographische Material falsch abgelegt oder verschlampt hatte. Vor allem erinnere ich mich, daß ich sie kennenlernte, als ich zuletzt in der Gegend von Chicago war, und es mir Freude machte, mich mit ihr zu unterhalten. Sie erschien zum erstenmal in der Anthologie GESCHICHTEN VON DEN FREIEN
    AMAZONEN (die jetzt vergriffene Amateur-Thendara-Haus-Publikation von den Freunden Darkovers) und in der DAW-Anthologie FREIE
    AMAZONEN VON DARKOVER (DAW 1985). Zu der Zeit studierte sie im Hauptberuf Mathematik und trainierte asiatische Kampfsportarten, und sie schrieb für Zeitschriften wie FIGHTING WOMAN NEWS. Eins ihrer Hobbys ist es, Siamkatzen zu züchten und auszustellen.
    Zu den abgegriffensten Themen bei Darkover-Storys gehört eine Wiederholung der Grundzüge von DIE ZERBROCHENE KETTE:
    ›Flucht aus den Trockenstädten und Rettung durch Freie Amazonen‹. Für gewöhnlich stelle ich fest, daß eine solche Geschichte nur eine Variation von Margaret Silvestris ›Werft eure Ketten ab‹ (FREIE AMAZONEN
    VON DARKOVER) ist und lehne sie ab. Bei Nina Boals ›Flucht‹
    beeindruckte mich ein neuer Gesichtspunkt an der alten Geschichte.
    (MZB)
    Ein Falke kreist langsam … kreist und steigt in den lavendelblauen Himmel auf, der Sonne entgegen … Das Bild schoß ihm durch den Kopf, während er auf einem Strohsack lag. Er war in der Sklavenunterkunft des Großen Hauses von Tarsa. Verzweifelt schloß er seine Barrieren vor der Vision. Über seinen dünnen Rücken tobte flüssiges Feuer. Er würgte und keuchte in der stagnierenden Trockenland-Luft.
    Ich kann es nicht länger ertragen! schrie sein gequälter Verstand auf.
    Ich will es nicht länger ertragen! Eine blinde, wirbelnde Wut erfaßte ihn. Ich wollte doch nur … tun, was er mich geheißen hatte. Ich … Der Raum begann sich zu drehen, erst langsam, dann immer schneller.
    Laran, sagte ihm eine Stimme. Eine ›Gabe‹, ein Fluch aus vergangener Zeit - er war nie richtig ausgebildet worden. Nein! Ich darf nicht an so etwas denken! befahl er sich. Er konzentrierte sich und brachte das Drehen zum Stillstand. Der Zorn brannte immer noch in seinem Magen.
    Der Schmerz in seinem Rücken schoß jetzt durch seinen ganzen Körper, und er wandte den Zorn gegen sich selbst. Die Visionen hatten ihn heute abend überfallen, als er die Vasen seines Herrn, kostbare Erbstücke, polierte - eine seiner regelmäßigen Aufgaben. In seiner Verwirrung hatte er eine der Vasen zerbrochen. Für seine Unachtsamkeit hatte Lord Marek von Tarsa ihn bestraft.
    Er seufzte. Sein Rücken trug die Narben, die Zeugen all seiner früheren Fehlleistungen waren. Er war immer viel häufiger bestraft worden als jeder andere Diener im Großen Haus. Die Fußböden, die er auf Hochglanz bohnerte, glänzten nicht genug. Die Laken aus Spinnenseide, die er sorgfältig über die Betten gebreitet hatte, zeigten Falten. Vor zehn Tagen hatte er beim Ausfegen des riesigen Küchenkamins eine kleine Ecke vergessen. Jetzt quälte sein Verstand ihn mit diesen Bildern … Von neuem wütete er gegen sich selbst. Du bist weniger als ein Mann. Wer bist du, daß du dir diese Visionen und müßigen Tagträume erlauben kannst?
    Scham erfüllte ihn. Er dachte darüber nach, was er wirklich war.
    Er war Lewis-Gabriel mit dem exotischen Namen, den zarten Gesichtszügen und dem seidenen, rotgoldenen Haar - seines Herrn regelmäßiger Bettgefährte ebenso wie sein Hausdiener.
    Er würde sich nie zu einem Mann entwickeln. Bevor er vor mehr als fünf Jahren in Ardcarran verkauft worden war, hatten die Händler ihn operiert - als Emmasca war er wertvoller. Übelkeit schüttelte ihn. Plötzlich brodelte sein Zorn von neuem hoch.
    Schiere Resignation drückte ihn wieder unter die Oberfläche. Ich habe es zugelassen! Wer war er, daß er gegen sein Schicksal aufbegehrte? Ein echter Mann hätte sich ein Messer ins Herz gestoßen oder sein Herz mit reiner Willenskraft angehalten, bevor er das erlaubt hätte!
    Während dieser Bestandsaufnahme seiner selbst war ihm, als schwebe sein Geist über seinem Körper. Sein größter Lohn war es, mit Lord Mareks Gunstbeweisen überschüttet zu werden. Ein Schauder überlief ihn. Was ist von einem

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