Rote Spur
solcher Fälle hatte er als uniformierter Konstabel behandelt! Damals, vor dreißig Jahren.
Mein Gott, wie die Zeit verging.
Er fuhr nach Milnerton, wo er und Margaret seit sechs Monaten in der Tulbaghstraat wohnten, ihr fünftes Haus in fünf Jahren, aber es war ihm egal, denn ihre »Projekte« begeisterten sie so sehr. Sie suchte immer nach richtigen Schnäppchen, ein solides Haus in einer guten Gegend, das aber heruntergekommen war. »Das hässlichste Haus in einem schönen Viertel« war ihr Motto. Dann plante sie mit Sachverstand und gutem Geschmack Umbau und Renovierung, machte es hübsch zurecht, |498| und wenn es fertig war, zogen sie ein, weil ein Haus sich leichter verkaufte, wenn Leute darin wohnten – Leben, Aktivität, Düfte aus der Küche, geschmackvolle Einrichtung. Wenn sie potentielle Käufer erwartete, erhitzte sie Vanille im Ofen oder backte einen Kuchen und schaltete leise heitere Musik ein. Im Sommer sorgte sie dafür, dass das Haus kühl, im Winter, dass es warm war, mit einem Feuer im offenen Kamin. Sie war schon dabei, das nächste zu kaufen, in Constantia, sie konnte es für ein Butterbrot bekommen, bei der derzeitigen Marktlage.
Er setzte sich zu ihr in die Küche, während sie das Abendessen zubereitete, und erzählte ihr von seinem Tag.
»Ist sie hübsch?«, war ihre erste Frage, unverhohlen eifersüchtig, noch immer, aufgrund der Tragödie ihrer ersten Ehe.
»Nein«, antwortete er. »Aber sie ist tapfer. Und ein Nissan.« Das musste er ihr erklären.
»Und was bin ich dann?«
»Mein Mercedes!« Was sie zum Lachen brachte.
»Und im Büro?«
Er zuckte mit seinen massiven Schultern. »Es ist schon ganz anders. Jack ist … sehr hinter dem Geld her. Aber das muss er wohl sein. Und es geht ziemlich förmlich zu.«
»Du wirst dich daran gewöhnen.«
Er trainierte vierzig Minuten lang an der Rudermaschine auf der Terrasse neben dem Swimming-Pool, duschte und schenkte ihnen beiden ein Glas Rotwein zum Essen ein – Nudeln mit Hähnchenteilen auf Cajun-Art, Feta und sonnengetrockneten Tomaten. Sie erzählte ihm von ihrem Besuch bei ihrer Tochter Michelle und ihrem Plan, den morgigen Tag größtenteils in Constantia zu verbringen.
Mit Tanja Flints Unterlagen machte er es sich im Fernsehzimmer bequem, während sie auf dem BBC-Lifestylekanal Sendungen über Antiquitäten und Kochen anschaute. Sie legte ihm die Hand auf das Bein. Er ackerte die Finanzen und die Anrufliste durch.
Als sie später den Fernseher ausschaltete, fragte sie: »Und?«
|499| Er legte die Unterlagen neben sich auf das Sofa. »Nichts. Ich weiß nicht genau, es gibt zwar ein gewisses Muster, aber nichts, was darauf hinweist, was mit ihm geschehen sein könnte. Sein Verschwinden ist völlig untypisch, das ist das Problem. Die große Mehrheit der erwachsenen Männer, die unterwegs von der Arbeit nach Hause verschwinden, wird überfallen. Das Auto wird gekapert, der Mann wird gezwungen, seine Bankkarten und PIN-Nummern rauszurücken, die Angreifer stehlen, was sie können, schnappen sich das Auto und lassen ihn zurück oder bringen ihn um. Seine Leiche wird gefunden, das Auto ein, zwei Tage später an einer anderen Stelle … Dieser hier hatte eine Kreditkarte in seinem Portemonnaie, aber sie wurde nach seinem Verschwinden nicht benutzt. Die Sporttasche wurde einfach liegengelassen. Das Auto stand ordentlich auf dem Parkplatz …«
»Hmm«, brummte sie.
»Die zweite logische Erklärung wäre, dass er sich absichtlich aus dem Staub gemacht hat. Aber in solchen Fällen findet man immer Hinweise. Telefonate mit einer anderen Frau, Vorbereitungen, Geldausgaben. Es sei denn, der Kerl ist besonders schlau, aber Danie … Und warum sollte er die Sporttasche einfach zurücklassen? Und sein Auto, seinen wertvollsten Besitz!«
»Welches Muster hast du entdeckt?«
»Sie … Es ist keine große Sache. Man muss genau hinsehen, aber … Er fährt einen Audi, der eine Viertelmillion gekostet hat, sie einen kleinen Citi Golf. Und die Kontobewegungen … Wenn man die üblichen Ausgaben für Wasser, Strom, Lebensmittel und Benzin außer Acht lässt, hat sie sehr wenig für sich selbst ausgegeben. Das meiste ist für ihn draufgegangen – Friseur, Kleider, CDs … Ich habe irgendwie den Eindruck, dass sie ihn verwöhnt hat. Oder versucht hat, ihn bei Laune zu halten …«
Er war tief in Gedanken versunken und bemerkte plötzlich, wie Margaret ihn ansah, mit einem leichten Lächeln und einem Funkeln in ihren ungleichen Augen.
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