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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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sah sie die Rücklichter des Saab. Sofort ging Toby vom Gas und blieb hinter dem Wild, das sie verfolgte, weit genug zurück, daß sie es gerade nicht aus dem Blick verlor. An der nächsten Kreuzung bog der Saab nach links ab.
    Wenige Sekunden später bog Toby ebenfalls ab.
    Der Saab fuhr in westlicher Richtung in die vornehmere Gegend von Wellesley. Am Steuer saß nicht Jane, sondern ein Mann. Die Umrisse seines Kopfs konnte sie im Licht der entgegenkommenden Scheinwerfer erkennen. Von der Umgebung sah Toby nur hin und wieder etwas, weil sie ganz auf ihre Beute konzentriert war: mal ein Eisengitter und eine hohe Hecke, mal eines der vielen Fenster, aus denen Licht in die Dämmerung fiel.
    Der Saab beschleunigte das Tempo, seine Rücklichter verschwanden im Dunkeln. Ein Lastwagen bog aus einer Seitenstraße herein und schob sich zwischen Toby und den Saab.
    Ärgerlich drückte sie auf die Hupe.
    Der Laster fuhr rechts an den Rand, und sie überholte ihn schnell.
    Die Straße vor ihr war leer.
    Fluchend suchte sie in der Dunkelheit nach der Spur eines Rücklichts. Rechts sah sie welche verschwinden. Der Saab war in eine Privatstraße abgebogen und fuhr durch eine dicht bewachsene Allee davon.
    Toby trat auf die Bremse und riß den Wagen herum, schaffte die Abbiegung gerade noch. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie blieb stehen und gönnte sich einen Moment, um ihre Nerven zu beruhigen und den Puls langsamer werden zu lassen. Die Rücklichter des Saab verlor sie zwischen den Bäumen aus den Blick, aber sie machte sich keine Sorgen mehr, ihn deswegen ganz zu verlieren. Diese Straße schien die Zufahrt zu einem Anwesen zu sein.
    Am Beginn der Straße gab es einen Postkasten. Das rote Fähnchen war hochgeklappt. Sie stieg aus und sah in den Briefkasten. Zwei Umschläge lagen darin, Strom- und Wasserrechnungen, adressiert an Trammell.
    Sie stieg wieder in den Wagen und holte tief Luft. Nur mit Standlicht fuhr sie langsam weiter. Die Straße wand sich durch die Bäume langsam bergab. Die ganze Zeit hatte sie den Fuß auf der Bremse und ließ den Wagen vorsichtig um die scharfen Kurven rollen, die in dem schwachen Standlicht kaum richtig auszumachen waren. Die Straße schien, wie sie sich so durch das immergrüne Dickicht wand, kein Ende nehmen zu wollen.
    Was am Ende der Straße lag, konnte sie nicht sehen. Nur ab und zu war ein Lichtschein zwischen den Zweigen zu erkennen.
    Tief hinab in die Höhle des Feindes, dachte sie. Aber umkehren konnte sie nicht. Der Schmerz und die Wut der vergangenen Wochen trieben sie weiter. Robbies Tod. Und auch bald Ellen.
    Leben Sie,
hatte Wallenberg ihr höhnisch geraten.
    Das hier ist jetzt mein Leben. Alles, was mir davon noch geblieben ist.
    Die Straße weitete sich zu einer Auffahrt. Toby fuhr an die Seite. Ihre Reifen rutschten über Kiefernnadeln. Sie schaltete den Motor ab.
    Vor ihr in der Dunkelheit lag ein herrschaftliches Haus. Die Fenster oben waren erleuchtet, und hinter einem glitt die Silhouette einer Frau von einer Seite zur anderen, in schnellen Schritten. Toby erkannte ihr Profil.
    Jane. Wohnte sie hier?
    Toby sah hoch zum ausladenden Dach des Hauses, das ihr den Blick auf den Himmel ziemlich verstellte. Vier Kamine zählte sie. Im zweiten Stock war auch noch Licht hinter den Fenstern.
    War Jane hier zu Gast? Oder bloß eine Angestellte? Ein Mann mit hellen Haaren tauchte am Fenster des ersten Stocks auf – er hatte in Janes Saab am Steuer gesessen. Beide sprachen miteinander. Er sah auf die Uhr und machte dann mit den Armen eine Wie-sollte-ich-denn-das-wissen-Geste. Jetzt wirkte Jane noch erregter, vielleicht sogar wütend. Sie ging durch das Zimmer und nahm den Telefonhörer ab.
    Toby nahm die kleine Taschenlampe aus ihrer Arzttasche und stieg aus.
    Der Saab stand nahe der Vorderveranda. Sie mußte herausbekommen, wem der Wagen gehörte und für wen Jane arbeitete.
    Sie ging nah heran und leuchtete mit der Lampe durch das Fenster. Drinnen war alles sehr ordentlich und sauber, nicht einmal ein Papierschnipsel lag am Boden. Sie zog an der Beifahrertür.
    Sie war nicht verschlossen. Im Handschuhfach lagen die Wagenpapiere, ausgestellt auf einen Richard Trammell. Sie löste die Kofferraumsperre, ging nach hinten und beugte sich mit der Lampe über den Kofferraum.
    Hinter ihr knackte ein Zweig, und etwas raschelte durch das Gebüsch. Dann ein tiefes, drohendes Knurren.
    Toby wirbelte herum und sah die Zähne des Dobermanns blitzen, als er auf sie zusprang.
    Die Wucht seines

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