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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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auf, zog Morgenmantel und Pantoffeln an, schlurfte in die Küche und setzte die Kaffeemaschine in Gang.
    Dann dachte sie bei sich, dass sie gestern Abend wenigstens ein bisschen gelebt hatte. Dass sie sich ein Quäntchen von dem zurückerobert hatte, was ihr entgangen war.
     
    Mitschrift: Abgehörtes Telefongespräch zwischen J.N. Shabangu (alias Inkunzi) und A. Hendricks
    Datum und Uhrzeit: 13. September 2009, 20:32
    S: Ich habe eine Nachricht für Inkabi.
    H: Wie lautet sie?
    S: Das Exportgeschäft …
    H: Ja?
    S: Der potentielle Käufer. Er hält sich in Kapstadt auf. Er ist ein Inkosi …
    H: »Inkosi« verstehe ich nicht.
    S: Inkosi heißt »bedeutender Mann«. Ein Boss. Sie wissen schon … von einem … Unternehmen. Wie könnte man es ausdrücken? Wir sind in derselben Branche, der Käufer und ich. Er macht Geschäfte in Kapstadt.
    H: Okay.
    S: Wie wir erfahren haben, lautet sein Name Tweety the Bird. H: Tweety the Bird.
    S: So haben wir gehört. Vielleicht können Sie uns dabei helfen, ihn zu finden.
    H: Okay.
    S: Und wir glauben, die Ware wird Ende des Monats auf den Weg gebracht. Irgendwann nach dem 24.
    |81| H: Was wissen Sie noch über den Transport und die Route?
    S: Wir glauben, der Transport wird per Lkw abgewickelt, aber die Route ist nicht sicher. Deswegen müssen Sie diesen Tweety the Bird finden. Er muss den Weg kennen. Sie müssen ihn dazu bringen, ihn uns zu verraten.
    H: Okay.
    S: Ich gebe Ihnen eine Telefonnummer. Sie wird sich am Sonntag ändern, dann rufe ich Sie wieder an.
    H: Wie lautet die Nummer?

14
    (14. September 2009. Montag.)
    Um 06:46, während er in der Nansenstraat in Claremont mit seiner Frau und seinen beiden halbwüchsigen Söhnen beim Frühstück saß, erhielt Quinn die SMS. Er warf einen flüchtigen Blick auf das Display seines Handys, entschuldigte sich, stand vom Küchentisch auf, ging ins Schlafzimmer und rief Masilo an.
    »Osman ist am Flughafen, unterwegs nach Walvisbaai«, sagte er, als sich Masilo meldete.
    »Wann geht der Flug?«
    »Sicher innerhalb der nächsten Stunde.«
    »Dann müssen wir Gas geben.«
    »Wir haben nur einen Agenten in Namibia. In Windhoek. Ich rufe ihn an und frage, wie schnell er in Walvisbaai sein kann.«
    »Danke, Quinn … Walvisbaai? Was will Osman in Walvisbaai?«
     
    »Wieso Walvisbaai?«, fragte auch Janina Mentz am runden Tisch in ihrem Büro. Es war 08:41.
    »Das ist der Hafen, über den die Waffen eingeschmuggelt werden«, meinte Tau Masilo.
    »Reine Spekulation.«
    Doch Masilo war gut vorbereitet. »Nach dem Ockhamschen Rationalitätsprinzip ist immer die einfachste Theorie allen anderen |82| vorzuziehen. Nach dem Debakel mit Ismail Mohammed wird es der Höchste Rat wahrscheinlich um jeden Preis vermeiden wollen, die Aufmerksamkeit auf das Kap zu lenken. Sie sind jetzt vorsichtiger denn je. Sie wissen, dass es schwierig sein wird, die Waffen hier an Land zu bringen, und wenn etwas schiefläuft, wird der Verdacht sofort auf sie fallen. Das muss man ihnen lassen: Walvisbaai ist klug gewählt. Weniger Sicherheitsvorkehrungen, geringere Bestechungsgelder, gute Verkehrsverbindungen über den Trans-Kalahari-Korridor nach Gauteng. Und sollte irgendwo etwas schieflaufen, gibt es weniger Beweise für ihre Beteiligung.«
    Mentz dachte über diese Hypothese nach und nickte dann. »Könnte sein. Was unternehmen wir?«
    »Osman fliegt zunächst nach Windhoek, wo er umsteigen muss. Wir haben in Namibia einen Agenten, der bereits mit dem Auto unterwegs nach Walvisbaai ist. Er müsste eine Stunde vor Osman dort eintreffen.«
    »Wann kommt Osman an?«
    »Um eins.«
    »Wie gut ist unser Mann in Namibia?«
    »Sein Name ist Reinhard Rohn. Dreißig Jahre Erfahrung. Ein alter Schakal. Seine Berichte sind immer fundiert und präzise.«
    »Wie kommen wir an solche Leute?«, fragte Mentz und runzelte die Stirn. »Wenn wir jemanden im innersten Kreis gehabt hätten, Tau, würden jetzt schon drei unserer besten Teams Osman da drüben erwarten.«
    Masilo nickte nur. Er hatte jetzt keine Lust, erneut darüber zu diskutieren. Er wechselte das Thema: »Wir wissen übrigens, wer Johnson Chitepos Diamantensendung kaufen will.«
    Mentz brauchte einen Augenblick, um den Gedankensprung nachzuvollziehen. »Ach ja?«
    »Die Rollenverteilung in diesem Drama wird immer interessanter. Inkunzi Shabangu hat am Wochenende erneut beim Höchsten Rat angerufen und diese Nachricht übermittelt. Der |83| neueste Mitspieler ist offenbar ein gewisser William »Tweetybird« de la

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