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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Schoß behalten.
    Er würde sie fragen, wie es ihr gehe und wie es bei der PIA laufe. Sie würde antworten, danke, sehr gut, Herr Minister. Danke auch, dass Sie sich so kurzfristig Zeit genommen haben, aber ich wollte Sie so schnell wie möglich über den Vorgang unterrichten. Vor allem in Anbetracht der aktuellen Diskussionen.
    Sie würde seine Reaktion abwarten, das Heben seiner Augenbrauen, das Gefrieren seines Lächelns. Dann würde sie mit sorgfältig gewählten Worten erläutern, dass es um eine heikle Angelegenheit ginge. Zu … prekär, um sie beim wöchentlichen Sicherheitsmeeting anzusprechen.
    |75| Danach würde sie eine Kunstpause einlegen. Der Minister war ein kluger Mann und würde die richtigen Schlüsse ziehen. Vielleicht müsste sie ein wenig nachhelfen, indem sie betonte, dass die PIA als Einzige über diese Informationen verfügte. Begleitet von einer Kinnbewegung zur Akte. Die Sache sei in vertrauensvollen Händen.
    Dann würde sie dem Minister eröffnen, es ginge um Waffenhandel.
    Sie würde dieses Wort gebührend betonen, das für die Regierungspartei und den designierten neuen Leiter des Supergeheimdienstes eine so hartnäckige Last auf den Schultern bedeutete. Dazu die aktuelle Diskussion, die die Opposition ausgerechnet jetzt losgetreten hatte. Dem Minister musste das Herz schneller schlagen. Damit rechnete Janina Mentz.
    Wieder würde sie einen Augenblick warten, ehe sie mit der nächsten komplizierten Enthüllung aufwartete.
    Meneer, muslimische Extremisten sind in den Fall verwickelt, und alle Indizien weisen darauf hin, dass sie einen Anschlag in Kapstadt planen. Mit eingeschmuggelten Waffen …
    Daran würde er sicherlich eine Weile zu kauen haben.
    Wir werden alle unsere Kräfte bündeln, weil wir uns bewusst sind, in welch schwierige Position dies den Präsidenten bringen könnte.
    Der Minister würde begreifen, was mit »schwierige Position« gemeint wäre. Angesichts der Waffenverkäufe an den Iran und Libyen.
    Dann würde sie langsam die Akte vom Schoß nehmen und sie ihm feierlich auf den Schreibtisch legen. Als wöge sie sehr schwer.
    Sollten Sie in irgendeiner Weise über den Fall reden wollen, nachdem Sie die Einzelheiten studiert haben: Ich stehe Ihnen rund um die Uhr zur Verfügung.
    Als sie die Kreuzung Parlementstraat überquerte, hob Janina Mentz die Aktentasche, um auf ihre Armbanduhr zu schauen. Sie war früh dran.
    |76| Sie verlangsamte ihre Schritte und umklammerte fest den Regenschirm, während Wind und Regen der Kaltfront an ihr zerrten.

13
    (12. September 2009. Samstag.)
    »Dir ist aber doch klar, dass wir alle Ausschuss sind, oder?«, fragte die Göttin Jessica, während sie Rotwein nachschenkte. Ihre Aussprache war durch den Alkohol schon ein wenig undeutlich. »Die vielen Fragen, die du bei den Bewerbungsgesprächen beantworten musstest, dieser ganze Psychotalk von wegen: ›Würden Sie sich als ehrgeizig bezeichnen?‹ – alles Mist. Wissen wollten sie im Grunde nur das Eine: Bist du Ausschuss? Den mögen sie nämlich. Hoffnungslose Fälle, Außenseiter. Restposten ohne soziale Bindungen.«
    Milla war auch schon nicht mehr nüchtern und nickte ein wenig übertrieben.
    »Schau doch mal genau hin. Die ganze Agentur ist ein Paradebeispiel für positive Diskriminierung, ein perfektes Spiegelbild der Regenbogennation, aber wir sind alle weiß, über vierzig, gescheiterte Existenzen. Theunie hat vorher bei einer Tageszeitung in Jo’burg gearbeitet und wurde gefeuert, weil er in seiner Kolumne abgeschrieben hat. Zwei Mal. Deswegen hat sich wiederum seine dritte Frau von ihm scheiden lassen. Mac hat die Layout-Abteilung einer Johannesburger Tageszeitung geleitet, bis sie ihn mit dem Postgehilfen erwischten. Im Postbüro. Du bist die davongelaufene Hausfrau. Und ich … Willst du eine?« Sie hielt Milla die Schachtel mit ihren langen, dünnen Zigaretten hin.
    »Danke.«
    Jessica zündete sich konzentriert eine Zigarette an und hob dann ihr Glas zu einem Trinkspruch. »Auf die Skandal-Abteilung!«
    Milla stieß mit ihr an. »Du warst in einen Skandal verwickelt?«
    |77| »Allerdings.«
    Der Wein machte Milla mutig. »Was hast du angestellt?«
    »Das weißt du nicht?«
    »Nein.«
    »Seltsam.« Die Göttin grinste sie mit ihrem Zahnpastagebiss an. »Dabei gehört mein Fall zu den interessanteren. Ich dachte, Mac hätte zumindest darauf angespielt …«
    »Nein, keineswegs«, erwiderte Milla.
    »Na schön, dann erzähle ich es dir«, sagte Jessica und zog kräftig an ihrer

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