Rote Spur
Vollzeitstudium der Landwirtschaft an der UV verpflichtete sich Becker wieder als Zeitsoldat bei der Marine. Von 1990 bis 1994 war er in Simonsstad stationiert und wurde schließlich zum Leutnant befördert. (unbestätigt)
Anschließend arbeitete er im Ausland.
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(1. Oktober 2009. Donnerstag.)
Es war bereits nach Mitternacht. Quinn schlief tief und fest, als sein Handy klingelte. Der Klingelton – und der ärgerliche Rippenstoß seiner Frau – weckten ihn. Hastig und verwirrt stand er auf, griff auf der Suche nach seinem Handy zweimal daneben, tappte schlaftrunken in den Flur und sah auf das Display. Es war sein Büroleiter in Johannesburg.
»Ja?«, meldete er sich.
»Entschuldigen Sie die Störung, aber es ist wegen Inkunzi Shabangu. Er wurde ermordet. Ein regelrechtes Blutbad in seinem Haus. Da dachte ich, ich informiere Sie lieber unverzüglich.«
»Wann war das?«
»Vor etwa einer Stunde.«
»Was ist passiert?«
»Sieht so aus, als sei Shabangu mit einem Gewehr erschossen worden, ein paar von seinen Leuten mit einer Handfeuerwaffe.«
»Wie haben Sie das so schnell herausgefunden?«
»Wir waren die Ersten am Tatort. Der Fahrer eines unserer Überwachungsfahrzeuge hat einen Weißen in Shabangus BMW vorbeirasen sehen und ist zum Haus gefahren. Alles stand offen, das Tor, das Garagentor, die Alarmanlage heulte. Da kam auch schon der private Sicherheitsdienst und bog auf das Grundstück ein. Der Mitarbeiter rief mich an, und ich gab ihm den Befehl, dem Wachmann ins Haus zu folgen. Sie fanden drei Leichen, Shabangu und zwei seiner Gangmitglieder.«
»Ist die Polizei schon da?«
»Sie sind zehn Minuten nach uns gekommen. Inzwischen wimmelt es hier von Leuten.«
Quinn war mittlerweile hellwach. »Erzählen Sie mir etwas über den Weißen.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Er ist blitzschnell abgehauen. Der Mann vom Observationsteam kann ihn nicht beschreiben. Für den BMW ist ein Fahndungsbefehl rausgegangen.«
|302| »Okay«, sagte Quinn. »Wie sind Ihre Beziehungen zur Polizei?«
»Ziemlich gut. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
»Danke.«
Quinn ging in die Küche, setzte sich auf einen der Barhocker vor der Frühstückstheke und dachte angestrengt nach.
Ouboet, soll ich lieber zu dir nach Hause kommen? Ich weiß, wo du wohnst.
Ungefähr das hatte Becker letzte Woche am Telefon zu Shabangu gesagt.
Becker. Er hatte gestern die Nummer angerufen, die er von Shabangu bekommen hatte, nämlich die von Shahid Latif Osman. Doch man hatte ihm weisgemacht, er hätte sich verwählt.
War er in der Nacht hinaus zu Shabangu gefahren? Am Ende seiner Geduld?
Was hatte Inkunzi zu ihm gesagt, bevor er erschossen wurde? Über Osman und den Höchsten Rat?
Quinn griff nach seinem Handy, rief bei der PIA an und hatte den Agenten am Telefon, der Nachtdienst in der Leitstelle schob. »Ich brauche einen Fahndungsaufruf mit höchster Priorität nach Lukas Becker, seine Personen- und Kreditkartendaten sind im System. Ich will über jeden seiner Schritte informiert werden. Und rufen Sie in der Dienststelle in Bloemfontein an. Sagen Sie, ich brauche sämtliche Mitarbeiter für die Ermittlungen im Fall Becker. Unverzüglich.«
Quinn stützte die Ellbogen auf die Frühstückstheke und rieb sich die Augen. Die Sache war plötzlich kompliziert geworden. Sie als Geheimdienst hatten es auf einmal mit einem Kapitalverbrechen zu tun. Irgendjemand würde entscheiden müssen, inwieweit sie die Polizeibehörden einweihen sollten. Und wann.
Aber das war nicht sein Problem. Es wurde Zeit, auch den Anwalt aus dem Schlaf zu reißen.
Lukas Becker ging den Fahndern um sieben Uhr morgens ins digitale Netz, als er am Oliver Tambo-Flughafen in Johannesburg am Schalter der Fluggesellschaft 1Time mit seiner Kreditkarte |303| ein Ticket für Flug Nummer 1T 103 nach Kapstadt kaufte.
»Die Maschine startet um 9:25 Uhr und landet um 11:35 Uhr«, sagte Quinn zu Masilo am Telefon. »Die Fluggesellschaft hat einer Identifikation der Passagiere während des Fluges zugestimmt. Ich schicke meine besten Leute, um gleich nach Beckers Ankunft seine Verfolgung aufzunehmen.«
»Gut«, sagte Masilo.
»Und die Polizei?«
»Zu riskant. Besser, wir informieren sie erst mal nicht. Aber Sie lassen Becker nicht aus den Augen. Nicht eine Sekunde lang.«
Die Flugbegleiterin führte die IFI oder
In-Flight-Identification
vierzig Minuten nach dem Start durch. Sie studierte die Passagierliste und sah, dass es nur einen Becker auf dem Flug
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