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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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einzelnen verdammten Cent. Ich schicke dir seine Nummer per SMS. Sag ihm, er und Tweety the Bird sollen dir dein Geld geben. Richte ihm aus, von mir aus geht die Sache in Ordnung.
    LB: Vielen Dank, Ouboet.
    JS: Ruf mich nie wieder an – nie wieder, kapiert?
     
    Quinn ging gegen 23:00 Uhr wieder ins Büro, um die Installation in Walvisbaai zu überwachen.
    Der Techniker spielte ihm vorher die Gespräche zwischen Julius Shabangu und Lukas Becker vor. Quinn schüttelte ungläubig und sorgenvoll den Kopf. Dann schrieb er hastig eine E-Mail an Masilo und Rajkumar. Er sagte, Becker sei seiner Meinung nach seit seinem Anruf bei Shabangu, der die Diamanten-Aktion so torpediert habe, nicht mehr bloß ein amüsanter Zwischenakt, sondern man müsse ihn als unbekannten |293| Faktor mit einbeziehen, der die ganze Operation gefährden könne. Deshalb müssten sie dringend mehr über ihn erfahren, ein Tiefenprofil erstellen. Und ernsthaft erwägen, ihn aus dem Verkehr zu ziehen.
    Er verschickte die E-Mail und ging in die Leitstelle. Noch fünfzehn Minuten bis zum Beginn der Hacker-Attacke in Walvisbaai. Er murmelte ein Stoßgebet. Lieber Gott, bitte mach, dass heute Nacht nicht wieder alles in die Hose geht. Amen.
     
    (28. September 2009. Montag.)
    Nachts um zwanzig nach zwölf wurde Milla von ihrem Handy aus dem Schlaf gerissen und stolperte mit einem unguten Vorgefühl ins Wohnzimmer. Sie sah, dass Barend der Anrufer war; ihre Eingeweide zogen sich zusammen.
    »Geht es dir gut?«, lautete ihre erste Frage.
    »Es geht um Papa«, antwortete er.
    Milla musste sich setzen. »Was ist passiert?«
    »Er ist zusammengeschlagen worden, Mama. Er liegt im Krankenhaus.«
    »Zusammengeschlagen? Wo denn?« Sie fragte sich, warum die Stimme ihres Sohnes so vorwurfsvoll klang. Es war doch nicht ihre Schuld.
    »In Jakobsdal, aber die Sanitäter haben ihn mit dem Krankenwagen nach Kimberley gebracht.«
    »Barend, wie ernst ist es?«
    »Ernst. Ein Wangenknochen, die Nase und ein paar Rippen sind gebrochen.«
    »Woher weißt du das? Wie hast du es erfahren?«
    »Er hat mich eben angerufen.«
    »Dein Vater hat dich angerufen?«
    »Ja.«
    Fast wäre ihr erleichtert herausgerutscht: Dann kann es ja nicht so ernst sein. Sie war aufgesprungen und ließ sich jetzt langsam wieder aufs Sofa sinken. »Wer hat ihn zusammengeschlagen? Und warum?«
    |294| »Ein paar Kerle sind in die Kneipe gekommen und auf sie losgegangen …«
    »Was heißt ›auf sie‹?«
    »Oom Tjaart, Oom Langes, Oom Raynier und Papa waren mit den Harleys unterwegs und haben in Jakobsdal angehalten, um etwas zu trinken. Da sind diese Verrückten in die Kneipe gekommen und haben sie einfach so zusammengeschlagen.«
    Deswegen musste Barend also in den Ferien zu seiner Großmutter. Damit Christo und seine Freunde eine Motorradtour unternehmen konnten. Er kam immer noch nicht seinen Vaterpflichten nach, er war immer noch genauso egoistisch wie früher. Doch sie musste sich jetzt beherrschen, ihr Sohn brauchte sie.
    »Wissen Oma und Opa Bescheid?«
    »Nein.«
    »Ich rufe im Krankenhaus an und frage, wie ernst es ist, dann melde ich mich wieder bei dir.«
    »Warum rufst du nicht Papa an?«
    »Ich würde gerne die Meinung eines Mediziners hören.«
    Erst nachdem sie das Gespräch beendet hatte, wurde ihr klar, was Barends Frage bedeutete: dass er immer noch Hoffnung hegte und in dem Überfall eine Chance sah, sie und Christo wieder zu versöhnen.
     
    Eine halbe Stunde später rief sie Barend zurück. »Ich habe mit der Stationsschwester geredet. Sie sagte, die Verletzungen der Männer seien nicht kritisch – sie werden morgen alle wieder entlassen.«
    »Aber wie soll Papa nach Hause kommen, Mama? Er kann mit seinen gebrochenen Rippen doch nicht Motorrad fahren. Können wir ihn nicht abholen?«
    »Es gibt regelmäßige Flüge von Kimberley nach Kapstadt, Barend.«
    »Wie kannst du nur so gefühllos sein, Mama?«
     
    |295| Rajkumar konnte nicht gut mit Konflikten umgehen. Deswegen war ihm das Meeting unangenehm, die angespannte Atmosphäre, die augenfälligen Differenzen zwischen der Direktorin und Masilo. Hinzu kam, dass er wusste, dass sie kein Lob ernten würden, trotz der guten Arbeit gestern Nacht.
    Masilo blieb stur vor der Tür des Konferenzsaals stehen. Das ist seine Art zu protestieren, dachte Rajkumar, seine Art auszudrücken: Wenn ich mich mit ihr zusammen an einen Tisch setze, heißt das, dass ich mit ihr übereinstimme, solidarisch bin.
    Die Direktorin ihrerseits beachtete

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