Rote Spur
sechsunddreißig.«
Delport und Fischer nickten angetan.
»Ich möchte den Wagen ihres Mannes auf Fingerabdrücke untersuchen«, sagte Joubert. »Haben wir jemanden, der den Abgleich vornehmen kann, wenn ich etwas finde?«
»Ausgezeichnet«, sagte Jack Fischer. »Aber wir arbeiten mit einem Externen, um die Fingerabdrücke zu nehmen. Er war Kriminaltechniker und hat im Labor gearbeitet, sich dann aber selbständig gemacht. Er bietet ein Gesamtpaket an. Da er einen heißen Draht zur SAPD hat, bekommen wir das Ergebnis innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Nortier …«
|503| »Cordier«, korrigierte Fanus Delport. »Du findest ihn in der Datenbank.«
Das hätte ich doch machen können, dachte Joubert. Dann hätte ich Bennie Griessel gebeten, die Abdrücke vergleichen zu lassen und dadurch Geld gespart. »Jack, Tanja Flint hat nur dreißigtausend …«
Fischer rieb sich grinsend über den Schnurrbart. »Sein erster Fall«, bemerkte er, und die anderen stimmten gutmütig in sein Lachen ein.
»Mat, das behaupten alle. Es ist ein Spiel. Wenn sie noch mehr braucht, wird sie es auftreiben. Übrigens, Kollegen, ich habe hier einen Meneer Benn …«
»Bell«, half ihm Delport wieder auf die Sprünge.
»Genau. Bell. Ein paar Nigerianer haben ihn mit einem Vier-eins-neun-Trick um eins Komma vier Millionen erleichtert. Wer hat Lust, seinen Bonus ein bisschen in die Höhe zu treiben?«
Während Joubert seine gefahrenen Kilometer in das System eingab, dachte er bei sich, dass es für Tanja Flint keineswegs ein »Spiel« war. Er kannte ihre finanzielle Situation. Dass man hier so auf das Geld fixiert war, missfiel ihm immer mehr. Irgendwann würde er sich mit Jack zusammensetzen und ihm sagen müssen, wie er sich fühlte. Doch erst musste er seine Arbeit leisten.
Er rief Tanja an. Sie klang müde. »Ich habe mit Meneer Eckhardt gesprochen. Er sagte, Sie könnten Danies Büro jederzeit durchsuchen, wir hätten die volle Unterstützung der Firma und überall freien Zugang. Sie müssen sich nur mit Neville absprechen.«
Joubert dankte ihr und erklärte anschließend, dass er vorhabe, den Audi auf Fingerabdrücke untersuchen zu lassen.
»Wie viel wird das kosten?«
»Ich werde es herausfinden und Sie zurückrufen.«
»Meinen Sie, das ist notwendig? Sollten wir nicht erst auf die Ergebnisse der Handyortung warten?«
|504| »Das wäre vielleicht sinnvoll.«
Anschließend rief Joubert Jannie Cordier, den Kriminaltechniker, an und erklärte, wer er war und was er wollte.
»Tagsüber bin ich ausgebucht, aber heute Abend könnte ich Sie dazwischenschieben«, antwortete er in hektischem Falsett.
»Was verlangen Sie?«, fragte Joubert.
»Soll ich das Auto von innen und außen überprüfen?«
»Ja, bitte.«
»Eins fünf, plus sechshundert für jedes Set Abdrücke, das ich für Sie identifizieren soll.«
»Ich melde mich bei Ihnen.«
Dann vereinbarte er für zwölf Uhr einen Termin mit Neville Philander im Depot der Atlantic Bus Company, nahm sich die Liste mit den Telefonnummern vor, die Tanja Flint zusammengestellt hatte, und rief einen nach dem anderen die Freunde ihres Mannes an. Immer wieder stellte er dieselben Fragen: Hatte sich Danie in den Wochen vor seinem Verschwinden merkwürdig verhalten? Hatte er von irgendwelchen Problemen erzählt, bei der Arbeit, in der Ehe? Hatte er Feinde? War er in irgendwelche Auseinandersetzungen oder Streitigkeiten verwickelt? Hätte er irgendeinen Grund gehabt, verschwinden zu wollen? Die Antworten, die ihm bereitwillig, ja eifrig gegeben wurden, waren immer dieselben: Danie sei ein »netter Mensch«. Danie sei fröhlich, munter, ausgeglichen. Loyal und jedermanns Freund. Danie sei ein Partylöwe gewesen, die Seele jeder Feier, er habe für seine Frau, seine Arbeit und Ausgehen, Ausgehen, Ausgehen gelebt.
Nach dem letzten Gespräch lehnte Joubert sich in seinem Stuhl zurück und dachte über das Phänomen der Opferglorifizierung nach. Ein weit verbreiteter Mechanismus, gespeist aus Schuldgefühlen, weil man selbst am Leben war und dem universellen Motto »über die Toten nur Gutes«, was den Polizisten die Arbeit erheblich erschwerte. Es trug nämlich dazu bei, die Risse zuzugipsen. Und Risse gab es immer.
Gegen elf Uhr telefonierte er mit Mevrou Gusti Flint, Danies Mutter, um nachzufragen, ob er sie persönlich sprechen |505| könne. »Sie können gerne kommen«, antwortete sie, »ich bin sowieso den ganzen Tag zu Hause.« Sie gab ihm ihre Adresse in Panorama.
In
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