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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nicht.
    Die Wut seines Angriffs trieb sie ein paar Schritte zurück. Das lose Geröll gab unter ihr nach, sie fiel nach hinten, das Messer flog ihr aus den Händen. Alyn führte einen schnellen, beinahe flüchtigen Hieb gegen sie, der ihre Jacke aufschlitzte und eine lange Wunde über ihre Rippen zog. Sie keuchte vor Schreck, beugte sich unwillkürlich vor und spürte ihr eigenes Blut warm und klebrig durch ihre Finger laufen. Alyn schlug über sie weg nach Ari, und in schwarzer Verzweiflung erkannte Calla, daß sie gar nichts tun konnte. Er würde Ari töten und dann sie. Hinter ihr waren ein scharfer Schrei, ein Scharren, ein plötzliches Grunzen zu hören, das Überraschung und Schmerz verriet. Dann herrschte Stille. Übelkeit und Schwäche bezwingend, richtete Calla sich auf und drehte sich um. Sie fürchtete sich vor dem, was sie zu sehen bekommen würde, aber sie wollte Alyn das Gesicht zuwenden, wenn er sie angriff.
    Alyn stand mit dem Rücken zu ihr. Der Schwertarm hing schlaff herunter, die Klinge schleifte über den Boden. Dicht hinter ihm sah Calla eine aufgelöste Ari stehen. Ihr Gesicht, verzerrt vor Grauen und verschmiert von Tränen, starrte zu Alyn hoch. Eben ließ Ari das Heft von Callas Messer los und trat einen oder zwei Schritte zurück.
    Alyn drehte sich halb zur Seite, und Calla sah den Messergriff unter seinen Rippen hervorragen. Ari hatte es ihm hineingetrieben, so tief es ging; sein eigenes Gewicht hatte ihr geholfen, als er vorstürzte.
    Sein Gesicht sprach von nichts als einem ungeheuren Erstaunen.
    Dann wich auch das dem leeren Ausdruck des Todes, und er brach zu Callas Füßen zusammen. Sie fiel bewußtlos neben ihm nieder.
    Als Calla erwachte, nahm sie Wärme und Weichheit und die Schmerzen der überanstrengten Muskeln wahr. Sie bewegte sich und schrie auf. Feuer lief mit jedem Atemzug an ihrer Seite herunter. Sie erkannte Linzel, die mit besorgtem Gesicht auf das Bett zueilte, in dem sie lag.
    »Ari?« krächzte Calla und wagte nicht, sich noch einmal zu bewegen. Linzel grinste.
    »Woher habe ich nur gewußt, daß das deine erste Frage sein würde?« neckte sie. »Ari geht es gut. Sie ist unten mit Maurita im Kräutergarten, obwohl mir schleierhaft ist, wie Maurita es schafft, sie von dir fernzuhalten. Sie war ständig in diesem Zimmer, hat jede Stunde Wasser und Brühe und ich weiß nicht, was sonst noch alles geholt. Die sind von ihr.« Und Linzel wies auf die Blumen, die auf dem Nachttisch standen.
    »Alyn?«
    »Tot. Seine Männer waren so erschrocken, ihn auf diese Weise sterben zu sehen, daß sie keinen Finger rührten, euch festzunehmen.
    Einer von ihnen - Oberlon ist sein Name - sagte, es sei ein Zeichen, daß du und ›das arme Mädchen‹ im Recht seien, und er werde die Hand nicht gegen euch rühren. Er brachte euch hierher, und ich kam zwei Tage später an.«
    »Zwei Tage? Wie lange habe ich dann … ?«
    »Beinahe sieben Tage. Allmählich dachten wir schon - aber dann sagte ich: Sie ist stark und hartnäckig. Ganz gleich, wieviel Blut sie verloren hat, sie wird so leicht nicht sterben. Wenigstens nicht, bevor sie herausgefunden hat, was mit Ariel passiert ist.«
    »Dann wird es dich freuen, zu hören, daß mir nicht im geringsten nach Sterben zumute ist. Aber mir ist auch nicht danach zumute, mich zu bewegen. Ich habe schrecklichen Durst, und vielleicht könnte ich etwas zu essen …«
    »Dir geht es besser, das ist sicher, wenn du anfängst, dieses und jenes zu verlangen«, stellte Linzel glücklich fest. »Ich werde für dein Abendessen sorgen, und dann lassen wir Ari zu dir. Vorher muß ich dir jedoch etwas berichten. Ich glaube, du bist kräftig genug dazu.
    Tatsächlich denke ich, es könnte dir guttun, das zu hören.«
    »Was ist denn? Ich merke schon, wie ich vom Warten schwächer werde.«
    »Wir hatten eine Besprechung der Gildenhaus-Mitglieder, nachdem Oberlon euch hergebracht und eure Geschichte erzählt hatte. Da warst du, ganz blaß und verwundet und, soviel wir wußten, im Sterben. Und da war Ari an deiner Seite, stumm wie immer, aber dich mit ihrem Leben verteidigend. Und du hattest das deine vielleicht schon für sie gegeben.«
    Linzel hielt bei der Erinnerung an diesen schrecklichen Nachmittag inne. Ihre Stimme klang gepreßt.
    »Dein Bruder kam, sobald er erfuhr, was geschehen war. Er ist der nächste in der Erbfolge für Blaumtarken, jetzt, da Alyn tot ist, falls Ari nicht dorthin zurückkehrt. Er scheint mir ein guter Mann zu sein und hat euch beide gern;

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