Rote Spur
verdammt. Haben diese Leute kein Privatleben?«
»Warum soll es dir besser gehen als uns?«, fragte »Donatella« MacFarland.
An jenem Tag war die »große Konfrontation« das bestimmende Thema. Es war ein Tag der kurzen Berichte. Peu à peu setzte man die spärlichen Informationsfetzen zusammen, die Stunde um Stunde eintrafen.
Oom Theunie feilte am Profil einer jungen Frau.
»Wie kommen die nur an solche Leute?«, fragte er. Wenig später formulierte er kopfschüttelnd den Ausdruck »Spuren hinterlassen«.
»Wie bitte?«, fragte Mac gereizt.
»Ich habe herausgefunden, dass Cornelia Johanna eine professionelle Spurensucherin ist. Die Ironie liegt darin, dass sie selbst praktisch keine Spuren hinterlassen hat.«
Milla lächelte. Sie arbeitete an einem Bericht über einen gewissen Ephraim Silongo, auch als »Snake« bekannt. Sie aktualisierte ihn regelmäßig, sobald die Agenten neue Berichte schickten. Die Leiche von Snake Silongo war auf einer verlassenen, unbefestigten Straße in den Waterbergen der Limpopo-Provinz gefunden worden. Zahlreiche Knochenbrüche, Schusswunde im Kopf. Laut Informationen der Polizei hatte er bereits an mehreren bewaffneten Raubüberfällen teilgenommen und gehörte zum Syndikat von Julius Shabangu.
|288| »Haben wir nicht vor kurzem über einen gewissen Julius recherchiert?«, fragte sie.
»Haben wir«, antwortete Theunie. »Der Bericht muss in der Datenbank sein.«
Während sie danach suchte, dachte sie wieder an die Blase, in der sie gelebt hatte, und an ihre Ahnungslosigkeit über die Parallelgesellschaften in diesem Land.
Donald MacFarland berichtete ihnen schließlich nach einem geflüsterten Telefongespräch über die große Konfrontation, mit gedämpfter Stimme und kurzen Seitenblicken auf Mutter Killians Tür. »Offenbar hat unsere Chefin heute Morgen ordentlich auf den Putz gehauen«, sagte er.
»Wie bitte?«, fragte die Göttin, deren Neugier stets geweckt wurde, wenn sie Mac in seinem Plauderton reden hörte.
»Offenbar, meine Liebe, hat unsere hochverehrte Direktorin einen Wutanfall bekommen und mit Gegenständen um sich geworfen.«
Alle drei rückten näher, und Mac wiederholte so theatralisch wie möglich das Gerücht. Es ging um irgendetwas, was letzte Nacht geschehen war, eine Operation, die völlig in die Hose gegangen war, und heute Morgen hatte Janina Mentz alle wichtigen Leute in der Leitstelle zusammengetrommelt, inklusive Mutter Killian. Sie hatte sich vor versammelter Mannschaft aufgebaut, diejenigen, die zu spät kamen, strafend angeblickt, gewartet, bis alle saßen, und dann mit ihrer Gardinenpredigt losgelegt. »›Noch nie in meinem ganzen Leben ist mir eine solche Unfähigkeit und eine derartig stümperhafte Dummheit begegnet‹, so fing sie an und steigerte sich immer mehr hinein«, berichtete Mac genüsslich. »Und sie hat tatsächlich mit Gegenständen um sich geworfen. Mister Nobody provozierte sie, und da bat sie alle anderen zu gehen, und anschließend hatten die beiden eine Auseinandersetzung hinter geschlossenen Türen. Angeblich konnte man sie den ganzen Flur hinunter schreien hören.«
|289| Masilo betrat mit einem Blatt Papier in der Hand das Büro von Janina Mentz. Er stellte sich vor ihren Schreibtisch und sagte: »Hier ist meine Kündigung. Sie ist auf den 13. Oktober datiert. Wenn ich den Terroranschlag nicht verhindern kann, verlasse ich die Behörde. Wenn ich Erfolg habe, überlasse ich es Ihnen, ob Sie meine Kündigung annehmen.«
Mentz starrte ihn ausdruckslos an.
»Wir können weder Willem de la Cruz noch Terrence Richard Baadjies aufspüren.« Masilos monotone Stimme verriet seine Müdigkeit und seine Resignation. »Wir vermuten jedoch, dass sie die Diamantensendung irgendwo unterwegs abzufangen versuchen. Außerdem vermuten wir, dass de la Cruz nur darauf wartet, die Transaktion mit dem Höchsten Rat abzuschließen, bevor er sich nach Südamerika absetzt. Deswegen überwachen wir jetzt alle Auslandsflüge von Kapstadt und Johannesburg aus. Wir haben mit den Verkehrsbehörden am West-Kap telefoniert; sie werden jeden Mercedes 1528, der an einer Zugbrücke auf dem Weg ans Kap anhält, aufhalten, bis einer unserer Agenten ihn durchsucht hat. Wir haben die Observation und Beschattung von Suleyman Dolly, Shahid Latif Osman und Baboo Rayan intensiviert. Das Einsatzteam steht bereit und tritt in Aktion, sobald es irgendeinen Kontakt zwischen dem Höchsten Rat und den Restless Ravens gibt. Die Operation, um Zugang zum
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